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0069 - Das Gericht der Toten

0069 - Das Gericht der Toten

Titel: 0069 - Das Gericht der Toten
Autoren: Hans Wolf Sommer
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konnte ihn zum Spielball seiner Laune machen. Und er, Madhvakrishna, war ganz bestimmt kein Kind.
    Genauestens erkundigte er sich bei Neferptah nach Örtlichkeit und Umständen. Er bekam erschöpfende Auskunft, wobei er den Eindruck hatte, daß Neferptah mehr daran lag, Zamorra auszuschalten, als seinem Befreier gefällig zu sein.
    Egal!
    Nicht auf das Motiv, auf die Tat kam es an.
    Neferptah drängte zur Eile. Die Hilflosigkeit Zamorras war zeitlich begrenzt. Es kam auf jede Stunde an.
    Der Guru schätzte Menschenleben zwar gering, war aber von seinem ganzen Naturell her nicht eigentlich ein Mörder. Im Falle des Professors jedoch sah die Sache anders aus. Der Mann mußte weg.
    Damit er endlich seine Ruhe wiederfinden konnte.
    Jetzt oder nie!
    Kaum war die Stimme in seinem Bewußtsein verklungen, als sich Madhvakrishna auch schon rüstete. Vergessen war der Wunsch nach einem saftiger Porterhouse-Steak.
    Er ging zum Telefon, um sich nach der nächsten Flugverbindung nach New York zu erkundigen.
    ***
    »Es ist wohl nicht ratsam, daß wir noch länger in diesem Mausoleum bleiben«, sagte Professor Zamorra. »Die Wahrscheinlichkeit, daß Neferptah über kurz oder lang hier wieder auftaucht, mit einem Schwarm von Dämonen im Gefolge, ist gar nicht mal so gering.«
    Bill Fleming stimmte ihm voll und ganz zu.
    »Also raus hier«, schlug er vor. »Wie? Zu Fuß?« Er zeigte auf die rechteckige Öffnung in einer der Wände, von der sie wußten, daß sie die Verbindung mit der Außenwelt aufrecht hielt.
    »Ich bin nicht so gut zu Fuß«, gab Zamorra zu bedenken. »Nicht alle sind so erstklassig dran wie du und haben ein gesundes Bein. Außerdem besteht die Gefahr, daß Neferptah die nähere Umgebung absucht. Wir sollten uns also schon etwas weiter entfernen. Rufen wir einfach Sekere.«
    »Du glaubst, der meldet sich und reicht uns die Hand?«
    »Wird sich zeigen. Immerhin haben wir eine Siegestrophäe vorzuzeigen. Das sollte ihm doch imponieren.« Bekräftigend hielt er das Dämonenmesser hoch in die Luft.
    Sekere meldete sich, wenn auch erst beim dritten Kontaktversuch.
    Und er machte keine Anstalten, ihnen eine Hand entgegenzustrecken.
    »Was wollt ihr?« fragte er. »Strebt ihr danach, in eine Falle mich zu locken?«
    Zamorra zeigte ihm das Messer. Der Amon-Priester erbleichte, als er erkannte, aus welcher Schmiede die Klinge stammte.
    »Wie… was …«, stotterte er verständnislos.
    Der Professor erklärte ihm den Sachverhalt. Als Sekere immer noch zögerte, wollte Zamorra das Verfahren abkürzen und auch ohne Handreichung in den Nebelkreis hineingehen. Er mußte jedoch feststellen, daß dies nicht möglich war. Ohne direkten Kontakt von Kaa zu Kaa erwies sich der Nebel als undurchdringliche Barriere.
    Sie mußten noch mehrere Minuten argumentieren, ehe der Amon-Priester davon überzeugt war, daß sie keine gemeinsame Sache mit Neferptah machten. Endlich holte er sie.
    Die Behausung, in der sie sich wiederfanden, war kümmerlich.
    Kaum mehr als ein Loch mit einer Decke darüber. Durchmesser etwa drei mal drei Meter. Ein Armengrab.
    Sekere wurde nervös, als sich nun zweifelsfrei herausstellte, daß Zamorra und Bill den verfluchten Pharao tatsächlich in die Flucht geschlagen hatten.
    Am meisten war er davon beeindruckt, daß es ihnen gelungen war, das Dämonenmesser in ihren Besitz zu bringen.
    »Gebt es mir«, sagte er mit flackernden Augen. »Mit Hilfe des Messers der Gerechtigkeit werde ich dem Verfluchten den Garaus machen.«
    Hiervon wollte der Professor nichts hören. Sekere war nicht unbedingt ein Charakter, dem man bedenkenlos ein solches Machtmittel in die Hand geben konnte. Er weigerte sich kategorisch, die Waffe abzugeben. Sekere reagierte sehr unwirsch, beschimpfte sie und wünschte sie ins Ewige Nichts, was Zamorras Meinung über seinen Charakter nur bestätigte. Erst als Bill ihm androhte, eine seiner Ohrläppchen mit einem kleinen Loch zu versehen, hörte er mit seinem Gezeter auf. Beleidigt verließ er das Grab, möglicherweise um der Sonne sein Leid zu klagen.
    Da auch der Jüngling, dem das kärgliche Domizil wohl gehörte, nicht anwesend war, blieben Zamorra und Bill allein zurück. Sie hatten inzwischen einen aufrechten Hunger entwickelt und bedienten sich deshalb von den Essensvorräten, die sie auf einem Steinblock sahen. Es gab nur einen undefinierbaren Brei, der genauso schmeckte wie er aussah. Die Grabbeigaben des jungen Mannes paßten haargenau in das Gesamtbild.
    Für sie ging es jetzt
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