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0046 - Das Haus der Verfluchten

0046 - Das Haus der Verfluchten

Titel: 0046 - Das Haus der Verfluchten
Autoren: Mario Werder
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kommen.
    Schwankend erhob es sich und fiel sofort wieder auf die Knie.
    Ein Junge von kaum vierzehn Jahren war das, den die Reiter hergeschleift hatten. Ein Kind, das der Hexerei angeklagt wurde!
    Der Junge sagte keinen Ton. Sein Blick war auf den Scheiterhaufen im Hintergrund gerichtet.
    Er schien zu wissen, dass dort seine Mutter gestorben war. Mühsam rappelte er sich hoch und stand schließlich schwankend auf den Füßen.
    »Gestehst du, dass du schwarze Magie getrieben hast?«, kreischte der Mönch. Er gebärdete sich wie ein Wahnsinniger und hielt dem Kind immer wieder das Kreuz vor das Gesicht.
    Der Junge wandte den Kopf und spie zu Boden.
    Der Mönch ließ das Kreuz fallen, als sei es aus glühendem Eisen.
    Einen Moment war er fassungslos, hatte sich aber schnell wieder gefangen.
    Seine Stimme war gefährlich ruhig. Fast schneidend klang sie durch die Nacht.
    »Ihr alle habt gesehen, was jetzt gerade geschehen ist. Es bedarf keines anderen Beweises mehr, dieses Kind steht mit dem Bösen im Bunde. Das kanonische Gesetz schreibt jedoch vor, dass in einem solchen Falle immer eine Prüfung zu unternehmen ist. Der Knabe soll also, mit diesem Kreuz, das er entehrt hat, ins Wasser geworfen werden. Schwimmt er oben, ist er schuldig, geht er unter, ist seine Schuldlosigkeit erwiesen, und er erhält für die Entweihung des Kreuzes nur eine milde Strafe im Fegefeuer.«
    Der Mönch fasste das schwere, goldene Kreuz, das vor ihm auf dem Pflaster lag, nicht mehr an.
    Er winkte einige Knechte herbei und befahl: »Bindet ihm das Kreuz auf den Rücken und stoßt ihn in den Teich!«
    Blitzschnell war der Junge gefesselt, er konnte nur noch die Beine bewegen, aber das reichte ihm.
    Kaum schlug das Wasser über ihm zusammen, sahen alle, dass er seine Beine rhythmisch bewegte. Fast sofort war das Kind wieder an der Oberfläche.
    Es hatte nicht erfasst, dass ihm der Tod auf jeden Fall zugedacht war. Schwimmend – eine seltene Kunst in dieser Zeit – hielt er sich mühsam an der Oberfläche des kleinen Teiches.
    Niemand sprach. Jeder sah gebannt von dem Jungen zu dem Mönch, der wie flehend die Arme zum Himmel ausgestreckt hatte und zu beten schien.
    »Der Knabe wird zu Tode gepeitscht!«, schnitt die Stimme des Mönches durch die Nacht.
    Sofort liefen einige Männer zum Teich und angelten mit langen Stangen nach dem Kind.
    Als es wieder am Ufer stand, konnte es sich kaum auf den Beinen halten.
    Die Knechte lösten das Kreuz und brachten es zu dem Mönch.
    Baron Bradois, der neben dem Inquisitor stand, wich einige Schritte zurück.
    »Ich kann verstehen, Baron, dass Ihr nicht mit diesem entweihten Gegenstand in Berührung kommen wollt«, sagte der Mönch. »Ich habe die Hoffnung, dass Ihr ein neues Kruzifix stiftet.«
    Professor Zamorra sah deutlich, dass dem Edelmann Schweißperlen auf der Stirne standen.
    »Selbstverständlich«, stieß Bradois hervor, »aber nehmt das da weg!« Der Mönch drehte sich herum und warf mit einer weit ausholenden Bewegung das wertvolle goldene Kreuz in den Teich.
    Erleichtert trat der Baron wieder näher.
    Dem Professor fiel erst jetzt auf, dass der Edelmann sich immer dann, wenn der Mönch Kreuz oder Rosenkranz in den Händen hielt, einige Meter entfernte.
    Zamorra musterte den Mann genauer und merkte, dass er schon ein erhebliches Alter erreicht haben musste.
    »Herr Vater«, tönte eine Stimme, »wer soll das Urteil vollstrecken?«
    »Ihr natürlich. Ihr habt ihn gefangen und Euch würdig erwiesen, dem Geschlecht der Bradois anzugehören.«
    Auch der Mönch nickte zufrieden und trat einige Meter zurück.
    Die fünf Reiter, die den Jungen herangeschleift hatten, sprangen auf Ihre Pferde.
    Sie zogen einen weiten Kreis um das Kind, das regungslos mitten im Hof stand, und galoppierten dann plötzlich los.
    Als die ersten Schläge durch die Luft zischten, sank Lucille zusammen.
    Zamorra konnte sie gerade noch auffangen. Er hielt das Mädchen mit dem linken Arm umfangen. Seine Rechte tastete nach dem Amulett.
    Ruckartig zog er die Hand zurück, der Talisman war heiß!
    Also waren doch einige Menschen hier von Dämonen besessen!
    Der Professor merkte sofort, dass sein Verdacht richtig war, denn als sich der Mönch dem Kreis der reitenden Männer näherte und einen Rosenkranz in der Hand hielt, trieben die den Jungen zu einer anderen Stelle des Hofes.
    Der Professor riss die rechte Hand aus der Tasche, er hatte die Kette des Amuletts umklammert und trat noch weiter in den Hof hinaus.
    »Halt, ich
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