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0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß

Titel: 0079 - Wir hetzten den Kobalt-Boß
Autoren: Wir hetzten den Kobalt-Boß
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Nassau auf den Bahama-Inseln —, den Absender, also die Mercuria Limited, die genaue Fracht und die Zeit der Abfahrt.
    Um allen Vorschriften zu genügen, setzten sich die Boote auch pünktlich in Bewegung und fuhren hinaus ins offene Wasser. Aber sie nahmen nicht etwa Richtung auf Detroit. Sie fuhren um den Südzipfel Kanadas herum durch den Lake Erie und suchten in den vielen Buchten auf kanadischer Seite an der Outer Bay zwischen der Insel Long Point und Buffalo Unterschlupf.
    Und nun erst begann der schwierigste Teil: das unbemerkte Durchschleusen der Ware durch die strengbewachte USA-Küste.
    »Im Glunde eine lecht einfache Angelegenheit«, erklärte Kollege Schlitzauge, der wie fast alle Chinamänner das R nicht aussprechen konnte und sich dafür des L bediente und der noch verhältnismäßig nüchtern war.
    »Schmuggelgeschaft sein nichts andeles als Handel untel besondelen Umständen.«
    Joe mußte ihm belustigt recht geben.
    »Du kannst doch schwimmen?« fragte er mich.
    Ich bejahte.
    »Das ist lecht gut. Manchmal muß man’s. Kannst du auch schließen?«
    »Auch das kann ich, Schlitzauge.«
    »Gut, gut! Oft muß man schhießen.«
    Was Pontius Pilatus vorausgesagt hatte, traf ein. Gläser krachten gegen die Wände, Fäuste droschen auf alkoholvernebelte Schädel. Ich hatte genug gehört und gesehen. Schlitzauge und Pontius Pilatus schlossen sich mir an.
    Als ich mich in meiner Kammer in die schmutzigen Decken hüllte, grübelte ich darüber nach, wie ich am kommenden Tage entwischen könnte, um mit Mr. High in New York und mit Phil Decker in Buffalo zu telefonieren. Dann schlief ich ein mit dem Bewußtsein, meinen Auftrag bis jetzt erfolgreich ausgeführt zu haben.
    ***
    Ich hatte noch keine Stunde geschlafen, als ich sehr unsanft wachgeschüttelt wurde.
    »Aufstehen! Mitkommen!« brüllte eine Stimme. Sie gehörte einem Polizisten.
    Sofort war ich da. Während ich in meine Kleider schlüpfte, hörte ich Stimmengewirr in den unteren Räumen.
    Aha, die Schlägerei hatte eine Polizeipatrouille aufmerksam gemacht, fuhr es mir durch den Sinn. Und noch etwas überkam mich in diesem Augenblick wie eine Erleuchtung: Eine vorübergehende Festnahme gab mir die Möglichkeit, mit New York und Buffalo zu telefonieren!
    Ein zweiter Polizist tauchte auf. Mir kam es sonderbar vor, daß sie es unterließen, meine Taschen zu durchsuchen. Auch dem Köfferchen schenkten sie keine Beachtung.
    Als ich das Köfferchen mitnehmen wollte, winkten sie ab.
    Komisch, wirklich komisch.
    Mit Alaska-Kid, Umberto mit den drei Fingern, dem Boxer und Rapus dem Finnen — alle ziemlich angeschlagen — wurde ich auf einen Überfallwagen verfrachtet, und ab ging es durch das schlafende Windsor zur Polizeizentrale. Warum Pontius Pilatus und Schlitzauge nicht dabei waren, lag daran, weil sie anderswo wohnten.
    Vor einem großen düsteren Gebäude mußten wir runter vom Wagen und rein in eine Tür. Über der Tür leuchtete in Neon: Police Station.
    Der erste Raum bot das übliche Bild: Hinter einer Barriere standen etliche Tische und Bänke, auf denen Polizisten :.aßen und dampfenden Kaffee tranken.
    Mit stumpfsinnigem Blick lehnten zwei Mädchen an der Wand und zwei Kerle, die vor uns eingeliefert worden waren.
    Der zweite Raum war ein Gemeinschaftsbüro. Die Tische waren auf beiden Seiten abgesteckt, und jeder trug auf einer Kupferplatte den Namen eines Polizeibeamten. Dieser Raum war fast leer. Nur in einem Winkel verhörte gerade ein rotgesichtiger Inspektor einen kleinen Mann, neben dessen Stuhl eine Kiste mit Werkzeugen stand.
    Wir wurden ohne Verhör in die Zellen gesperrt, die in einem Anbau untergebracht waren. Der Boxer schimpfte wütend, jemand fluchte, dann knallten Türen und Schlüssel klirrten.
    Gerade wollte ich auf einen Klingelknopf drücken, der neben der Zellentür angebracht war, als sie sich öffnete. Ein Beamter in Zivil lächelte mich an, wobei er ein Auge zukniff und den Finger an die Lippen legte.
    Ich verstand.
    Wenig später standen wir vor einer Tür im zweiten Stockwerk, auf der in schwarzen Buchstaben stand: Mac Ginis, Chefinspektor. Mein Begleiter klopfte, dann ließ er mich eintreten, ohne mir zu folgen.
    »Guten Abend, Mr. Cotton«, begrüßte mich ein Mann hinter einem Schreibtisch. »Es freut mich, Sie kennenzulernen. Nehmen Sie bitte Platz.«
    Ich war überrascht.
    »Woher wissen Sie von meinem Inkognito?« fragte ich.
    Der Chefinspektor war rundlich und hatte zwinkernde blaue Augen, die in einem roten
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