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0048 - Ausflug ins Jenseits

0048 - Ausflug ins Jenseits

Titel: 0048 - Ausflug ins Jenseits
Autoren: Walter Appel
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trieb die Höllenhunde zurück und ließ sie sich jaulend am Boden wälzen.«
    Ich wollte schon fragen, ob Sean Clannoch derart falsch gespielt habe. Aber Professor Melibocus erläuterte, es habe sich um eine bestimmte magische Weise gehandelt und um Choräle. Die Bauern erschlugen die Hunde, ergriffen und fesselten die Schwarze Lady und jagten die übrigen Burgbewohner zum Teufel.
    In den unterirdischen Gewölben und den Verliesen unter der Burg fanden sie Dinge, die auch die Hartgesottensten unter ihnen bis ins Knochenmark erschauern ließen. Der Einsiedler, der jüngere Bruder des Clannoch-Lords und die Hochlandbauern verurteilten die Black Lady einstimmig zum Tode. Sie enthaupteten sie mit einem Beidhandschwert.
    Da sie Elizabeth of Argylls dämonische Kräfte und ihre Rückkehr fürchteten, gaben sie sich damit nicht zufrieden. Die sterblichen Überreste der Black Lady wurden in einem speziell hergestellten eisernen Käfig in den schwarzen Wässern von Loch Argyll versenkt, dem See, aus dem sie Dämonen und Höllengeister beschworen hatte.
    Auch die Kadaver der Höllenhunde warfen die Bauern hinein. Dann brannten sie von Argyll Castle nieder, was sich niederbrennen ließ, und rissen Mauern ein.
    Humbert of Argyll floh aus dem Land, als sei ihm der Teufel auf den Fersen, und wagte sich nie mehr nach Schottland zurück. Argyll Castle verfiel, Schloß und See wurden gemieden.
    »Schön«, sagte ich. »Aber wo sehen Sie da eine Gefahr, Professor?«
    »Jan Szechat fand heraus, dass die dämonischen Kräfte gar nicht vernichtet sein konnten. Dass selbst die Schwarze Lady in ihrem eisernen Käfig am Seegrund noch ein unnatürliches Leben fristen musste. Und er war sicher, dass die Mächte der Finsternis, die Elizabeth of Argyll beschwor, schlimmer denn je entfesselt werden könnten. Jan Szechat plante eine Reise nach Schottland, um den Schrecken ein für allemal zu bannen. Der Tod vereitelte sein Vorhaben.«
    »Das war also um 1870. Und kaum hundertacht Jahre später sind sie da, Professor Melibocus. Zum Glück ist in der kurzen Zwischenzeit nichts passiert.«
    »Sie brauchen sich gar nicht über mich lustig zu machen, Mr. Sinclair«, sagte der Professor mit ernstem Gesicht. »Meine Beschwörungen haben mir verraten, dass das Unheil nahe bevorsteht. Ich weiß sogar, dass ein Mann, der den Keim des Bösen im Blut trägt, schon dabei ist, es hervorzurufen. Wir dürfen nicht tatenlos zusehen.«
    Der Prager Professor und sein Faktotum erschienen mir merkwürdig. Doch Professor Melibocus war überzeugt von dem, was er sagte.
    »Was glauben Sie, was wir unternehmen sollten, Professor?«
    »Zunächst werden wir mit Madame Melisandra sprechen, der berühmten Londoner Wahrsagerin. Ich kenne Madame Melisandra von einem internationalen Kongress und habe bereits einen Termin mit ihr vereinbart. Für 20.30 Uhr, uns bleibt noch genügend Zeit. Sie wird uns viel mehr sagen können, als ich herausfinden konnte.«
    »Liest sie aus dem Kaffeesatz?«
    »Nein, aus der Kristallkugel.«
    ***
    Ich war keineswegs überzeugt, dass Professor Melibocus nicht umsonst nach London gereist war. Doch ich würde ihn nicht loswerden, wenn ich nicht zumindest mit zu Madame Melisandra ging. Viel lieber als mit der warzennasigen Hellseherin hätte ich den Abend mit Jane Collins verbracht.
    Vielleicht ließ sich später noch etwas machen, wenn es bei Madame Melisandra nicht zu lange dauerte. Ich klemmte mich also ans Telefon und rief Jane an.
    Begeistert war sie keineswegs.
    »Wir haben uns seit drei Wochen nicht mehr gesehen, John. Das war der erste Abend, an dem wir mal wieder zusammen ausgehen wollten.«
    »Bitte warte in deiner Wohnung, Jane. Ich melde mich spätestens um halb zehn.«
    »Phh, das könnte dir so passen, dass ich herumsitze und warte, bis es dir beliebt. Ich kenne genügend andere Männer, die jederzeit bereit sind, ein hübsches blondes Mädchen zum Essen auszuführen und zu unterhalten.«
    »Dann schick einen von ihnen mit dieser hübschen Blondine weg und warte du auf mich, schöne Jane.«
    Das Süßholzraspeln nützte auch nichts.
    »Du kannst mich gelegentlich über den Auftragsdienst erreichen, Bruder John«, sagte Jane, wobei sie auf einen Schlager anspielte, den ich persönlich albern fand. »Tschüs, mein Lieber.«
    Sie legte auf. Keineswegs in bester Laune verfrachtete ich mit Professor Melibocus und Fitz Fitzgerald deren Gepäck in meinen Bentley, der in der Tiefgarage stand. Wir wollten nach Soho zu Madame Melisandra
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