Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0069 - Das Gericht der Toten

0069 - Das Gericht der Toten

Titel: 0069 - Das Gericht der Toten
Autoren: Hans Wolf Sommer
Vom Netzwerk:
Mastaba Aja-Chets. Der Nebel löste sich auf.
    Zamorra ließ die Hand seines Gastes los. Im gleichen Augenblick erkannte er das Gastgeschenk. Neferptah hatte, als Cr durch den Kreis kam, die andere Hand auf dem Rücken gehalten. Jetzt zeigte er sie wieder offen vor. Sic hielt tin großes Messer umklammert. Lapislazuli, Smaragde, Rubine funkelten.
    Der Professor kannte diese Art Messer aus eigener, leidvoller Erfahrung.
    Ein Dämonenmesser!
    Neferptah benötigte gar nicht die aktive Mittäterschaft eines Dämonen.
    Einer der Gerichtsknechte hatte ihm sein Verstümmelungsinstrument zur Verfügung gestellt. Neferptah konnte sein Rächerhandwerk persönlich ausführen.
    Instinktiv wich Zamorra ein paar Schritte zurück.
    »Willst du mich töten, Pharao? Warum? Was tat ich dir?«
    »Ich vergesse nichts, Magier mit dem Silberglanz, der du jetzt so klein und häßlich bist wie der letzte Leichenwäscher. Du warst im Begriff, aus dem Gefängnis mich zu befreien, wandtest dich dann aber gegen mich. Dies wirst du mir büßen. Im ewigen Nichts wird dein Bewußtsein verlöschen wie eine Kerze im Wind.«
    Drohend und mit vor Selbstsicherheit strotzender Siegermiene trat er näher.
    »Aber nicht sogleich«, fuhr er fort. »Zuerst sollst du mir nennen den Schlupfwinkel des ruchlosen Sekere.« Seine Stimme hob sich.
    »Du weißt, wo er sich verbirgt, der feigste der Feigen. Gestehe es!«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst«, antwortete Zamorra.
    Ein tückischer Glanz trat in Neferptahs Augen.
    »Ein Lügner bist du, wie dein hinkendes Bein beweist. Unbelehrbar offenbar. So merke an, Zamorra: Lügen haben kurze Beine!«
    Und ehe es sich der Professor versah, stieß der Pharao ansatzlos mit seinem gewaltigen Messer zu und bohrte die Klinge in den unverletzten Oberschenkel Zamorras.
    Der Schmerz raubte ihm beinahe das Bewußtsein, hinderte ihn daran, nach der Hand des Schlächters zu greifen.
    Neferptah zog die Waffe aus dem gepeinigten Fleisch.
    »So sprich, Verlogener«, schrie er. »Wo hält der Ruchlose sich verborgen? Sehr wohl weiß ich, daß gemeinsame Sache ihr macht. Sonst wärest du nicht hier im Reiche des Osiris.«
    Es kostete den Professor große Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Zwar schloß sich die Wunde bereits wieder und hörte auf zu bluten, aber die Verletzung als solche, die Verletzung des Muskels, blieb.
    Zamorra wankte, aber er fiel nicht. Im Fleische nicht und im Geiste nicht.
    »Nichts wirst du von mir erfahren, blutgierige Bestie, die du bist!«
    »Ah!« machte Neferptah. »Du lästerst mich, Verstößt erneut wider die höchste Ordnung, deren Hüter auch wir gottähnlichen Pharaonen sind. Der Raub einen Auges lehrte dich nichts. Wohlan! Sehen wir, ob völlige Blindheit deine Zunge zu hüten vermag.«
    Wieder stieß er mit dem Dämonenmesser zu. Genauso schnell und ansatzlos wie beim ersten Mal. Aber jetzt war Zamorra nicht unvorbereitet. Er zog den Kopf ein, so daß die Waffe über seinen Scheitel strich. Dann packte er das Handgelenk des Angreifers und zog Neferptah ganz dicht an sich heran. Beide stürzten zu Boden.
    Stark war er, der Pharao, stark wie ein Bär. Aber er besaß nicht die unüberwindliche Kraft der Dämonen. Zamorra war ein hervorragender Kämpfer. Sein Paa war durch die Beinverletzungen und den Verlust eines Auges gehandikapt, aber er glich diesen Nachteil durch seine Routine und Technik aus.
    Wo Neferptah mit brutaler Kraft arbeitete, konterte er mit Finesse.
    Ineinander verkrallt rollen sie über den Steinboden. Noch hielt der Pharao sein tödliches Messer umklammert. Der Professor gab ihm jedoch keine Gelegenheit, es einzusetzen. Er hielt den Messerarm auf Distanz.
    Wahrscheinlich hätte Zamorra den Zweikampf gewonnen. Aber dies war letzten Endes nicht erforderlich.
    Bill Fleming griff in den Kampf ein und bereitete ihm ein schnelles Ende. Wie eine Springmaus kam er hinter seinem Schrein hervor und stürzte sich in das Getümmel. Hart setzte er seinen Fuß auf die Hand Neferptahs, die das Messer hielt, verlagerte sein gesamtes, nicht unbeträchtliches Gewicht auf die Ferse. Diesem Druck konnte der Pharao nicht widerstehen. Das Messer entglitt seinen kraftlos werdenden Fingern. Es wurde eine leichte Beute für den Historiker.
    »Aufhören!« brüllte er. Und als Neferptah nicht sofort hören wollte, versetzte Bill ihm mit der flachen Seite des Messers einen harten Schlag in den Rücken.
    Das genügte. Der Pharao ließ von Zamorra ab.
    »Aufstehen!« befahl Bill.
    Jetzt brav wie ein
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher