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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits
Autoren: Walter Appel
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Argyll, den Sitz meiner Väter, zerstörten aufgebrachte Hochlandbauern, sie brannten alles nieder. Und schleiften einen Teil der Wälle.«
    Er lächelte düster.
    »Nur ein Argyll überlebte. Doch er wagte es nicht, irgendwelche Ansprüche anzumelden, er legte den Adelstitel ab und wanderte aus. Erst im Alter kehrte er wieder nach England zurück, Schottland hat er nie mehr gesehen.«
    »Waren Sie mal auf Argyll Castle?« fragte Shirly Barnard neugierig.
    »Gelegentlich, Miss Barnard. Aber dort gibt es nur noch Ruinen, da ist nichts mehr zu holen. Ich lebe lieber in London, wo es unterhaltsamer zugeht.« Er trank von seinem Whisky und zeigte Shirley und Tony den großen, auffälligen Siegelring an seiner rechten Hand. Er war ihnen schon zuvor aufgefallen. »Hier, der Wappenring der Argylls, das ist alles, was mir von Ruf und Reichtum meiner Vorfahren geblieben ist.«
    »Es ist eben alles vergänglich«, meinte Tony Lamarre banal. »Der Daiquiri schmeckt ausgezeichnet, Sir. Ein Duke können Sie nicht mehr sein, aber einen guten Barmixer gäben Sie immer ab.«
    Thomas Argyll antwortete ihm nicht. Er schaute Shirley Barnard unverwandt in die Augen. Seine Hand mit dem Siegelring, der als Wappen einen Greifen zeigte und verschnörkelt war, kroch über den Tisch wie ein Reptil.
    Sie näherte sich Shirley Barnards linker Hand, die auf der Tischkante ruhte.
    »Wie ist es mit Ihnen, Miss Barnard?« fragte Argyll mit einschmeichelnder Stimme. »Wollen Sie nicht einmal die Ruinen von Argyll Castle besuchen? Ich habe eine Schottland-Rundfahrt im Programm. Fünf Tage. Am ersten Tag geht es nach Glasgow, wo am Vormittag des zweiten Tages eine Stadtrundfahrt erfolgt. Anschließend führt die Fahrt zum Loch Ness, die Übernachtung findet auf MacMoran Castle statt. Am dritten Tag wird die Fischersiedlung Inverness besucht, einer der ältesten Flecken auf schottischem Boden. Dann geht es über den Caledonian Firth in den nördlichsten Teil Schottlands hinauf, ins Hochmoor. Die Reisegruppe passiert auf dieser Fahrt Argyll Castle und Loch Argyll, wo eine besondere Attraktion vorbereitet ist. Den Rest des Programms können wir uns jetzt sparen. – Nun, was halten Sie davon?«
    »Das soll wohl ein Scherz sein, was?« fragte Tony Lamarre und schüttelte unwillig seine schwarzen Locken.
    »Keineswegs«, antwortete Argyll, ohne ihm einen Blick zu gönnen. »Schottland ist ein sehr interessantes Land, Miss Barnard. Waren Sie schon einmal dort?«
    »Nein. Ich weiß von den Schotten eigentlich nur, dass sie Dudelsack spielen und äußerst geizig sein sollen«, sagte Shirley, um das Ganze etwas ins Lustige zu ziehen.
    »Dann wird es höchste Zeit, dass Sie Schottland besuchen. Sie werden nicht enttäuscht sein. Das wird die Tour Ihres Lebens, das versichere ich Ihnen. Sie lernen die schottische Folklore und Geschichte kennen, Sie erleben die altehrwürdigen Städte, historische Stätten, das romantische Hochland, das Hochmoor, die Bergwelt der Grampian Mountains, unberührte Natur. Sie können Lachse fangen und besichtigen Glasgow, Aberdeen und Edinburgh. Und alles zu einem sagenhaft billigen Preis. Reisen Sie am Montag mit, da beginnt die Rundfahrt. Zu den Seychellen können Sie anschließend immer noch.«
    »Also wirklich«, meinte Shirley, »was soll ich denn um diese Jahreszeit in Schottland? Ich will am Strand liegen, knackig braun brennen, etwas erleben und mich amüsieren. Schottland, das fiele mir nicht einmal im Traum ein.«
    »Überlegen Sie es sich!« forderte Argyll sie auf.
    Er meinte er ernst. Tony Lamarre drückte die Zigarettenkippe aus, leerte das Glas und erhob sich. Er setzte seinen Hut auf.
    »Sind Sie sicher, dass bei Ihnen im Oberstübchen alles richtig tickt, Mr. Argyll?« fragte er anzüglich. »Fahren Sie doch nach Schottland, wenn Sie so begeistert davon sind. Wir danken für die Bewirtung, aber jetzt müssen wir gehen. Ihre Angestellte hat unsere Papiere hoffentlich schon fertig.«
    Argylls Hand strich sacht über die Shirley Barnards. Da zog das Mädchen abrupt die Hand weg und stand gleichfalls auf. Shirley nahm ihre weiße Lackledertasche von der Sessellehne.
    »Besten Dank für den Drink, Mr. Argyll. Inserieren Sie Ihre Schottlandtour in der Zeitung. Ich bin sicher, es werden sich genügend Interessenten finden.«
    Einen Moment zuckte es in Argylls Gesicht. Er sah auf das Gemälde der Schwarzen Lady. Als er den Kopf wandte, wirkte er wieder freundlich und verbindlich.
    »Einen Moment, ich bringe Sie
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