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0035 - Wir brachen den Terror

0035 - Wir brachen den Terror

Titel: 0035 - Wir brachen den Terror
Autoren: Delfried Kaufmann
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lassen. Er vermisst eine kleine Nachricht von Ihnen. Ich hätte sie ihm ja geben können, aber ich zog vor, ihn noch ein wenig zappeln zu lassen. Das, was heute Abend passiert, kann man ja in gewissem Sinne als Nachricht auffassen. Ich fürchte nur, Agent Decker wird sie nicht verstehen, und wenn er sie verstehen sollte, wird es ihm nichts mehr nützen.«
    Es machte Charles Lang offensichtlich Spaß, mich mit solchen Mitteilungen zu foltern, und er ahnte nicht, dass seine bösen Sätze mir die Kraft gaben, noch ein wenig auszuhalten und auf den Wein in der Flasche zu verzichten, mochte mir auch inzwischen die Zunge am Gaumen kleben.
    »Sie haben es also geschafft?«, fragte ich düstern und kraftlos.
    »Natürlich«, strahlte er. »Freund Decker wird heute Abend auf einer Bürgerversammlung sprechen. Er wird erzählen, wie weit die Bande schon unschädlich gemacht ist, und er wird seine Zuhörer auf fordern, sich nicht mehr einschüchtern zu lassen, sondern sich der Polizei zur Verfügung zu stellen. Dann wird er den Saal verlassen, es ist übrigens wieder das Farmer House, und dann wird er auf der Straße erschossen werden. Was glauben Sie, die Tyrontowner werden wie die Hühner auseinanderspritzen und der Erfolg wird bedeutend nachhaltiger sein als der meines schönen Coups mit der Prügelei. Nach den Schüssen bekommt kein G-man auch nur noch ein Wort aus einem Tyrontowner heraus.«
    Ich zeigte mich viel schwächer, als ich in Wirklichkeit war. Ich hielt meine Augen halb geschlossen und ließ die Zunge heraushängen, und ich glaube, Charles Lang sah das alles mit großer Befriedigung.
    Er kam an diesem Tag noch einmal. Es musste nach meiner Rechnung ungefähr sechs oder sieben Uhr sein. Er trug Mantel und Hut und auch wieder seine Brille.
    »So, Cotton«, grinste er. »Wir fahren jetzt ab, um Ihrem Freund freundliche Bleigrüße zu überbringen. Ich hätte mir gern den Spaß gemacht, ihn mit Ihrer Waffe zu erschießen, aber weder Corry noch Boroni sind an diese Waffe gewöhnt und legen Wert auf die Verwendung ihres eigenen Schießzeuges. Nun, das Ergebnis dürfte das gleiche sein.«
    Er trat einen Schritt näher und sprach leiser: »Wenn wir dann wiederkommen, Cotton, dann sind Sie an der Reihe. Vielleicht, wenn es sehr gut geklappt hat und ich guter Laune bin, gebe ich Ihnen vorher ein Glas Wasser.«
    Ich lallte nur als Antwort, aber als die schwere Holztür, die kein Fenster oder Guckloch hatte, ins Schloss gefallen war und ich den Schlüssel hatte klirren hören, schwang ich mich auf die Füße.
    Ich musste mich verteufelt dabei anstrengen. Ich war doch bereits reichlich schlapp, aber ich hüpfte mit aller Energie zur Kiste und turnte hinauf.
    Es begann bereits, ganz sachte zu dämmern. Im Hof standen zwei Wagen. Längs alte Kutsche, die ihm als Hilfsmittel zur Tarnung als armer Mann diente, der sein ganzes Vermögen im Kampf für die Gerechtigkeit und Sauberkeit seiner Stadt geopfert hat, und eine geschlossene Fairlane-Limousine, die ich noch nicht kannte.
    Unter der Führung von Lang betraten Fryler, die beiden Chicagoer und McFish den Hof.
    Lang sprach mit seinen beiden Gorillas. Sie hörten zu und nickten. Er wechselte auch noch ein paar Worte mit Fryler, der ebenfalls artig nickte und seinerseits etwas zu McFish sagte.
    Corry übernahm das Steuer des Fairlane. Fryler kam in den Fond, und Boroni setzte sich auf den Beifahrersitz. Ich vermutete, dass Fryler erst zum Blockhaus gebracht wurde, um mit den zurückgebliebenen Männern aus der Karteiführergruppe zu sprechen. Für Corry und Boroni war es auch nicht zweckmäßig, wenn sie zu früh vor Farmers House Posten bezogen.
    Lang bestieg den Mercury und fuhr als Erster los. Fünf Minuten später startete der Fairlane. McFish blieb auf dem Vorhof und sah dem Wagen nach, bis er den Privatweg verließ und auf die Landstraße einbog. Dann ging er ins Haus zurück und entschwand meinen Blicken.
    Ich turnte von meiner Kiste herunter, hüpfte zu jener anderen, in der die Flasche steckte, beugte mich rückwärts darüber und wühlte mit meinen gefesselten Händen in der Holzwolle.
    Ich spürte den kühlen, glatten Flaschenhals zwischen den Fingern, griff zu und zog ihn heraus, wobei ich bemüht war, soviel Holzwolle, wie möglich mitzufassen.
    In meiner gewohnten Ecke legte ich mich, die Flasche in den Händen, wieder auf die Erde, packte den Hals, richtete mich in der Hüfte auf und ließ mich dann zurückfallen, die Flasche bei dieser Bewegung mit aller Kraft,
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