Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0069 - Das Gericht der Toten

0069 - Das Gericht der Toten

Titel: 0069 - Das Gericht der Toten
Autoren: Hans Wolf Sommer
Vom Netzwerk:
Lamm kam Neferptah auch dieser Aufforderung nach. Wahnsinnige Wut tobte in seinen Augen, aber sein Gesicht war aschfahl geworden. Die Angst hatte Besitz von ihm ergriffen, ließ ihn beinahe zittern. Wie so viele Menschen, die mit dem Messer in der Hand stark waren wie ein Gott, hatte er sich angesichts einer Messerspitze, die auf ihn gerichtet war, in ein furchtsames Opfertier verwandelt.
    Der Professor war jetzt ebenfalls wieder auf den Beinen und bedachte Bill mit einem dankbaren Blick.
    »Du hast mir ein gutes Stück Arbeit abgenommen«, sagte er anerkennend.
    Fleming nickte nur. »Du wolltest unseren Freund etwas fragen, Zamorra.«
    »Genau!«
    Der Professor wandte sich an den jetzt gar nicht mehr imposanten Pharao, fragte ihn, was er zu fragen hatte.
    Neferptah riß sich zusammen, machte heroische Ansätze.
    »Niemals werde ich…«
    Bill piekte ihn ganz sacht in den Bauch. Ein einziges Blutströpfchen trat hervor. Aber dieses reichte vollauf aus. Wie ein Quell sprudelte der Pharao die Formel hervor, die die Flüche der Ewigen Umnachtung aufheben würde. Er war sogar liebend gerne bereit, alles noch einmal zu wiederholen, als Zamorra, um ganz sicher zu sein, ihn dazu aufforderte.
    »Und nun?« fragte Bill anschließend. »Schicken wir ihn ins ewige Nichts?«
    Neferptah zitterte jetzt wirklich.
    »Bitte, ich habe alles gesagt, was ihr wissen wolltet. Ihr könnt nicht… dürft nicht …«
    Er widerte Bill an. Der Kerl hätte es wirklich verdient gehabt, daß man ihn in die Unendlichkeit schickte. Aber Bill war ein Mensch, auch als Kaa. Er brachte es nicht fertig, den Pharao seiner gerechten Strafe zuzuführen.
    »Da, marsch in die Ecke!« befahl er Neferptah und zeigte zum Schrein hinüber. »Wir werden uns überlegen, was wir mit dir anfangen.«
    Der Pharao beeilte sich, folgsam sein zu dürfen.
    Diese Maßnahme entpuppte sich als schwerwiegender Fehler. Bill und Zamorra unterhielten sich noch darüber, was sie nun wirklich mit ihrem Gefangenen anstellen sollten, als dieser ihnen die Qual der Wahl abnahm.
    Ganz plötzlich zeigte sich in der Schreinecke ein Nebelkreis. Neferptah hatte ihre momentane Unaufmerksamkeit genutzt und einen Verbündeten gerufen, der ihm bereits seine helfende Hand entgegenstreckte.
    Neferptah, auf Grund der neuen Situation schon wieder ganz obenauf, verabschiedete sich mit einer Drohung:
    »Wir sprechen uns wieder, wenn ihr auf immer in diesen Gefilden weilt!«
    Noch ein gemeines Lächeln, dann trat er in den Kreis hinein, der sich sofort darauf auflöste.
    ***
    Madhvakrishna hatte eine Suite im Hilton von L. A. bezogen. Die Sonne Kaliforniens zeigte ihr strahlendstes Gesicht, ließ sogar den Smog vergessen. In jeder Beziehung war die Atmosphäre freundlich. Was das Wetter anbetraf, und auch was die Menschen anbetraf.
    Dennoch fühlte sich der Guru nicht wohl. Das ständige Gefühl, doch nicht genug Meilen zwischen sich und Professor Zamorra in New York gelegt zu haben, beunruhigte ihn sehr.
    Ja, er gab es sich selbst gegenüber offen zu. Er hatte Angst vor dem Professor. Noch immer sah er überdeutlich die Szene in der Bar des Hilton New York vor sich.
    Der magische Trick, den er von dem Geist aus dem Sarkophag gelernt hatte, war erstklassig gewesen. Zamorras Sekretärin hatte hervorragend darauf angesprochen, innerhalb weniger Sekunden. Der Professor selbst jedoch… Die Beschwörung war von ihm abgeprallt wie Regentropfen von einer Fensterscheibe.
    Der Mann war noch gefährlicher, als er ursprünglich gedacht hatte. Und jetzt, nachdem er das Mädchen ins Land des Wahnsinns geschickt hatte, konnte er ganz sicher sein, daß sich der Professor unerbittlich an seine Fersen heften würde.
    War Los Angeles weit genug weg?
    Immer wieder dieser verzehrende Gedanke.
    Dann wurde ihm plötzlich wieder überraschende Hilfe zuteil.
    Er wollte gerade in den Grill Room hinuntergehen, als die Stimme Neferptahs in seinem Bewußtsein explodierte.
    Madhvakrishna schwankte zwischen Ärger und Befriedigung. Ein paarmal hatte er Neferptah gerufen, ohne jedoch Antwort zu bekommen. Er hatte sich bereits ein bißchen damit abgefunden, daß der von ihm Befreite sein Versprechen, ihm jederzeit hilfreich zur Seite zu stehen, ad acta gelegt hatte.
    Sein Ärger legte sich jedoch schnell, als er hörte, was ihm Neferptah zu sagen hatte.
    Zamorra lag hilflos in einer New Yorker Wohnung, sein Geist in einer anderen Dimension.
    Das war die große Chance!
    Ein bewußtloser Magier besaß keine Macht. Selbst ein Kind
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher