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FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet

FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet

Titel: FreeBook Das Geheimnis von Mikosma - Geblendet
Autoren: Marion Forster-Groetsch
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1. Kapitel:

    Außenseiter zu sein, ist nicht leicht

    »Oh Mann, ist das langweilig! Mir schlafen gleich die Füße ein!«, murmelte Leandra und schlug sofort entsetzt ihre beiden Hände auf den Mund. Sie hatte es schon wieder getan!
    »Leandra Kühn, was gibt es da zu flüstern?«
    Schrill ertönte die Stimme ihrer Klassenlehrerin Frau Semmeleisen. Sie hatte graue Haare, die stets zu einem strengen Schopf zusammengebunden waren. Eine schwarze Strähne ließ erahnen, dass sie einst schwarzes, dichtes Haar gehabt haben musste. Mit ihrer dicken Brille durchbohrte sie das Mädchen mit stechenden Blicken.
    »Du wagst es auch jetzt noch, kurz vor dem Beginn der Sommerferien, meinen Unterricht zu stören! Das ist eine Unerhörtheit! Aber darin hast du ja Übung, kleine Göre!«, setzte sie ihre Schimpftirade auf Leandra fort.
    Beschämt blickte das Kind zu Boden, das Gelächter und leise Gespött seiner Mitschüler im Nacken. Ja, Leandra war nicht gerade beliebt in der Klasse. Zum einen fiel sie immer wieder durch ihr lautes Denken auf, was Leandra trotz intensiver Bemühungen nicht unterdrücken konnte, zum anderen war sie nach Meinung ihrer Klassenlehrerin Frau Semmeleisen bei jeder Auseinandersetzung, die sich innerhalb des Klassenraumes abspielte, die Anstifterin. Jedes Leugnen hatte härtere Strafen zur Folge und ihre Klassenkameraden wussten inzwischen die Schuld stets auf Leandra zu lenken. Anfangs protestierte Leandra mit Tränen, stampfte auf den Boden und schrie ihre Wut heraus. Sie versuchte es dann mit vernünftigen Argumenten, weinte bitterlich über die Ungerechtigkeiten und resignierte letztendlich vor der Lehrkraft und der gesamten Klasse. Leandras manchmal seltsames Verhalten und lautes Denken hatten sie langsam zur Außenseiterin werden lassen und ihrer Lehrerin war das scheinbar egal.
    »Einen Sündenbock muss es immer geben!«, pflegten sie ihre Eltern stets zu trösten, was jedoch Leandra nicht gerade aufmunterte. Sie hatte ihre Rolle satt, konnte sich jedoch nicht gegen die gesamte Klasse wehren. Dafür fühlte sie sich einfach zu schwach.
    »Nun?«
    Frau Semmeleisen griff nach ihrer Brille und rollte die Augen, sodass sie fast aus den Augenhöhlen herauszufallen drohten. Artig erhob sich Leandra von ihrem Platz in der ersten Reihe, schüttelte ihre blonden, langen Locken, machte einen kleinen Knicks und entschuldigte sich in einem monotonen Ton für die Unterbrechung.
    »Deinetwegen müssen die anderen nun warten, auch wenn der Gong gleich läutet!«
    Just in diesem Moment ertönte das ersehnte Ringen im Schulhaus und man hörte von den Gängen lautes Türenknallen und erleichtertes Jubeln. Die anderen Schüler des St. Vincent-Gymnasiums in Meinhausen hatten es für dieses Schuljahr geschafft. Ein lautes Raunen und Stöhnen von Leandras Klassenkameraden war die Antwort darauf.
    »Kannst du nicht mal am Ende des Jahres die Klappe halten?«, giftete sie Annemarie, Klassenprimus und Liebling der Lehrerin, von links an. Sie war dürr, viel zu groß für ihr Alter und trug stets links und rechts geflochtene Zöpfe. Für eine Dreizehnjährige wirkte sie viel zu erwachsen. Leandra drehte den Kopf zur Seite und streckte ihr die Zunge raus.
    »Blöde Ziege!«, dachte sie.
    Es war aber nicht Annemaries Reaktion, die Leandra fürchtete. In geduckter Haltung, den Kopf tief gegen die Schultern gepresst, drehte sie sich langsam um und sah geradewegs in stechend blaue Augen, die zu Angst einflößenden, schmalen Strichen zusammengepresst waren.
    »Gregor Mikowsky!«, schoss es Leandra durch den Kopf und sie spürte, wie ihr Herz anfing zu rasen.
    Mikowsky, der seine Mitschüler an Größe um Längen überragte, war in der gesamten Schule gefürchtet. Er war Anführer einer Bande von Jungen, die sich wahllos schwächere Opfer aussuchten, um sie auf ihre subtile Art zu quälen. Er ging dabei so geschickt vor, dass ihm nie jemand eine Schuld nachweisen konnte. Im Gegenteil: Es gelang ihm jedes Mal, den Opfern den schwarzen Peter zuzuschieben! Frau Semmeleisen legte stets schützend die Hand auf Gregors braune, stets nach oben gegelte Haare und entschuldigte seine Entgleisungen mit der Ausrede, Gregor hätte es nicht leicht zu Hause. Dabei sah er sie so unschuldig an und zog seine Mundwinkel gequält nach unten, als könne er keiner Fliege etwas zu Leide tun. Leandra wusste aus eigener Erfahrung, dass sie von Gregor heute noch etwas zu erwarten hatte. Nachdem Frau Semmeleisen tief eingeatmet hatte, setzte sie ihre
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