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0046 - Das Haus der Verfluchten

0046 - Das Haus der Verfluchten

Titel: 0046 - Das Haus der Verfluchten
Autoren: Mario Werder
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unbetonte Stimme war zu hören. »Gestehe, dass du eine Hexe bist, und die peinliche Befragung wird sofort aufhören.«
    Ein Mann in einer Mönchskutte hatte gesprochen. Er stand am Kopfende dieser Vorrichtung.
    »Neeeiiiin!«, kreischte das gepeinigte Wesen.
    Der Mann in der Kutte gab ein Zeichen mit der Hand, und an beide Seiten des Gestelles traten Männer heran und drehten an Rädern und Hebeln.
    »Gestehe, dass du eine Hexe bist, und die Befragung wird sofort zu Ende sein.«
    Die Frau antwortete nicht, nur ihr Wimmern war in eine andere Tonlage übergegangen.
    Auf ein weiteres Zeichen des Mönches trat ein anderer Mann an das Kopfende der Streckbank.
    Er hantierte mit einigen Gegenständen, die Lucille nicht erkennen konnte, weil Zamorra ihren Kopf zur Seite zwang, und ein entsetzlicher Schrei hallte durch die Nacht.
    Dieser Schrei war so grauenvoll, dass selbst die Zuschauer, die diese Aktion verfolgten, sich abwandten.
    Aber ihren Gesichtern war anzusehen, dass der Schmerz der gequälten Frau sie nicht sonderlich rührte. In den nächsten Sekunden hingen ihre Blicke wieder an der Gepeinigten.
    Die Folterknechte machten weiter. Sekunden später erlöste eine gnädige Ohnmacht die Frau. Sie war am Ende ihrer Kräfte gewesen, war so schwach, dass sie nicht einmal mehr gestehen konnte, dass sie eine Hexe war. Für einige Minuten ohne diese schreckliche Folter hätte sie alles gestanden, was verlangt wurde.
    Aber jetzt war es zu spät. Als sie wieder erwachte, war ihr Geist derart verwirrt, dass sie sich offensichtlich an nichts erinnerte.
    Sie redete unzusammenhängend und sah sich mit wirren Blicken um. Das schien dem Mönch zu genügen.
    »Der Dämon ist über sie gekommen«, schrie er und hielt ein schweres Goldkreuz hoch. »Bindet sie los und führt die Hexe auf den Scheiterhaufen!« Seine Befehle wurden sofort befolgt.
    Im Hintergrund des Hofes loderte eine mächtige Flamme auf. Ein Holzstoß wurde in Brand gesteckt. Über eine Plattform führten zwei Männer das junge Mädchen auf den Scheiterhaufen und banden es an einem aufrecht stehenden Pfahl fest. Ohne einen Laut von sich zu geben, verbrannte die Frau.
    Fasziniert sahen die Leute in der mittelalterlichen Kleidung zu.
    Erst als das Holz teilweise prasselnd zusammenbrach, kam ein reichhaltig gekleideter Mann auf den Mönch zu.
    »Das wäre also wieder eine Hexe weniger«, sagte er deutlich zu dem Kuttenträger. »Aber sie hat noch einen Sohn, und meiner Ansicht nach ist auch dieser der Art seiner Mutter nachgeschlagen.«
    Aufmerksam sah der Mönch sich um. »Und wo ist der Sohn, der sich mit den Mächten des Bösen eingelassen hat?«, fragte er.
    »Meine Leute sind noch unterwegs, aber sie werden ihn jeden Moment bringen.«
    »Wir danken Euch, Baron. Es ist uns eine Genugtuung, einen so treuen Kirchenanhänger, wie Ihr es seid, zu unterstützen. Wir haben es nicht immer leicht, gegen die Mächte des Bösen anzukämpfen. Hätten wir überall solche treuen Freunde, wäre die Zeit der Hexen und vom Glauben abgefallenen Menschen schon vorbei.«
    Ehe der Baron – es musste sich um einen Bradois handeln – etwas erwidern konnte, wurde Geschrei laut.
    Durch das Tor sprengte eine Reitergruppe.
    Zamorras Augen glitten zu den Pferden. Dabei sah er, dass ganz im Hintergrund des Hofes eine silbrig schimmernde Fläche lag, ein Teich!
    Die Hufeisen der Tiere rissen Funken aus dem Pflaster des Hofes, als die Reiter ihre Tiere herumwarfen.
    Lucille hatte längst mit der anderen Hand das Gelenk des Professors ergriffen und hielt es krampfhaft umklammert.
    Zamorra spürte, wie sie sich versteifte.
    Hinter den Reitern wurde ein Bündel sichtbar, das an einer langen Leine offensichtlich nachgeschleift worden war.
    »Wir haben ihn dabei erwischt, wie er sein eigenes Haus angezündet hat«, schrie einer der Reiter und schob sich den Gesichtsschutz nach hinten.
    Bleich wie der Tod trat der Mönch zu dem regungslosen Bündel auf dem Boden und schwenkte das Kreuz über dem Bewusstlosen.
    »Der Satan hat ihn in seinen Klauen. Das ist der Beweis, dass er die gleichen Künste wie seine Mutter ausübt. Er verbrennt sein Hab und Gut, und das nur, damit die Kirche nichts über seine Künste der Schwarzen Magie erfährt! Doch die wahre Kirche ist wachsam und wird jeden Feind gnadenlos vernichten.« Wieder schwang der Mönch das Kreuz, dessen Konturen in den Feuerstrahlen des zusammensinkenden Scheiterhaufens seltsam verwischt waren.
    Jetzt schien das Bündel langsam wieder zu sich zu
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