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0046 - Das Haus der Verfluchten

0046 - Das Haus der Verfluchten

Titel: 0046 - Das Haus der Verfluchten
Autoren: Mario Werder
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Phantasie als Reiter deuten konnte.
    Immer wieder fuhren Teile der nebelhaften Schleier von oben nach unten. Dann klang der Ton auf, den Zamorra als Peitschenknall identifiziert hatte.
    Er rief nochmals die Worte eines Spruches in den Hof hinab, hatte aber genauso wenig Erfolg wie vorher.
    Die Gestalten wurden nicht deutlicher.
    Aber der letzte Spruch schien die Situation verändert zu haben.
    Im Verwalterhaus ging Licht an, und nach Sekunden nur wurde der Laden aufgestoßen.
    »Licht aus!«, rief Zamorra, und sofort löschte jemand die Lampe.
    Das Knallen der Peitschen wurde immer lauter, aber die Schleier waren nicht deutlicher zu erkennen als vorher.
    Zamorra musste sich eingestehen, dass er hier alleine nichts ausrichten konnte.
    Es war unbedingt erforderlich, dass die Erbin des Schlosses hierher kam. Nur dann ließ sich vielleicht etwas gegen diese Erscheinungen und gegen die rätselhaften Todesfälle in der Familie Bradois tun.
    ***
    »Ich habe heute Nacht etwas gehört«, sagte der Verwalter am anderen Morgen zu Zamorra. »Es war, als ob mindestens dreißig Peitschen zur gleichen Zeit geknallt hätten.«
    »Sie haben richtig gehört. Um Mitternacht habe ich ein kleines Stückchen des Spukes gesehen. Allerdings war alles zu undeutlich, ich weiß nicht, worum es sich gehandelt hat.«
    »Wie ist das möglich? Es ist doch niemand der Familie anwesend?«
    »Die Erscheinungen spüren, dass jemand hier ist, der ihnen schaden kann. Sie sind zu schwach, um gegen mich anzugehen. Leider kann ich sie auch nicht zwingen, sich zu zeigen, da ich keinen Anhaltspunkt habe, welche Ursache diese ganze Sache hat. Es bleibt nur eines übrig: Lucille Renard muss herkommen. Dann werde ich mehr erfahren und kann etwas gegen die Vorfälle auf Bradois unternehmen.«
    »Können Sie das Mädchen schützen?«, fragte der Verwalter zweifelnd.
    »Das auf jeden Fall! Wenn sie immer in meiner Nähe bleibt, geschieht ihr nichts.«
    »Was wollen Sie heute unternehmen, Herr Professor?«
    »Ich fahre zur Polizei und sehe mir den Befund der Obduktion an, weiter habe ich nichts vor.«
    »Warten Sie, der alte Jean-Paul ist mit dem Chef der Gendarmen von Seissan befreundet. Vielleicht geht es mit seiner Hilfe etwas leichter.«
    »Das ist eine gute Idee«, sagte Zamorra erfreut, »wahrscheinlich hätte ich Schwierigkeiten gehabt, den Bericht einzusehen.«
    Martin Dubois rief den alten Arbeiter. Der war sofort bereit, den Professor zu unterstützen.
    »Claude wird Ihnen sicherlich den Bericht zu lesen geben, wenn ich ihn darum bitte. Es ist nämlich der zweite Fall dieser Art, seitdem er hier Gendarm ist. Er stammt zwar aus Seissan, war aber lange Zeit in anderen Orten stationiert. Zwischendurch war er immer wieder mal hier. Dabei hat sich dann die Sache mit dem Vater des verstorbenen Barons abgespielt.«
    »Vielleicht erfahren wir auch etwas bei dem Pfarrer des Ortes«, sagte Zamorra, »er müsste doch eigentlich Aufzeichnungen über die Geschichte der Gemeinde haben.«
    »Versuchen können wir es ja«, sagte Jean-Paul, »aber auch die Kirche ist vor einigen Jahren abgebrannt, ich glaube nicht, dass die alten Chroniken gerettet wurden.«
    ***
    Professor Zamorra und Jean-Paul waren bereits kurz vor der Mittagszeit wieder zurück.
    »Was haben Sie in Erfahrung gebracht?«, fragte Martin Dubois.
    »Nur zwei Dinge, die von einiger Wichtigkeit sind«, sagte Zamorra und seufzte, »Madame Renard ist tatsächlich ertrunken, und die Stricke, mit denen sie gefesselt war, sind nach Angaben des Laboratoriums älter als zweihundertfünfzig Jahre. Natürlich ist diese Angabe ungenau.«
    Martin, der eigentlich immer noch daran gezweifelt hatte, dass etwas Übernatürliches vorgegangen war, starrte den Professor an. Erst nach einigen Minuten fragte er: »Haben Sie beim Pfarrer etwas erfahren?«
    »Gar nichts, alle alten Chroniken sind bei dem Brand vor einigen Jahren vernichtet worden. Er konnte mir nur sagen, dass tatsächlich alle Angehörigen der Familie Bradois auf ihrem angestammten Besitz vom Pech verfolgt seien.«
    Der Verwalter schüttelte den Kopf. Er war immer noch nicht überzeugt. Zwar hatte der Mann das Geknalle der Peitschen in der Nacht gehört, konnte aber nichts erkennen und war darum immer noch skeptisch.
    »Was unternehmen Sie jetzt?«
    »Ich werde das Schloss so genau wie möglich kennen lernen. Ich muss mich zu jeder Tages- und Nachtzeit hier zurechtfinden. Keiner kann wissen, was auf uns noch zukommen wird.«
    Der alte Jean-Paul bekreuzigte sich
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