Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0016 - Die Geister von Gol

Titel: 0016 - Die Geister von Gol
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
er.
    Bull wartete. Er wartete so lange, bis er wußte, daß Rhodan von sich aus keine weitere Erklärung geben werde.
    „Was dann, in drei Teufels Namen?" fragte er grob. „Soll ich raten, oder willst du es mir lieber sagen?"
    Rhodan blieb ernst. „Ich erwarte eine Strukturerschütterung", antwortete er. „Wie sie hervorgerufen wird, weiß ich nicht. Der Mann, hinter dem wir herlaufen, kann das Raum-Zeit-Gefüge verändern, wie es ihm beliebt."
    Bull lachte. Es klang nicht sehr lustig.
    „Der Mann!" spottete er. „Ich möchte ihn gerne sehen. Wahrscheinlich hat er eine Energiespirale an Stelle eines Schädels und zwei Zeitmaschinen an der Stelle, an der ich meine Arme habe."
    „Wir werden ihn zu sehen bekommen", sagte Rhodan ruhig. „Dann werden wir wissen, ob er tatsächlich eine Spirale hat." Bull sah ihn von unten herauf an. „Glaubst du das wirklich? Ich meine ..."
    „Ja, ich glaube es!" unterbrach Rhodan ihn. „Ich bin nicht der Narr, der sich wider seine Überzeugung in ein tödliches Abenteuer stürzt."
    Bull murmelte etwas, was Rhodan nicht verstand. Dann fragte er: „Und unsere Kaulquappen sollen feststellen, in welcher Gegend der Raum erschüttert wird, nicht wahr?"
    „Genau!"
    Bull schwieg eine Weile, dann nahm er einen neuen Anlauf.
    „Hör zu, Chef! Du hast in der Vergangenheit - welch ein verrückter Gedanke: zehntausend Jahre in der Vergangenheit! - einen Metallzylinder erbeutet, ihn geöffnet und das zu entziffern versucht, was er enthielt. Du bist überzeugt davon, daß du richtig gelesen hast. Du hast gelesen: Der, der den Weg finden will, kann noch umkehren. Will er aber gehen, so sei ihm gewiß, daß ihm nicht mehr geholfen wird. Bald wird der Raum erschüttert werden... und was weiß ich sonst noch alles. Daraufhin läßt du dich ein paar Tage lang von niemand mehr sehen, treibst die große Positronik bis zur Weißglut und kommst schließlich mit der Idee zum Vorschein, du müßtest alle Beiboote in den Raum hinausschicken und nach der Raumerschütterung Ausschau halten lassen. Wenn man bedenkt, daß wir keineswegs sicher sein können, ob die Übersetzer bei derart komplizierten Aufzeichnungen einwandfrei arbeiten, meinst du dann nicht auch, daß wir uns in etwas eingelassen haben, womit wir nicht fertig werden können?"
    Rhodan hatte ihm aufmerksam zugehört. Bull war ernst geworden, und Rhodan wußte, daß er eine ernsthafte Antwort erwartete.
    „Nein, Bully", sagte Rhodan leise und eindringlich. „Ich bin überzeugt, daß wir es schaffen werden."
    Bulls Gesicht verwandelte sich von einer Sekunde zur anderen. Der Mund verzog sich, und der Kopf mit den roten Haarborsten senkte sich kampfeslustig.
    „Dann komm her und sage es auch den anderen!" knurrte er. „Welchen anderen?"
    „Wer an Bord dieses Schiffes würde sich erlauben, gegen deine Anweisungen zu opponieren - außer den beiden Arkoniden?"
     
    *
     
    Für Captain Chaney war dieser Flug eine zwiespältige Angelegenheit. Captain Chaney befehligte Kaulquappe Nr. 5. Um 9.20 Uhr Bordzeit war er mit den sieben anderen Kaulquappen zusammen von Bord der STARDUST II gestartet, hatte in seiner Steuerautomatik die von Kommandant Rhodan eingegebenen Kurswerte vorgefunden und war nach diesen Werten bis zu einer Position geflogen, die nicht mehr als eine Astronomische Einheit von der Bahn des fünfzehnten Wega-Planeten entfernt war.
    An dieser Stelle hielt er befehlsgemäß sein Schiff an und begann zu warten. Zunächst hatte er geglaubt, daß sich in den nächsten Stunden etwas tun würde, aber die Stunden waren vergangen, und nichts geschah, außer, daß sich der fünfzehnte Planet der Wega, der bei Ankunft der Kaulquappe nicht weiter als fünfzig Millionen Kilometer entfernt gewesen war, sich um ein paar Millionen Kilometer weiter davongerollt hatte.
    Captain Chaney hatte sich hingelegt und zu schlafen versucht, aber das war ihm nicht gelungen. Er stand wieder auf, setzte sich an seinen Platz und starrte mit brennenden Augen auf die Anzeigeschirme der optischen Geräte und der Strukturtaster.
    Captain Chaney hatte noch nicht oft Gelegenheit gehabt, mit einem solchen Schiff zu fliegen. Er kannte es zwar in- und auswendig, aber diese Kenntnis rührte mehr von einer intensiven Hypnoschulung her als von der anschaulichen Praxis.
    Chaney hatte einige Kreuzflüge im irdischen Sonnensystem unternommen, und allein das war eine schwere seelische Belastung für ihn gewesen, nachdem er anderthalb Jahre zuvor noch als First Lieutenant auf
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher