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0038 - Die letzte Runde ging an uns

0038 - Die letzte Runde ging an uns

Titel: 0038 - Die letzte Runde ging an uns
Autoren: Die letzte Runde ging an uns
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Ich war noch keine halbe Stunde in meinem Office, als das Telefon klingelte. Das rote Kontrolllämpchen brannte und verriet mir, dass der Anruf von irgendwo außerhalb des Hauses kam. Wenn ein Hausgespräch in die Leitung kommt, brennt das Lämpchen nicht.
    Ich hob den Hörer ab und meldete mich vorschriftsmäßig mit unserer ganzen Bezeichnung: »Federal Bureau of Investigation, District New York. Cotton am Apparat.«
    Ich vernahm eine polternde, selbstbewusste Stimme: »Hallo, Agent Cotton! Hier spricht Proom, Samuel B. Proom. Ich muss mit ihnen sprechen. Können Sie mich aufsuchen?«
    »Um was handelt es sich denn?«
    »Erpressung.«
    »Sie wollen Anzeige erstatten?«
    »Das weiß ich noch nicht. Ich möchte gern mal mit Ihnen darüber sprechen.«
    »Okay, Erpressung ist Bundessache, wir sind also zuständig. Ich werde mit meinem Chef sprechen. Wenn er nichts anderes mit mir vorhat, bin ich in einer halben Stunde bei Ihnen. Andernfalls schicke ich Ihnen einen Kollegen.«
    »In Ordnung.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »Kommen Sie in mein Büro in der City. Achte Straße, Nummer 422, elfter Stock. Sie finden meinen Namen an der Tür zu meinem Büro.«
    »Okay.«
    Ich legte den Hörer auf und verließ mein Office. Ich klopfte bei Mr. High, unserem Districtchef, und trat ein.
    »Was Besonderes, Jerry?«
    »Ja. Ein gewisser Samuel B. Proom hat angerufen. Er möchte, dass ich ihn aufsuche.«
    »Warum?«
    »Er sagte etwas von Erpressung. Aber er möchte erst mit mir sprechen, bevor er offiziell Anzeige erstattet.«
    »Dann dürfte es sich wieder um familieninterne Schwierigkeiten handeln. Die Leute denken ja immer, wenn es in der Familie Krach gibt, muss das FBI die Sache einrenken. Aber okay. Fahren Sie hin und berichten Sie mir anschließend. Wir werden dann weitersehen.«
    »Okay, Chef.«
    Ich ging hinaus. Unterwegs prüfte ich gewohnheitsgemäß den Sitz meiner Dienstpistole. Sie ruhte wie üblich im Schulterhalter unter der linken Achselhöhle.
    Im Hof unseres Dienstgebäudes stand mein Jaguar. Ich klemmte mich hinters Steuer und fuhr los. Die Achte war nicht weit, die Schwierigkeit war nur, einen Parkplatz für meinen Wagen zu finden. Endlich hatte ich eine Lücke zwischen zwei Straßenkreuzern erspäht und bugsierte meinen Jaguar vorsichtig hinein.
    Ich fuhr mit dem Lift hinauf und sah mich um. Links stand an einer Tür der Name des Mannes, der mich angerufen hatte. Ich klopfte und trat ein. Es schien eine Art Vorzimmer zu sein, denn drei Mädchen saßen vor ihren Schreibmaschinen und ratterten fleißig auf den Tasten.
    »Hallo«, grüßte ich. »Ich möchte Mister Proom sprechen. Er hat mich angerufen.«
    »Wie ist Ihr Name?«, fragte eine der Büroschönen.
    »Cotton.«
    »In welcher Angelegenheit kommen Sie?«
    »Ich sagte schon, dass Ihr Boss mich angerufen hat. Er wollte mich sprechen. Sagen Sie ihm, dass ich da bin. Das wird wohl genügen.«
    Sie verschwand hinter einer Tür und kam gleich wieder zurück. Sie hielt die Tür auf und machte eine einladende Bewegung mit dem Kopf. Ich stiefelte an ihr vorbei.
    In einem feudal eingerichteten Office saß ein stämmiger Kerl von ungefähr fünfundfünfzig Jahren. Er hatte einen wuchtigen, vierkantigen Schädel. Sein Haar war silbergrau und lag wie eine dichte Löwenmähne auf dem markanten Kopf.
    »Hallo, Agent Cotton!«, polterte er mit dröhnender Stimme, während er mir mit seiner Bärenpranke die Hand quetschte. »Nehmen Sie Platz. Freut mich, dass Sie so prompt erscheinen! Na, ja, ich wusste es immer, auf unsere G-men ist Verlass. Whisky? Klar, was.«
    Er wartete meine Antwort gar nicht erst ab, sondern brachte schon Gläser und eine Flasche zum Vorschein. Wir prosteten uns zu und ließen den guten Stoff, der rauchig schmeckte, wie ein guter Whisky schmecken soll, durch unsere Kehlen rinnen.
    »Also was ist los?«, fragte ich dann. »Sie wollen mit mir sprechen. Ich bin da!«
    »Okay, passen Sie auf, Agent Cotton! Ich hab ’nen Jungen, sechsundzwanzig Jahre alt, im letzten Jahr auf der Universität. Nach seinem Staatsexamen soll er meinen Laden übernehmen. Ich bin zwar noch gut in Form, aber ich will meinem Jungen nicht im Wege stehen.«
    »Schön, was hat das mit dem FBI zu tun?«
    »Warten Sie ab! Jack, das ist mein Junge, hat sich ein Mädchen angelacht. Er hat sie ein paar Mal zu uns mitgebracht, und mir gefällt sie. Eve ist wirklich ein netter Kerl, eine Frau, die man bedenkenlos heiraten kann.«
    »Und?«
    »Gestern kam mit der Nachmittagspost dieser Brief.
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