Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0059 - Hexenverbrennung

0059 - Hexenverbrennung

Titel: 0059 - Hexenverbrennung
Autoren: Richard Wunderer
Vom Netzwerk:
wollten keinen Zeugen bei ihrem Tun. Die Menschen sollten überrascht und überrumpelt werden.
    In den abgelegenen Gebieten von Schottland und Wales zum Beispiel hielt sich der Dämonenglaube noch immer. In den Städten war das nicht so.
    Doch es gab Ausnahmen. Die Gegend an der Themse, in der das Hexenhaus stand, war eine solche Ausnahme.
    Die Bewohner der umliegenden Häuser wagten sich nachts nicht auf die Straße. Und tagsüber vergewisserten sie sich erst, ob ihnen Gefahr drohte oder nicht.
    An diesem frühen Nachmittag des zehnten Dezembers hörten sie ein hohles Sausen in der Luft. Zu sehen war nichts außer ein paar dunklen Wolken, die schon seit einiger Zeit über London hingen und Schnee ankündigten.
    Trotzdem zogen sich die Menschen hastig in ihre Wohnungen zurück, verriegelten Türen und Fenster und schlossen die Jalousien. Sie wollten mit dem dämonischen Treiben nichts zu tun haben, das sich in ihrer nächsten Nähe abspielte.
    Sie ahnten nicht, daß zwei Menschen vor dem Hexenhaus an der Themse um ihr Leben kämpften. Hätten Sie es gewußt, wären sie trotzdem in ihren schützenden vier Wänden geblieben. Zu gefährlich erschien es ihnen, sich mit den Mächten der Finsternis anzulegen.
    Es war ein sehr kurzsichtiger Standpunkt, denn eines Tages konnten auch sie die Macht der Dämonen und anderer böser Geister zu spüren bekommen, und dann würde niemand da sein, der sich um sie kümmerte.
    Aber so waren eben die meisten Menschen. Sie dachten nur an ihre eigene Sicherheit und daran, ihre Haut zu retten. Zu spät merkten sie dann, daß sie sich auf dem falschen Weg befanden.
    Auf einem Weg der zwei Männer an diesem Nachmittag ihrem Schicksal überließ!
    ***
    Vor meinen Augen wurde es schwarz. Diesmal verfinsterten nicht die kleinen, mordgierigen Biester den Himmel, sondern eine Ohnmacht griff nach mir. Nur noch wenige Sekunden, dann würde mein Schicksal besiegelt sein. Sukos ebenfalls.
    »John!«
    Sein Hilferuf erreichte mich aus weiter Ferne, als wären wir durch Unendlichkeiten getrennt. Wahrscheinlich versagte bereits mein Gehör. Ich hörte jemanden schmerzlich stöhnen und keuchen. Vielleicht war das sogar ich selbst.
    Meine Knie wurden weich wie Gummi. Ich konnte mich nicht mehr auf den Beinen halten. Davon, die Ameisen abzuwehren, war keine Rede. Ich bekam die Arme nicht hoch.
    Mit einem verzweifelten Aufschrei brach ich zusammen und rollte ins Gras. Ich wollte mich herumwälzen, um die Blutsauger und Dämonenameisen loszuwerden, aber sogar dazu war ich bereits zu schwach.
    Noch gab ich nicht auf. Mein Lebenswille war stärker als die Mächte der Finsternis.
    Mit unendlicher Anstrengung bog ich meinen Arm so, daß ich mich auf meine rechte Hand rollen konnte. Ich hatte kein Gefühl mehr in den Fingern, da auch sie von Ameisenbissen geschwollen waren und wie Feuer brannten.
    Es gelang. Ich kam auf der Hand zu liegen. Meine Finger befanden sich in Höhe meiner Kehle.
    »John, hilf mir!« wimmerte Suko.
    »Ich… ich kann nicht… mehr!«
    Meine Finger glitten unter das Hemd. Ich fühlte nichts, aber irgendwie bekam ich mein geweihtes Silberkreuz zu fassen. Noch einmal rollte ich mich herum.
    Die Halskette verfing sich in den Fingern. Das Kreuz rutschte unter dem Stoff hervor und lag frei.
    Sofort sah ich wieder. Das schwarze Tuch, das sich über meine Augen gelegt hatte, war verschwunden.
    Hell strahlte und funkelte das Silberkreuz mit den Symbolen der vier Erzengel. Ich merkte, daß neue Kraft meinen Körper durchströmte. Sie ging von der Waffe des Guten aus.
    Innerhalb weniger Sekunden erholte ich mich. Die fliegenden Ameisen, die uns unsere Feinde vorgegaukelt hatten, waren nicht mehr zu sehen.
    Verblüfft blickte ich auf meine Hände. Die Rötungen und Schwellungen waren ebenfalls weg. Das Kreuz bewirkte, daß der ganze Spuk rückwirkend aufgehoben wurde, als hätte es ihn nie gegeben.
    Ein tiefer Seufzer neben mir erinnerte mich an Suko. Erschrocken drehte ich mich zu ihm herum und prallte zurück.
    Suko war kaum als menschliches Wesen wiederzuerkennen. Sein ganzer Kopf bildete eine dunkelrot bis blau angelaufene, verquollene Masse, zerbissen und von Ameisengift verätzt. Augen und Mund waren zugeschwollen.
    Seine Hände sahen nicht viel besser aus. Welche Höllenqualen mußte mein Freund durchleiden!
    Hastig legte ich das Silberkreuz auf sein Gesicht. Im nächsten Moment hörte er zu stöhnen auf.
    Ich hatte schon mehrere Beweise für die außerordentlichen Kräfte meines Silberkreuzes
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher