Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
183 - Die Hexe und die Bestie

183 - Die Hexe und die Bestie

Titel: 183 - Die Hexe und die Bestie
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Edward Kern fühlte sich nicht wohl in seiner Haut. Verdammt, dachte er, was ein Mann für eine Frau alles tut, ist echt verrückt.
    Der eine raubt und plündert, der andere setzt sein Leben aufs Spiel oder begeht sogar einen Mord. Es wurden der Frauen wegen sogar schon Kriege geführt.
    Wir Männer, das sogenannte starke Geschlecht, dachte Kern, werden von den Frauen beherrscht, ob wir es wahrhaben wollen oder nicht.
    Sie lassen uns in dem Glauben, daß es unser Wille ist, den wir durchsetzen, in Wirklichkeit aber sind wir bloß ihre Marionetten.
    Verdammter Mist!
    Sie befanden sich im abendlichen Hyde Park. Der See, dessen vom Wind leicht gekräuselte Oberfläche glänzte und auf dem das silbrige Licht des Mondes schwamm, hieß the Serpentine, war an dieser Stelle breit und strebte, sich verjüngend, dem Lancaster Gate zu.
    Was habe ich hier verloren? fragte sich Edward Kern nervös. Ich gehöre nicht hierher - und nicht zu diesen Leuten. Aber ich bin trotzdem dabei, bin Mitglied des »Zirkels des teuflischen Worts«. So ein Irrsinn.
    Er warf dem Mädchen, das neben ihm ging, einen flüchtigen Blick zu. Sie hieß Virginia Stevens und war wunderschön.
    Sie war der Grund für seine Mitgliedschaft. Ihretwegen machte er bei all diesen verrückten Dingen mit.
    Es ist nicht recht, was wir tun, ging es ihm durch den Kopf, aber er war wohl der einzige, der Gewissensbisse hatte. Die anderen waren alle verblendet, waren irregeleitet von Mike Munro, der so großartig reden konnte.
    Kern beneidete ihn um diese Fähigkeit. Munro war kein schöner, aber ein ungemein faszinierender Mann, dessen Persönlichkeit alle überragte.
    Wenn er redete, schlug er die Zuhörer in seinen Bann. Er wußte, wie er sie packen mußte. Mit großer Begeisterung hingen sie an seinen Lippen und nahmen bereitwilig alles auf, was er sagte.
    Mike predigte das Wort des Teufels. Niemand wußte, woher er es kannte. Kern hatte schon einmal den Verdacht gehegt, Munro könnte selbst der Teufel sein.
    Dieser Gedanke war nicht so abwegig. Viele Sagen und Legenden berichten von Besuchen des Teufels in Menschengestalt. Er schlich sich unerkannt an Leute heran, verwirrte ihren Geist und machte sie zu seinen Anhängern.
    Bei Virginia hatte Mike Munro leichtes Spiel gehabt. Sie ist kein schlechter Mensch, dachte Kern, aber stets aufnahmebereit für alle Strömungen, die sich außerhalb der Norm befinden. Sie hat geradezu panische Angst davor, als normal eingestuft zu werden, möchte etwas Besonderes sein und Außergewöhnliches tun.
    Mike Munro bot ihr die Gelegenheit dazu, deshalb warf sie sich geradezu leidenschaftlich und mit glühendem Eifer in seine ausgebreiteten Arme.
    Sie hatte Edward Kern mitgenommen, ob es ihm paßte oder nicht.
    Seither hörte er sich allabendlich diese blöden Satansverherrlichungen an. Er konnte nicht begreifen, warum Munro alles Gute in Grund und Boden verdammte und alles Schlechte und Böse glorifizierte.
    Kern schüttelte kaum merklich den Kopf. Nein, er gehörte nicht hierher. Aber Virginia auch nicht.
    Wie sollte er ihr das klarmachen?
    Wieso erkannte sie nicht selbst, daß sie den falschen Weg eingeschlagen hatte? Sie war kein dummes Mädchen. Ihre Intelligenz war überdurchschnittlich, doch wenn Mike Munro anfing zu reden.
    hakte bei ihr regelrecht der Verstand aus.
    Wieder warf er ihr heimlich einen kurzen Blick zu. Sie trug ein geflochtenes Stirnband, brauchte nicht viel Schminke, um ihre makellose Schönheit zur Geltung zu bringen.
    Wie ein Engel sah sie mit ihrem langen blonden Haar und den sanften Zügen aus. Warum wollte sie, daß das Böse die Welt beherrschte? Was versprach sie sich davon?
    Munro behauptete, daß es dann allen, die dem »Zirkel des teuflischen Worts« angehörten, phantastisch gehen würde, denn sie wären in diesem Fall Auserwählte, die von der schwarzen Macht reich belohnt werden würden.
    Im Moment waren sie Außenseiter, die sich verstecken und ihre Zusammenkünfte geheimhalten mußten, denn die Behörden reagierten auf solche Sekten verständlicherweise sehr heftig.
    Edward Kern hatte schon mal die Idee gehabt, die ganze Sache auffliegen zu lassen. Ein anonymer Anruf hätte genügt, aber damit hätte er Virginia geschadet, und das wollte er nicht.
    Er hätte sie verloren, das war nicht in seinem Interesse, denn er liebte sie über die Maßen.
    Er gehörte dem »Zirkel des teuflischen Worts« auch an, um zu verhindern, daß Virginia völlig abrutschte. Solange er sich bei ihr befand, konnte er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher