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0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

0023 - Bei Vollmond kommt das Monster

Titel: 0023 - Bei Vollmond kommt das Monster
Autoren: Holger Friedrichs
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Ciano ausgebrochen ist – oder um einen Sittenstrolch.«
    »Mensch!«, schnappte Rinaldi. »Patrizia hat es gesehen, und ich habe damit gekämpft. Es ist ein Monster. Viermal so stark wie ein Mensch ist es, und dann diese Fratze: rot glühende Augen, eitrige Haut, ein widerliches Maul, weiße lange Haare. Es spuckt gelben Schleim aus.« Er ging zu Giannoni. Der wich mit verzerrtem Gesicht zurück, als er die feuchte gelbe Masse auf Rinaldis Hemd entdeckte.
    »Glaubst du’s jetzt?«, fuhr ihn der Fabrikbesitzer an.
    »Natürlich. Entschuldige.«
    »Das Verrückteste ist, dass das Monster einen Anzug trägt«, fuhr Rinaldi fort. »Ich finde das richtig grotesk. Die Hose und die Jacke platzten aus sämtlichen Nähten, aber abgesehen davon habe ich den Eindruck, dass der Anzug den Sachen ähnlich sieht, die Angelo heute Abend trug.« Er hatte sich wieder etwas beruhigt, seine Worte kamen jetzt fließender. »Und dann noch was: Als ich Angelo Sillas Namen nannte, benahm sich das Monster so, als erinnere ihn der Name an etwas.«
    »Was willst du damit sagen?« Gaetano Borgo beugte sich vor.
    »Ich bin da nicht sicher.«
    »Angelo war in Monte Ciano. Dort trat der Geist der alten Rosa Terinca heute Nacht zuerst auf. Angelo antwortete nicht am Telefon, als Vito bei ihm zu Hause anläutete. Seine Frau hob auch nicht ab.«
    Patrizia Viani richtete sich langsam auf. »Silla ist das Monster – das wolltest du sagen, nicht wahr, Quinto?«
    »Ungeheuerlich«, versetzte der Bürgermeister. »Ich kann das einfach nicht glauben.«
    »Noch ist es eine Annahme«, entgegnete Rinaldi. Er wischte sich mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn, zog die Jacke aus und knöpfte das Hemd auf, um es ebenfalls abzulegen. »Wie viele Gewehre hast du hier oben, Vito?«
    »Nur dieses hier. Ich bewahre die anderen in Vigliani auf. In die Hütte ist schon zweimal eingebrochen worden.«
    »Verdammt, ich hatte gedacht, wir könnten uns alle mit Schiesseisen ausrüsten.« Rinaldi warf das schleimverschmutzte Hemd einfach in den Kamin.
    Das hätte er lieber nicht tun sollen, denn plötzlich zuckten die Flammen über das normale Maß hinaus hoch. Eine Glutwolke stob aus dem Kamin.
    Patrizia Viani schrie entsetzt auf. Sie ließ sich instinktiv von der Bank fallen und rollte sich auf dem Boden ab. Ihre Reaktion war sehr schnell gekommen, und doch hatte das Feuer sie erreicht. Der Saum ihres Kleides brannte.
    Rinaldi hatte sich mit einem Sprung in Sicherheit gebracht. Nicht er, sondern de Angelis war es, der sich mutig auf die Frau warf und die Flammen mit seinem Körper zum Ersticken brachte. Als er aufstand, bedachte er Rinaldi mit einem eigenartigen Blick, drehte sich aber sofort Borgo zu und sagte: »Worauf wartest du? Geh in die Kü- che und hole Wasser. Rasch.«
    Sie kühlten Patrizia Vianis Beine. Der Fabrikbesitzer sah verdrossen zu. Keinen Augenblick dachte er daran, diese Arbeit selbst zu übernehmen, dazu war die Wut auf die schwarzhaarige Frau noch zu frisch.
    »Glück gehabt«, konstatierte Borgo, der Apotheker. »Die Beine sind nicht angesengt worden, Patrizia. Hätte Vito nicht so vorbildlich gehandelt, hätte es schlechter ausgehen können.«
    »Ich danke euch«, seufzte sie.
    »Was sollen wir jetzt machen?« Giannoni hatte die Hände in die Hosentaschen gesteckt. Er rückte etwas von der Wand ab und schritt auf die Freunde zu. »Wie wäre es denn, wenn einer mit dem Gewehr rausgeht und das Monster zur Strecke bringt?«
    De Angelis drückte ihm das Beretta-Gewehr unvermittelt in die Hand. »Bitte. Du kannst es ja versuchen.«
    »Ich…«
    »Es steht dir frei, die Tür aufzumachen und ins Freie zu gehen, Sirio.«
    »Moment mal, so habe ich das aber nicht gemeint.«
    »Wie dann? Der Vorschlag kam von dir«, versetzte der Bürgermeister ruhig. »Dachtest du, ich würde jetzt einen heldenmütigen Einsatz unternehmen? Du hast dir sicher auch ausgemalt, dass ein Monster mit der Kraft von vier Männern eventuell durch Schrot nicht allzu sehr verletzt werden könnte, dass es über ein paar Schüsse vielleicht höchstens lachen würde. Wir müssen mit allem rechnen. Ich will euch mal was sagen: Es hat überhaupt keinen Zweck, wenn wir uns gegenseitig nervös machen. Je ruhiger wir bleiben, desto mehr Aussichten haben wir, hier lebend wieder herauszukommen.« Die letzten Worte hatte er besonders betont, und sie machten entsprechenden Eindruck auf die anderen.
    »Wie lange müssen wir hier noch hocken?« Borgo leckte sich die Lippen.
    »Sind wir bis
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