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0016 - Die Geister von Gol

Titel: 0016 - Die Geister von Gol
Autoren: Kurt Mahr
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einem Überschalldüsenjäger geflogen war und geglaubt hatte, daß es noch Jahrzehnte dauern würde, bis der Mensch mit seinen feuerspeienden Raketen wenigstens den Mars und die Venus erreicht haben würde.
    Es gab daher Augenblicke, in denen er zu träumen glaubte. Es gab Minuten, in denen er sich einzureden versuchte, daß alles nicht wahr sei, was er erlebte. Dann schrillte ein Warnsignal, oder ein Ortungsgerät meldete sich summend und mit blitzenden Lampen - und er glaubte wieder an die Wirklichkeit. Ich bin ein Träumer, dachte er müde. „Ortung an Kommandant!" bellte die harte Stimme. „Unbekanntes Objekt aus null-eins-acht Grad horizontal, zwo-sechs-sechs Grad vertikal."
    Chaney fuhr auf. Auf der Skaleneinteilung unter dem Zentralschirm schob er die Marke auf 18 Grad H und 266 Grad V. Der Schirm flirrte und kam wieder zur Ruhe. Im Zentrum zeigte sich ein gleißender Punkt. Er veränderte seine Helligkeit in regelmäßigen Abständen. „Was ist das?" fragte Chaney rauh. „Nicht auszumachen, Sir."
    „Geschwindigkeit?"
    „Dreiundzwanzigtausend Meter pro Sekunde, Sir. Kommt auf uns zu."
    „Geringster Abstand?"
    „Dreitausend Kilometer, Sir, in etwa vierzig Minuten!"
    Chaney wartete. Dreitausend Kilometer war eine geringe Entfernung, wenn man sich im freien Raum befand. Aus dreitausend Kilometer sollte man erkennen können, was das für ein Ding war, das sich da mit veränderlicher Helligkeit durch den Raum trieb.
    Vierzig Minuten waren eine lange Zeit. Chaney spähte sich die Augen wund, aber sein Bildschirm arbeitete nicht genau genug, als, daß er die Umrisse des Objektes hätte ausmachen können. Dafür meldete sich der Orter: „Falscher Alarm, Sir. Es ist ein Schiffswrack aus der Zeit der Topsid-Invasion, ein Ferrol-Schiff, Sir." Chaney fühlte sich betrogen. „In Ordnung", sagte er müde. Dann stand er auf. „Leutnant Forge, übernehmen Sie meinen Posten! Ich gehe schlafen. Ich glaube, es wird noch eine Weile dauern, bis wir etwas wirklich Interessantes zu sehen bekommen."
     
    *
     
    Rhodan verschaffte sich mit einer herrischen Handbewegung Ruhe.
    „Fangen wir von vorn an!" sagte er bitter und verteilte seinen Ärger gleichermaßen auf Crest und Thora.
    „Sie kamen mit einem Forschungskreuzer, wahrscheinlich dem letzten, den Arkon auf die Beine zu bringen imstande war, in diesen Sektor der Galaxis, um hier nach jener geheimnisvollen Welt zu suchen, auf der Sie das Rätsel der permanenten Zellerhaltung gelöst zu finden hofften. Ihre Expedition schlug zunächst einmal fehl, aber auf Umwegen und trotzdem wahrscheinlich nicht viel langsamer, als Sie es selbst bewerkstelligt hätten, näherten Sie sich mit uns zusammen wiederum dem Ziel. In der Gruft unter dem Roten Palast von Thorta fanden wir Hinweise. Wir haben eine Menge Anstrengungen unternommen, um ihnen nachzugehen, und haben neue Hinweise gefunden. Wir kommen dem Ziel schrittweise näher, und jetzt wollen Sie plötzlich aufgeben! Warum?"
    Das Wort zuckte wie ein Peitschenschlag. Bull, der in der Nähe saß, fuhr zusammen. Er erinnerte sich nicht, Rhodan jemals so zornig erlebt zu haben wie in diesen Minuten.
    Crest antwortete nicht. Er hielt den hohen, schmalen Kopf gesenkt und starrte zu Boden. Thora war in ihrem Sessel ein wenig nach vorne gerückt und sah Rhodan an. Aus ihren roten Augen leuchtete Feindseligkeit.
    „Ich will Ihnen sagen, warum", fuhr Rhodan etwas ruhiger nach einer Weile fort. „Sie haben Angst!"
    Crests weißhaariger Schädel fuhr hoch.
    „Und wenn das so wäre?" fragte er leise. „Halten Sie es für feige, in einer Situation wie dieser Angst zu haben?"
    „Ja", antwortete Rhodan, „und ich will Ihnen sagen, warum: Sie haben geglaubt, das Geheimnis des ewigen Lebens sei irgendwo in der Galaxis billig zu haben. Ihnen war gesagt worden, irgendeine bisher unbekannte Zivilisation habe das Rätsel gelöst und werde froh sein. Ihnen die Lösung verraten zu dürfen. Es stellt sich heraus, daß dem nicht so ist. Die Leute, die das Geheimnis der Zellerhaltung, kennen, wissen es zu behüten. Wer es von ihnen erfahren will, muß sich mit ihnen raufen nach ihren Spielregeln. Weil Sie aber nach zehntausendjähriger Gewöhnung glauben, es müsse Ihnen alles in den Schoß fallen, möchten Sie jetzt gern aus dem Spiel aussteigen. Eines Tages, wenn wir mehr Zeit haben, will ich Ihnen die Fabel vom Fuchs erzählen, dem die Trauben zu sauer waren. Im Augenblick kann ich Ihnen nur sagen, daß es Ihnen freigestellt ist, ob Sie das
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