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0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung
Autoren: Richard Wunderer
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miterlebt. Diesmal war es besonders beeindruckend.
    Innerhalb weniger Sekunden bildeten sich die Schwellungen zurück. Das breite, gutmütige Gesicht meines Freundes zeichnete sich deutlich ab. Und schon zehn Sekunden später setzte er sich auf, gab mir grinsend mein Kreuz zurück und war wieder völlig der Alte.
    »Das war Rettung in letzter Sekunde, John«, sagte er erleichtert aufseufzend. »Jetzt kann ich verstehen, daß Mara Lacatte für dich schwärmt.«
    Damit erinnerte er mich an den Grund unseres Unternehmens. Ich deutete auf den Bluthund, der neben der Pforte stand und uns nicht aus den Augen ließ.
    »Nun wissen wir, warum uns dieser Schoßhund hereingelassen hat«, erklärte ich.
    »Er hatte den Befehl dazu erhalten. Wir sollten in diese heimtückische Falle gelockt werden.«
    Suko klopfte mir auf die Schulter. »Danke, John«, sagte er einfach aber ehrlich.
    »Und da machen manchmal Leute Kuren, bei denen sie sich von Ameisen beißen lassen! Ich gebe es dir schriftlich, ich mache nie bei einer solchen Kur mit!«
    Ich grinste ebenfalls, doch im nächsten Moment erlosch mein Grinsen. Ich hatte hinter einem der blinden Fenster eine Bewegung erspäht.
    »Vorwärts«, zischte ich.
    Wir drangen in das Hexenhaus an der Themse ein.
    ***
    Ich warf mich gegen die Eingangstür. Sie schwang auf und gab den Blick in einen völlig verwahrlosten Vorraum frei. Die Tapeten hingen von den Wänden. Aus der Decke hatten sich zwei Balken gelöst und baumelten frei im Raum.
    Mit einem weiten Sprung erreichte ich die Wohnzimmertür und kam gerade noch zurecht, um eine verblüffende Zeremonie zu erleben.
    Auf einem kostbaren Teppich saßen drei Frauen. Sie hielten einander an den Händen. Ihre Blicke waren auf die eingestickten Zeichen im Teppich gerichtet.
    Blitzartig erkannte ich die Bedeutung der Symbole! Es waren starke Zeichen der Schwarzen Magie. Hier hatten sich die drei Schwestern von Mara Lacatte versammelt. Ihnen verdankte ich den Angriff auf mein Büro. Ihnen verdankten Suko und ich aber auch, daß wir vorhin fast von den Geisterameisen zu Tode gebissen worden wären.
    Ich wollte die Hexen unschädlich machen. Sie durften ihre bösen Kräfte nicht weiter ausüben! Doch als Suko und ich auf die drei Hexen zugingen, liefen wir gegen eine unsichtbare Wand. Benommen taumelten wir zurück.
    Suko stöhnte.
    Ich konnte mich im Moment aber nicht um ihn kümmern. Ich ahnte nämlich, was die Hexen planten. Sie wollten mir entkommen. Darum hatten sie sich auf den schwarzmagischen Teppich zu einer Beschwörung zusammengefunden.
    Ehe ich mein silbernes Kreuz unter dem Hemd hervorzog, um damit die unsichtbare Wand zu sprengen, begannen die Gestalten zu flimmern. Auch der Teppich verschwamm vor meinen Augen.
    »Hiergeblieben!« schrie Suko wütend.
    Es half nichts. Im nächsten Moment waren Teppich und Hexen verschwunden. Die Sperre existierte nicht mehr. Ungehindert konnten wir das Wohnzimmer betreten.
    Es war zu spät. Ich konnte Mara Lacattes Schwestern nicht mehr zur Rechenschaft ziehen.
    »Sie sind mächtiger, als ich ursprünglich dachte«, gab ich zu. »Sie beherrschen die Reise durch eine andere Dimension. Und sie stehen mit gefährlichen dämonischen Kräften im Bund.«
    »Ich hatte nicht angenommen, daß sie zur Heilsarmee gehören«, knurrte Suko und rieb sich die Stirn, auf der eine Beule wuchs. »Unfreundliche Schwestern sind das! Mein Kopf brummt wie nach einer wilden Feier!«
    »Sehen wir uns um«, schlug ich vor, aber auch das brachte nichts ein. In dem Haus war nichts Interessantes zu entdecken. Absolut nichts. Ohne den Teppich und die drei Frauen, die sich dem Bösen verschrieben hatten, sah alles wie eine gewöhnliche Ruine aus.
    »Hast du ihre Gesichter gesehen?« fragte Suko, als wir enttäuscht vor das Haus traten.
    Ich schüttelte den Kopf. »Sie haben ihre Köpfe absichtlich gesenkt. Sie haben von Anfang an gewußt, daß wir aufkreuzen werden. Und sie haben dafür gesorgt, daß wir diesem alten Mann nicht helfen können.«
    »Der alte Mann!« Suko schlug sich gegen die Stirn und stieß im nächsten Moment einen Schrei aus. »Meine Beule! Ich hatte sie ganz vergessen. Den alten Mann übrigens auch.«
    »Gehen wir«, sagte ich verbittert. Es war für mich immer am schlimmsten, wenn ich wußte, daß böse Mächte etwas planten, ich es aber nicht verhindern konnte.
    Der Bluthund! An den hatten wir auch nicht mehr gedacht. Als wir uns dem Tier näherten, fletschte es drohend die Zähne. Der Hund hatte uns zwar in
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