Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0046 - Das Haus der Verfluchten

0046 - Das Haus der Verfluchten

Titel: 0046 - Das Haus der Verfluchten
Autoren: Mario Werder
Vom Netzwerk:
Verwalterhauses.
    An der Stirnseite des Korridors war eine Tür, die die Verbindung zum Schloss herstellte.
    »Hier ist einiges modernisiert worden«, sagte der Alte, »in fast allen Räumen gibt es Zentralheizung. Außerdem wurden vor etwa acht Jahren Badezimmer und Toiletten eingebaut.«
    Erstaunt sah Zamorra den Mann an.
    »Wie haben die Bewohner des Schlosses denn früher gebadet?«
    »Es hat niemals einer aus der Familie Bradois hier gewohnt. Seit Jahrhunderten nicht mehr! Der Letzte, Baron Jean-Yves, ist nur mit knapper Not mit dem Leben davongekommen. Er war hier, nachdem sein Vater gestorben war. Am anderen Morgen kam er mit seinem Wagen wieder durch das Tor hereingefahren. Er war weiß wie eine Wand und erzählte, dass er um Mitternacht beinahe gehenkt worden wäre. Er hätte nur soeben seinen Wagen erreicht und sei gerade noch von dem Gebiet, das jetzt ihm gehörte, fortgekommen. Seitdem war er nicht mehr hier. Als er sich verabschiedete, sagte er noch, dass er besser auf seinen Vater gehört hätte und niemals hierher gekommen wäre.«
    »Wo wohnen denn die Bradois, wenn sie nie auf dem Schloss sind?«
    »Das weiß ich nicht. Manchmal kamen Anweisungen aus aller Herren Länder. Geld wurde regelmäßig auf eine Bank in Paris überwiesen, hat Martin mir erzählt. Sie konnten überall gut von dem Ertrag der Landwirtschaft leben. Es ist ein reicher und großer Besitz.«
    Der Alte hielt vor einer Tür an und kramte umständlich einen Schlüssel hervor.
    »Das soll Ihr Zimmer sein. Es ist ein Eckzimmer und hat Fenster zum Hof und auch nach der anderen Seite. Außerdem ist die Tür zum Verwalterhaus jetzt immer offen. Gestern haben wir Telefon hierher gelegt, wir ahnten schon, dass jemand kommen würde. Natürlich dachten wir an die neue Besitzerin, an Mademoiselle Renard.«
    Der Alte zeigte Zamorra noch das Bad und den Weg in die große Halle des Schlosses.
    »Wir erwarten Sie dann im Verwalterhaus«, sagte er und schlurfte davon.
    Aufmerksam sah Zamorra sich um.
    Er konnte nichts entdecken, was seinen Argwohn erweckt hätte.
    Allerdings war das seltsame Gefühl, das ihn beflogen hatte, immer noch vorhanden.
    Er ging ins Bad, machte sich frisch und zog sich um.
    Dann verschloss er das Zimmer und ging durch den Korridor ins Haus des Verwalters.
    Essen war angerichtet, und man nötigte ihn, zuzugreifen.
    Schließlich fragte Martin Dubois:
    »Was können wir nun für Sie tun, Herr Professor?«
    »Erzählen Sie mir alles, was Sie wissen und was geschehen ist. Ich habe nur eine Zeitungsmeldung und die etwas verworrenen Erzählungen von Mademoiselle Renard zur Verfügung und kann mir daher kein Bild machen.«
    Jeanne Dubois begann und wurde von ihrem Mann abgelöst. Der alte Jean-Paul warf manchmal etwas ein, war aber dann zufrieden.
    Sie schwiegen einen Augenblick, dann fragte Zamorra: »Und was hat es mit der Sache auf sich, dass das Geschlecht der Bradois verflucht sein soll?«
    »Das erzählt man sich hier«, begann der alte Mann schwerfällig, »immer wenn ein Angehöriger der Familie hier über Nacht auf dem Schloss war, starb er. Dabei war es egal, ob es sich um geradlinige oder angeheiratete Verwandtschaft handelte. Das war schon immer so, seit Jahrhunderten. Ich kenne allein drei Fälle, wobei der vorletzte Besitzer allerdings mit dem Leben davonkam.«
    »War denn der Vater von Baron Jean-Yves auch hier umgekommen?«, fragte Zamorra aufmerksam.
    »Ja, allerdings war das in den Kriegsjahren, und wir wissen nicht viel davon. Es gibt auch keine Aufzeichnungen über diesen Vorfall. Aber es wird erzählt, dass bei Anwesenheit eines Familienmitgliedes alle anderen besonders tief und fest schlafen.«
    Zamorra fragte und bohrte, bekam aber nur heraus, dass es sich um einen Fluch handeln sollte, der vor Jahrhunderten ausgesprochen sein sollte.
    »Ich meine, dass wir zu wenig über das Problem des Todes von Madame Renard gesprochen haben«, sagte der Verwalter. »Immerhin soll sie ertrunken sein, und wir haben hier keinen Teich und keinen Bach!«
    »Darum werde ich mich sofort kümmern«, sagte Zamorra und erhob sich.
    Er holte aus seinem Zimmer ein Papier, das mit seltsamen Zeichen bedeckt war. In der anderen Hand hielt er einen kleinen Gegenstand, den die anderen nicht erkennen konnten.
    Er ging auf den Hof und breitete das Papier auf dem Boden aus.
    Die anderen blieben scheu zurück.
    Jetzt legte er den Gegenstand – es handelte sich um eine winzige Wünschelrute aus Silber – auf das Pergament.
    Nach einigen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher