Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

Titel: 0023 - Bei Vollmond kommt das Monster
Autoren: Holger Friedrichs
Vom Netzwerk:
morgens um acht nicht zum Frühstück zu Haus, wird man nach uns suchen«, versicherte de Angelis. »Meine Frau zum Beispiel würde irgendjemanden alarmieren und in dessen Begleitung heraufkommen. Allein hätte sie hier oben zu viel Angst.«
    Giannoni hatte plötzlich die Korbflasche Chianti in der Hand und lachte gezwungen. »Ich finde, wir sollten uns die Zeit angenehm verkürzen. Der 1971er ist gerade der richtige Spuktöter. Da ich langsam wieder nüchtern werde, genehmige ich mir jetzt einen – im benebelten Zustand wird man leichter mit den Problemen fertig.«
    »Das glaube ich nicht«, versetzte die Journalistin leise. »Habt ihr eigentlich nachgesehen, ob alles verschlossen ist? Nicht auszudenken, wenn das Monster irgendwo hereinklettern könnte.«
    »Aber nein«, gab der Bürgermeister zurück. »Es gibt nur die eine Tür. Die Fenster habe ich auch verriegelt, das hast du doch gesehen, Patrizia.«
    »Es wäre besser, die Läden ebenfalls zu schließen.«
    »Sie hat Recht«, bemerkte Rinaldi. »Wie leicht könnte das Monster eine Scheibe zertrümmern. Bei Holz ist das schon schwieriger. Die Läden sind ziemlich massiv.«
    »Schon gut, aber wir müssen die Fenster wieder öffnen, um die Lä- den zuziehen zu können«, warf Gaetano Borgo ein. »Ich für meinen Teil halte das für verflixt riskant. Das Monster könnte schon in der Nähe des Hauses lauern…«
    Giannoni hatte zwei Gläser Chianti in raschen Zügen ausgetrunken. Jetzt stieß er einen zufriedenen Laut aus, rieb sich die Hände und ging auf das der Tür am nächsten gelegene Fenster zu. »Ich finde, wir sollten nicht allzu sehr die Waschlappen spielen. Jedenfalls mache ich jetzt die Läden zu. Und nachher gehe ich vielleicht noch mit dem Gewehr raus, Vito!«
    Er zog das Fenster auf. Die Läden waren nach außen geklappt und an der Mauer befestigt. Daher musste er sich nach draußen beugen.
    In diesem Moment packten die Pranken nach seinem Hals. Sie waren mit Krallen bewehrt, gehörten dem Monster, dessen Grauen erregende Fratze in der nächsten Sekunde vor dem schreienden Giannoni hochfuhr. Die Journalistin und die anderen drei Männer starrten auf diese entsetzlichen, hervorquellenden roten Augen und auf die zuckende blaue Zunge in dem Höllenmaul.
    Ihr Angstgebrüll dröhnte durch die Hütte.
    De Angelis fing sich jedoch, bevor das Monster Giannoni ins Freie ziehen konnte. Fluchend lief er zum Fenster, hob das Gewehr und drückte ab. Direkt in die Fratze konnte er nicht halten, weil er den zappelnden Pensionsbesitzer nicht gefährden durfte. Aber die Schrotladung raste wenigstens über die Stirn des Monsters hinaus, sengte seine Haare an und verletzte die Haut auf der Schädelplatte.
    Jaulend zog es sich zurück, wollte aber den Pensionswirt immer noch nicht loslassen, so dass de Angelis erneut auf seinen Kopf feuern musste.
    Die Pranken lösten sich von Sirio Giannonis Hals. Keuchend stürzte der Mann auf die Bohlen des Hüttenraumes. Er war im Gesicht etwas blau angelaufen. Borgo eilte auf ihn zu und untersuchte ihn.
    De Angelis beugte sich vorsichtig aus dem Fenster. Das Monster hatte sich auf dem Boden ausgestreckt und bewegte Arme und Beine.
    »Nicht zu fassen«, stammelte der Bürgermeister, »zwei Schüsse wie diese hätten ihm den Kopf abreißen oder wenigstens total zermalmen müssen. Ich habe 00-Schrot geladen. Damit kann man Hirsche erlegen.«
    Quinto Rinaldi schaute ihm über die Schulter und schüttelte sich.
    »Das Monster ist stärker als ein Hirsch. Meiner Meinung nach hat es eine besonders dicke und harte Haut. Mein Gott, das hätte schlimm ausgehen können. Vito, erkennst du die Hose und die Jacke?«
    »Ja, Angelo Silla trug die Sachen.«
    »Glaubst du jetzt, was ich gesagt habe?«
    »Hör auf – ich halte das nicht mehr aus.«
    »Gib ihm noch eine Ladung Schrot. Na los, warum zögerst du?«
    De Angelis legte mit verbissener Miene auf das strampelnde Monster an. Der Rückstoß drückte seine Schulter heftig zurück.
    Brüllend fuhr die Ladung aus dem Lauf des automatischen Gewehres.
    Das Monster krümmte sich, als die kleinen Bleikörner in seinen Schädel schlugen. Die Fratze gegen den Untergrund gedrückt, bewegte es sich hin und her. Irgendwie wollte es den Juckreiz loswerden, den das Blei in seinem Kopf verursachte. Mit seinen gewaltigen Pranken kratzte es sich und stieß dabei die lästerlichen Flüche aus, die es schon gegen Zamorra benutzt hatte.
    »Die Patronen, Patrizia!«, rief der Bürgermeister. Sein Kopf war
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher