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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
Autoren: Sandra Neumann
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Ich konnte mich anstrengen so viel ich wollte, kein bisschen kehrte zurück. Ungläubig ließ ich mich auf den Küchenstuhl sinken und verbarg meinen Kopf zwischen den Händen. Was war geschehen? Ich versuchte mir das Schulfest noch einmal in Erinnerung zu rufen und jedes Detail kehrte glasklar zurück. Sven war vorbeigekommen, ich hatte ihm Phil vorstellen wollen, doch der war wieder mit einer seiner unzähligen Eroberungen beschäftigt gewesen. Nach dem Fest hatte ich mit Sven noch einen Kaffee getrunken und war dann zurückgekehrt, weil ich meinen Wagen hatte holen wollen. Dort war ich auf Phil getroffen und wir waren Zeugen des Autounfalls geworden.
    Und ab da war alles weg! Zitternd griff ich nach meinem Handy und wählte Maries Nummer. Sie würde wissen, was zu tun war, sie hatte für alles eine Lösung! Überraschend schnell ging sie ans Telefon.
    »Laura, ich bin doch nicht zu spät, oder?«, begrüßte sie mich. Zu spät? Wofür? Waren wir etwa verabredet gewesen?
    »Marie, ich brauche deine Hilfe, es ist etwas total Merkwürdiges passiert!«, antwortete ich völlig aufgeregt.
    »Ich bin gleich bei dir! Muss nur noch tanken, okay, Schätzchen?« Sie schien zu merken, dass irgendetwas nicht in Ordnung war, denn sie hielt sich nicht mit vielen Fragen auf, sondern hatte sich gleich bereit erklärt zu kommen. Auf Marie war Verlass, sie würde wissen, was geschehen war. An diese Hoffnung klammerte ich mich fest. Wie ein Tier in Gefangenschaft lief ich in meiner Wohnung auf und ab. Immer wieder versuchte ich mich zu erinnern, aber je mehr ich es versuchte, umso mehr bekam ich Kopfschmerzen. Endlich erlöste mich das Läuten der Türklingel von meinem Halbmarathon durch meine Wohnung. Wäre ich noch länger gelaufen, hätte ich vermutlich das Laminat durchgetreten und meiner Nachbarin unter mir ins Wohnzimmer schauen können.
    »Also, was gibt es so Schlimmes, dass ich sofort herkommen musste? Und auch noch vor der verabredeten Zeit?«, begrüßte mich meine Freundin und nahm mich zur Begrüßung in den Arm. Ich schloss die Tür und führte sie ins Wohnzimmer.
    »Setz dich besser!«, fing ich vorsichtig an. Sie nahm Platz und steckte sich ein paar der eingelegten Oliven in den Mund, die auf dem Tisch standen. Wir schienen tatsächlich verabredet gewesen zu sein, denn ich hatte die typischen Snacks für einen unserer Mädchenabende besorgt, das war mir vorhin ganz entgangen.
    »Du machst es aber spannend«, nuschelte sie zwischen ihren Bissen.
    »Ich brauche deine Hilfe! Was ist in den letzten zehn Wochen passiert?« Sie hielt im Kauen inne und starrte mich einfach nur mit offenem Mund an. Schlucken, Marie, schlucken, dachte ich mir. Bitte lass den Olivenbrei nicht auf meinen Teppich fallen! Die Flecken würde ich nie wieder rausbekommen. Warum machte ich mir um solche Dinge jetzt Gedanken? Ich wusste nichts mehr und machte mir Sorgen um meinen Teppich. Bestimmt wurde ich wahnsinnig!
    »Laura, was ist passiert?«, fragte Marie mit Anspannung in der Stimme.
    »Wenn ich das nur wüsste!« Ich ließ mich neben ihr auf die Couch plumpsen und steckte mir ebenfalls eine Olive in den Mund. Ich hatte vielleicht mein Gedächtnis verloren, nicht aber meinen Appetit.
    »Was heißt ›wenn ich das nur wüsste‹?«
    »Ich habe keinen Plan mehr, was in den letzten Wochen passiert ist. Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist unser Schulfest und das war im September!«
    »Du machst Witze, oder?« Hatte ich eine rote Nase auf? Nein! Also war ich auch kein Clown und machte keine Witze. Das war bitterer Ernst!
    »Nein, mache ich nicht! Ich war mit Sven Kaffee trinken, kam zurück und Sendepause. Nix mehr, nada, niente!« Marie machte ein Gesicht wie ein Fisch auf dem Trockenen, nicht unbedingt eines ihrer attraktivsten, wie ich bemerkte.
    »Du hast also keine Ahnung, wer Marc, Heiko, Julian oder Jan sind?«
    »Eine neue Boyband, zu deren Konzert du mich geschleppt hast?«, fragte ich hoffnungsvoll. Mit den Namen konnte ich herzlich wenig anfangen und ebenso wenig ihnen ein Gesicht zuordnen.
    »Nein, du Dummerchen. Das waren die Kerle, mit denen ich in den letzten Wochen aus war , und ich habe dir von ihnen erzählt!« Da hätte ich eigentlich gleich draufkommen können, Marie und ihr Männerverschleiß waren schon fast legendär. Es verging fast keine Woche, in der es nicht einen neuen Mann in ihrem Leben gab, von dem sie glaubte, dass er der Richtige sei.
    »Nein, tut mir leid, da klingelt nichts bei mir!«, erwiderte ich
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