Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
Autoren: Sandra Neumann
Vom Netzwerk:
sollte ich ausfüllen, bevor man überhaupt in Erwägung zog, mich näher zu untersuchen.
    »Tragen Sie all Ihre Krankheiten, Allergien und was sonst noch so gefragt wird dort ein«, befahl sie mir.
    »Und wenn ich mich nicht mehr erinnern kann, ob ich eine Allergie habe?«, fragte ich vorsichtig. Mir war nicht bekannt, dass ich irgendwelche hatte, aber ich hatte ja auch das Gedächtnis eines Schweizer Lochkäses, da konnte man so ein Detail doch mal vergessen, oder?
    »Wenn Sie mich auf den Arm nehmen wollen, sind Sie bei mir an der falschen Adresse! Ich habe keine Zeit für solche Späßchen«, fauchte sie mich an.
    »Hören Sie, ich mache keine Witze. Ich bin hier, weil ich mich an die letzten zehn Wochen meines Lebens nicht mehr erinnern kann!«, versuchte ich ihr in höflichem Tonfall zu erklären. Meine Mutter hatte mir beigebracht, dass der Ton die Musik machte, und vielleicht würde sie dann auch einen Gang runterschalten.
    »Das sind nun mal die Folgen des Drogenkonsums. Hätten Sie sich vorher überlegen sollen, ob es gut ist, das Zeug zu nehmen!«, keifte sie mich nun noch eine Spur unfreundlicher an. Ich und Drogen! Dass ich nicht lachte! Ich hatte nur ein einziges Mal in meiner Studienzeit an einem Joint gezogen, und der Abend hatte damit geendet, dass ich stundenlang die Kloschüssel umarmt hatte. Ich war fest in dem Glauben gewesen, dass ich sterben müsste, so schlecht ging es mir damals. Na super, daran konnte ich mich erinnern, warum bitte nicht an den Rest?
    »Ich nehme keine Drogen, ich bin Lehrerin!«, gab ich ihr zur Antwort.
    »Und schließt das eine das andere aus?«, folgte sogleich die Gegenfrage. Bevor ich ihr jedoch das Klemmbrett um die Ohren schlug und ihr sagte, wo sie sich das Teil hinschieben konnte, hatte Marie mich bei der Hand genommen und führte mich von der Anmeldung weg.
    »Sie ist ein bisschen verwirrt, aber ich helfe ihr beim Ausfüllen!«, sagte sie zu der Matrone hinter de r Empfangstheke. Diese nickte nur gleichgültig, anscheinend kamen solche Szenen häufiger vor. Wir gingen in den Wartebereich und nahmen dort Platz. Marie nahm mir den Fragebogen aus der Hand und ging mit mir die Fragen durch. Ich konnte alle Fragen beantworten, bis auf diejenige nach meiner derzeitigen Einnahme von Medikamenten. Fragend schaute ich meine beste Freundin an.
    » War ich in letzter Zeit krank?«
    »Nicht mehr als sonst auch«, gab sie trocken zur Antwort.
    »Haha, selten so gelacht! Also war ich oder nicht?« Meine Geduld war langsam am Ende und ihre dämlichen Witze konnte ich im Augenblick beim besten Willen nicht gebrauchen.
    »Nicht , dass ich wüsste, du warst nur immer sehr beschäftigt, scheint ein anstrengendes Schuljahr zu sein. Vielleicht bist du einfach nur erschöpft und dein Körper will dir das damit sagen.«
    »Wenn ich mich doch nur erinnern könnte«, frustriert stand ich auf und ging zu dem Kaffeeautomaten im Wartebereich, warf ein paar Münzen ein und drückte mir einen schwarzen Tee mit Milch, ging zu meinem Platz zurück und nahm einen Schluck. Die Wärme tat gut und ich spürte, dass ich gleich etwas ruhiger wurde. Erst jetzt fiel mir Maries skeptischer Blick auf, sie musterte mich von oben bis unten.
    »Du trinkst normalerweise Kaffee, keinen Tee.« Toll, schon hatte ich mal ein klein wenig Amnesie und sofort hatte ich ganz neue Vorlieben. Was für neue Eigenschaften würden denn noch folgen?
    »Echt? Ich verstehe gar nicht warum. Der Tee ist richtig lecker«, gab ich so gelassen wie es nur ging von mir.
    »Dein Fragebogen ist fertig, ich bringe ihn mal zu dem Drachen am Empfang und frage, wie lange es wohl noch dauern wird.« Ich nickte und ließ Marie von dannen ziehen. Ich nippte an meinem Tee und ließ meinen Blick im Wartebereich umherschweifen. Viel war nicht los, es war mitten in der Woche und die Notfälle schienen sich in Grenzen zu halten. Außer mir saßen nur zwei weitere Personen im Warteraum und auch diese sahen aus, als wären sie keine unmittelbaren Notfälle. Das stimmte mich positiv, die Chancen, schnell fertig zu sein, stiegen enorm. Schon kehrte Marie zurück und setzte sich wieder auf den Platz neben mir.
    »Die nette Dame am Empfang meinte, dass es nicht mehr allzu lange dauern kann, noch ein oder zwei Stündchen, dann sollte ein Arzt für dich Zeit haben.« Ein oder zwei Stunden? Was war denn, wenn ich in der Zwischenzeit einen Schlaganfall oder Sonstiges erlitt? Oder vor Langeweile vom Stuhl fiel?
    »Da wir anscheinend noch einige Zeit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher