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0038 - Die letzte Runde ging an uns

0038 - Die letzte Runde ging an uns

Titel: 0038 - Die letzte Runde ging an uns
Autoren: Die letzte Runde ging an uns
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Gartentür. Das Haus selbst lag etwa zehn Meter von der Straße entfernt in einem hübschen Garten. Auf der Veranda saß ein junger Mann und vertiefte sich in ein Buch.
    Wir gingen langsam über den Kiesweg bis zur Veranda. Als er unsere Schritte hörte, sah er auf und fragte: »He, wo wollen Sie hin?«
    »Wir möchten mit Miss McMire sprechen. Sind Sie mit ihr verwandt?«
    Er wurde rot.
    »Verwandt. Oh, nein, Eve ist, ich meine Miss McMire…«
    »Sie sind Jack Proom, was?«, fragte ich.
    Er nickte.
    »Ja, aber woher wissen Sie denn das? Ich kenne Sie doch gar nicht?«
    »Das ist Phil Decker, ich bin Jerry Cotton. Wir sind G-men vom FBI!«
    Er pfiff.
    »Oh verdammt!«, sagte er verlegen. »Haben Sie’s schon rausbekommen, dass ich gestern über zwei Stunden falsch geparkt habe?«
    Er sah uns so ehrlich betrübt an, dass wir lachen mussten. Er hatte ein offenes, ehrliches Gesicht. Irgendwie wirkte er sofort sympathisch.
    »Das FBI kümmert sich nicht um Verkehrsdelikte«, wehrte ich ab. »Nein, wir kommen in einer anderen Sache. Sie sind doch mit Miss McMire befreundet, nicht wahr?«
    »Ja. Wir - wir werden heiraten, sobald ich mein Studium beendet habe. Das wird nächstes Jahr sein.«
    »Freut mich für Sie. Wo ist Miss McMire jetzt eigentlich?«
    »Sie ist im Hause. Sie zieht sich um für die Feier, die es heute in der Universität gibt. Der letzte Jahrgang wird heute entlassen. Da wir nächstes Jahr an der Reihe sind, sollen wir uns den Zauber ansehen, damit wir nächstes Jahr wissen, wie wir uns benehmen müssen.«
    Ich nickte. Phil bot Zigaretten an. Als die Dinger brannten, fragte ich: »Kennen Sie den Vater von Miss McMire?«
    Er sah uns einen Augenblick lang an, dann nickte er.
    »Ich weiß, was mit ihm los ist. Wenn Sie das meinen.«
    »Ja, das meinte ich. Hat Miss McMire Ihnen das erzählt?«
    »Nein. Sie weiß gar nicht, was mit ihrem Vater ist.«
    »Was?«, fragte ich verdattert. »Die Tochter hat keine Ahnung?«
    »Nein. Ihr Vater wollte es selber so. Ich habe es zufällig erfahren. Das heißt, so ganz zufällig war es nun auch nicht. Mister Lane hat es mir erzählt.«
    »Wer ist das?«
    »Der-Vormund von Eve. Übrigens der Stiefbruder von Mister McMire. Er rief mich eines Tages in die Bibliothek und erzählte mir die ganze Geschichte. Mich wunderte das, denn ich hatte immer den Eindruck, dass er mich nicht leiden mochte.«
    »Womit begründete er die Tatsache, dass er Ihnen eine so diskrete Sache anvertraut, seinem Mündel aber nicht, obgleich es um ihren Vater geht?«
    »Er sagte, sein Stiefbruder hätte es von ihm verlangt. Eve sollte nicht unter dem Wissen leiden, dass ihr Vater ein Mörder sei.«
    »Sagte er das wörtlich?«
    »Mister Lane sagte es so.«
    Ich rauchte schweigend. Nach einer Weile schüttelte ich den Kopf und brummte.
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass das Mädchen tatsächlich nichts davon wissen sollte. Die Nachbarn wissen sicher davon. Irgendwann fällt auch bei größter Vorsicht mal ein unbedachtes Wort und macht dann neugierig. So taktvoll sind doch die Leute nicht, dass sie es fertig bringen, zwölf Jahre lang eine solche Sache zu verschweigen.«
    »Die Nachbarn von damals wohnen alle nicht mehr hier. Sie sehen ja, dass jetzt hier schon ein paar Hochhäuser stehen, und dass weitere gebaut werden. Eve erzählte mir, dass in ihrer Kindheit hier nur lauter solche Einfamilienhäuser gestanden hätten wie dieses hier. Die Nachbargrundstücke sind schon alle seit Jahren von Baugesellschaften aufgekauft.«
    »Na ja, das wäre allenfalls eine Möglichkeit, wenn die Nachbarn alle verzogen sind, als das Mädchen noch ein Kind war«, meinte Phil.
    Ich nickte. In diesem Augenblick ging die Tür auf und Eve trat heraus. Sie trug ein entzückendes, dreiviertellanges Kleid, das ihr sehr gut stand. Sie sah sehr hübsch aus, und ich konnte schon verstehen, dass sich Jack Proom in sie verliebt hatte.
    »Oh!«, rief sie, als sie uns entdeckte. »Ich wusste nicht, dass Besuch gekommen ist. Sie wollen sicher zu Onkel Lane, nicht wahr?«
    »Ja, Miss«, nickte ich und stand auf. Auch Phil erhob sich.
    »Onkel!«, rief sie ins Haus und wandte sich dann wieder an uns. »Ich muss leider gehen. Wir haben es eilig. Komm, Jack!«
    Er winkte uns zu und verschwand mit ihr. Während sie Hand in Hand den Vorgartenweg entlanggingen, kam ein alter Mann aus dem Hause, der dem verliebten Pärchen nachsah.
    Ich erschrak, als ich den Hass sah, der in seinen Augen stand. Wem galt er? Eve? Jack? Oder
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