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0038 - Die letzte Runde ging an uns

0038 - Die letzte Runde ging an uns

Titel: 0038 - Die letzte Runde ging an uns
Autoren: Die letzte Runde ging an uns
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Prozess?«
    »Nach dem Prozess.«
    »Als die Begnadigung schon ausgesprochen war?«
    »Nein. John rechnete wohl mit seiner Hinrichtung. Er ließ mich zu sich rufen und bat mich, die Vormundschaft über Eve zu übernehmen. Nach seiner Hinrichtung hätte die Versicherung ja auch die zweiten hunderttausend Dollar zahlen müssen. Davon könnte ich Eve eine gute Ausbildung zukommen lassen und ihr jeden vernünftigen Wunsch erfüllen, meinte John. Ich musste ihm nur versprechen, dass ich ihr nie erzählen würde, was aus ihm geworden ist. Eve sollte nie erfahren, dass ihr Vater ein Mörder war, und sogar der Mörder ihrer Mutter. Ich versprach es ihm natürlich. Wie gesagt, es war noch vor der Begnadigung, und es sah so aus, als wäre es das Letzte, was ich für ihn tun könnte.«
    »Und es ist Ihnen gelungen, den wahren Sachverhalt vor Eve zu verbergen?«
    »Ja, zum Glück. Die Nachbarn hier in der Gegend verkauften schon in den nächsten Jahren ihre Grundstücke an die gut zahlenden Baugesellschaften und zogen weg. Und nach ein paar Jahren war die ganze Sache sowieso vergessen. Sie wissen ja, wie schnelllebig unsere Zeit ist. Und in New York gibt es ja täglich neuen Gesprächsstoff und neue Sensationen. Da brauchen die Leute nicht jahrelang auf ein und derselben Geschichte herumzukauen.«
    »Nein, das braucht man bei uns wirklich nicht«, stimmte ich zu. Ich stand auf, und auch Phil erhob sich.
    »Vielen Dank, Mister Lane«, sagte ich. »Wir müssen wieder gehen.«
    Er brachte uns zur Haustür.
    »Hatten Sie einen besonderen Grund zu Ihren Fragen?«
    Er sah uns listig an. In diesem Augenblick kam er mir wie ein alter Fuchs vor.
    Ich zuckte die Achseln und sagte: »Nein, eigentlich nicht. Die ganze Geschichte interessiert uns nur im Zusammenhang mit einer ganz anderen Sache. Ich glaube nicht, dass wir Sie noch einmal werden belästigen müssen. Bye bye, Mister Lane!«
    Er murmelte einen Abschiedsgruß, und wir gingen den Vorgartenweg entlang. Rechts und links standen fast mannshohe Büsche auf dem Rasen. Ich sah sie im Vorbeigehen. Plötzlich drehte ich mich um und rief zurück: »Mister Lane, ich suche so etwas für meinen Garten! Wie alt werden diese Büsche eigentlich?«
    »Gut dreißig Jahre«, rief er mir von der Veranda her zu.
    »Das hatte ich mir gedacht«, murmelte ich, ohne dass er es hören konnte. Phil sah mich überrascht an. Aber ich sagte nichts weiter.
    ***
    Es wurde langsam Zeit für uns, hinaus zum Zuchthaus zu fahren. Phil suchte auf der Straßenkarte den günstigsten Weg und gab mir die Richtungen an.
    »Was hältst du von der Sache«, fragte er unterwegs.
    »Ich habe den Eindruck, als wäre es McMire tatsächlich nicht gewesen. Überlege dir nur einmal, wie blödsinnig das alles angelegt war! John McMire, ein Mann von der Abwehr, also gefuchst und wahrscheinlich mit allen Wassern gewaschen, soll so dumm sein, einen Mord auszuführen, bei dem die City Police keine Stunde nachzuforschen braucht, um ihn als Täter verhaften zu können? Nein, nein, mein Lieber. So dämlich ist kein Offizier von der Abwehr.«
    »Das dachte ich mir auch, Jerry. Außerdem finde ich das Motiv unter aller Kritik an den Haaren herbeigezogen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass McMire wegen lumpiger hunderttausend Dollars, von denen er obendrein höchstens die Zinsen antasten darf, seine Frau umbringt. Und ich bin der Überzeugung, dass der ganze Fall anders ausgefallen wäre, wenn nicht dieser Bürokrat Pool die Sache bearbeitet hätte.«
    »Ganz meine Meinung. Pool hat die Sache nach Schema F erledigt. Phantasielos und ohne Initiative. Er kommt hin, findet einen Mann bei der Sterbenden, der die Mordwaffe in der Hand hält, und schon ist für ihn der Fall geklärt. Tausend Widersprüche hätten vorhanden sein können, er hätte sie glatt übersehen. Die wenigen, die wirklich vorhanden waren, hat er ja gar nicht beachtet.«
    »Welche meinst du?«
    »Nummer eins: Laut seinem Protokoll fielen die Schüsse abends gegen zehn, und als er ankam, war es nur wenige Minuten später. Wer lässt denn um diese Zeit die Haustür sperrangelweit offen stehen? Nummer zwei: Nach dem angenommenen Motiv war der Mord vorsätzlich ausgeführt worden, wegen der Versicherungsprämie. Glaubst du, einer, der aus diesen Gründen vorsätzlich seine Frau umbringt, bleibt seelenruhig mit der Mordwaffe in der Hand neben der Sterbenden, bis endlich die Polizei kommt und ihn verhaften kann? Nummer drei: Es war genug Zeit vorhanden, bis zum Eintreffen der
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