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0038 - Die letzte Runde ging an uns

0038 - Die letzte Runde ging an uns

Titel: 0038 - Die letzte Runde ging an uns
Autoren: Die letzte Runde ging an uns
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beiden?
    ***
    Der Alte wandte sich ab und wollte ins Haus zurückkehren. Erst da entdeckte er uns. Er zog unwillig die Augenbrauen zusammen und sah uns forschend an.
    »Was tun Sie hier?«, fragte er barsch.
    Ich hatte mir schon überlegt, welchen Kurs ich bei ihm einschlagen wollte, und hielt ihm meinen Dienstausweis hin.
    »Cotton, FBI. Das ist Agent Decker. Wir möchten mit Ihnen sprechen.« Er starrte lange auf den FBI-Ausweis, bevor er wieder den Kopf hob und freundlich lächelte.
    »Bitte, meine Herren! Treten Sie doch näher!«
    Er führte uns ins Haus. Es ging durch eine hübsch eingerichtete Diele zu einer großen Doppeltür. Er ließ uns in den Raum, der sich dahinter befand. Es war die Bibliothek, also jener Raum, in dem vor zwölf Jahren Mrs. McMire erschossen worden war.
    Ich sah mich neugierig um. Ringsum an den Wänden standen hohe Bücherregale, die bis zur Decke reichten. Alle waren dicht gefüllt mit Büchern und Broschüren. In einigen Fächern lagen die Sammelbände von irgendwelchen Zeitungen. Der Fußboden war mit einem dicken Teppich bedeckt, dem man ein hohes Alter schon ansehen konnte. In der Mitte stand ein großer Arbeitstisch mit vier hohen Lehnstühlen. Weiter hinten befanden sich zwei üppig gepolsterte Sessel und eine Stehlampe.
    »Sie interessieren sich für diesen Raum?«, fragte der Alte scharfsinnig. Seine Stimme hatte irgendeinen undefinierbaren Unterton.
    »Ich interessiere mich für alles Mögliche«, erwiderte ich unentschieden. »Das bringt der Beruf so mit sich.«
    »Ja, ja, natürlich. Bitte, nehmen Sie doch Platz meine Herren.«
    Wir setzten uns in die Sessel, während er sich auf einem der hohen Lehnstühle nieder ließ.
    »Darf ich fragen, was der Grund Ihres Besuches ist?«, erkundigte sich der Alte. »Ich hoffe nicht, dass sich Eve etwas zuschulden kommen ließ. Sie ist manchmal sehr impulsiv, aber sie meint es nicht immer so, wie es den Anschein haben mag. Und - nun ja, sie ist Studentin, da macht man eben manchmal aus lauter jugendlichem Übermut dumme Streiche.«
    »Sie sind Percy Lane, ja? Der Stiefbruder von McMire?«
    »Ja, allerdings.«
    »Wohnten Sie in New York, als die Sache damals passierte?«
    »Nein. Ich wohnte in Tuckerton. Das ist eine kleine Stadt in New Jersey.«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich. »Mister McMire wurde dort geboren, nicht wahr? Sie auch?«
    »Ja. Wir hatten die gleiche Mutter. Nach dem Tode meines Vaters verheiratete meine Mutter sich etwas später noch einmal mit einem gewissen McMire.«
    »Sie waren zu der Zeit, als der Mord geschah, natürlich in New York? Oder irre ich mich?«
    »Sie irren sich. Ich war in Tuckerton.«
    »Warum sollte McMire eigentlich seine Frau ermordet haben? Welches Motiv soll er gehabt haben?«
    »Der Staatsanwalt sagte vor Gericht, John hätte sich an das Geld heranmachen wollen. Es ging ihm damals ja nicht besonders gut.«
    »An welches Geld?«
    »Bei der Geburt der kleinen Eve war eine Lebensversicherung abgeschlossen worden. Bei dem Tod eines der beiden Eltemteile sollte Eve die hunderttausend Dollars erhalten.«
    »Und wenn also die Frau starb oder ermordet wurde, dann bekam das Kind automatisch hunderttausend Dollars?«
    »Nun, natürlich gab man das Geld nicht dem Kind in die Hände. Der Erziehungsberechtigte sollte es bekommen. Deshalb sagte der Staatsanwalt ja, John hätte seine Frau getötet, um an das Geld zu kommen. Wenn man ihn nicht überführt hätte, wäre ihm als Vater natürlich das Geld der Versicherung ausgezahlt worden.«
    »Und er hätte mit dem Geld völlig frei schalten und walten können?«
    »Nicht ganz frei. Nach unseren Gesetzen musste er jährlich einmal dem Vormundschaftsgericht Rechenschaft ablegen. Er hätte das Geld irgendwie gut anlegen können. Von den Zinsen durfte er natürlich den Lebensunterhalt für sich und für die Tochter bestreiten.«
    »Ein Verhältnis mit einer anderen Frau hatte McMire nicht?«
    »Mir ist nichts davon bekannt.«
    »Wie stehen Sie eigentlich zu Ihrem Stiefbruder, Mister Lane?«
    Die Frage brachte ihn durcheinander. Er zog nervös an seinen langen Fingern und brummte schließlich: »Wir sind ziemlich verschieden. Daraus ergaben sich gelegentlich Reibungen. Aber es wäre übertrieben, wenn ich sagen würde, wir wären nicht miteinander ausgekommen.«
    »Wie kam es, dass Sie der Vormund der kleinen Eve wurden?«
    »Ich war der einzige Verwandte. Das Gericht übertrug mir die Vormundschaft. Und John bat mich selbst darum.«
    »Vor oder nach dem
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