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Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Zwischenstation Gegenwart (German Edition)

Titel: Zwischenstation Gegenwart (German Edition)
Autoren: Sandra Neumann
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zusammen verbringen werden, können wir diese auch nutzen und du erzählst mir alles, was die letzten Wochen so geschehen ist. »
    »Meinst du, wir haben so viel Zeit? Na gut, dann will ich mal anfangen, also …«, und sie begann mit ihren Erzählungen der Ereignisse der ›verlorenen Zeit‹, wie ich sie heimlich getauft hatte.
    »Was war bei mir los? Haben wir uns so selten gesehen, dass du gar nichts von mir weißt?«, unterbrach ich sie nach einiger Zeit.
    »Ich sagte dir doch, dass du sehr beschäftigt warst. Immer wieder hast du grundlos Verabredungen platzen lassen. Wenn ich es nicht besser wüsste, hätte ich gesagt, dass du einen neuen Freund hast oder sogar eine Affäre mit einem verheirateten Mann!« Über diese Möglichkeit dachte ich einen Moment nach, schüttelte aber dann auch gleich wieder den Kopf. Die Idee war dermaßen absurd, und Marie hatte das nur gesagt, um mich auf den Arm zu nehmen.
    »Meinst du echt?«, fragte ich dennoch skeptisch.
    »Quatsch, du würdest im Leben nichts mit einem verheirateten Mann anfangen. Außerdem fing das schon an, als du noch mit Sven zusammen warst. Ich dachte, dass es wegen ihm war, aber es ist wohl irgendein anderes dunkles Geheimnis.« Das klang in der Tat mehr als seltsam, denn eigentlich verging keine Woche, in der Marie und ich uns nicht mindestens einmal trafen oder zumindest telefonierten.
    »Ach Marie, hoffentlich ist das morgen alles wieder vorbei und ich weiß wieder, was war. Es macht mich wahnsinnig!« Marie wollte mir in diesem Moment noch eine Antwort geben, wurde aber von einer Krankenschwester davon abgehalten, die zu uns gestoßen war.
    »Frau Simon?«, fragte sie, während sie sich suchend im Raum umschaute.
    »Hier«, rief ich eifrig und sprang sogleich auf.
    »Kommen Sie bitte mit«, forderte sie mich auf und ging mir voraus. Ich schnappte mir schnell meine Tasche, warf Marie noch ein »Bis gleich« zu und beeilte mich, der Schwester zu folgen, die mich in einen der Untersuchungsräume führte.
    »Nehmen Sie bitte Platz, es kommt gleich jemand!« Ich tat wie mir befohlen und nutzte die Zeit , mich umzusehen. Viel gab es nicht zu sehen, ein paar der üblichen Poster, die einen Querschnitt durch den Körper zeigten. Das obligatorische Skelett stand auch in einer Ecke, eine Untersuchungsliege, ein paar Medizinschränke und das war es schon. Im Fernsehen sah das doch auch immer wie ein Mini-Operationsaal aus. Wo kamen die richtigen Notfälle hin? Wo waren die Defibrillatoren? Die medizinischen Bestecke? Das hier sah nicht anders aus als bei meinem Hausarzt und der musste, soviel ich wusste, bisher noch keine Luftröhrenschnitte oder Ähnliches bei seinen Patienten durchführen. Klappernde Schritte näherten sich der Tür und schon stand ein kleiner, rundlicher Mann in einem Arztkittel im Raum. Das war mal wieder typisch! Da musste ich einmal ins Krankenhaus und statt eines Arztes wie McDreamy bekam ich die männliche Ausgabe von Dr. Bailey. Das war einfach nicht fair! Wieder ein Beweis dafür, dass alles, was im Fernsehen gezeigt wurde, erstunken und erlogen war.
    »Sie können sich also an nichts mehr erinnern? Ist ja nicht immer das Schlechteste. Soll ich Ihnen meinen Namen nennen, oder vergessen Sie den auch gleich wieder?« Er kicherte, als würde er über seinen eigenen Witz lachen. Jetzt war ich auch noch an einen Witzbold geraten. Ich war noch nicht mal untersucht worden und schon hatte ich die Schnauze gestrichen voll.
    »Sie können es sich vielleicht nicht vorstellen, aber ja, ich kann mich an nichts mehr erinnern, was in den letzten zehn Wochen meines Lebens geschehen ist. Alles was davor und seit heute Abend geschehen ist, ist mir jedoch bis ins kleinste Detail in Erinnerung geblieben. Also bewegen Sie Ihren Hintern hierher und untersuchen mich, anstatt Witze über mich zu reißen!«, giftete ich ihn an. Huch, so kannte ich mich gar nicht! Aber es gefiel mir, denn sofort kam der Arzt meiner Aufforderung nach.
    »Entschuldigen Sie, ich bin Dr. Michaelis und mein Witz war echt dämlich. Also fangen Sie an , mir mal zu erzählen, was mit Ihnen los ist«, dabei lächelte er mich an und ließ zwei Grübchen sehen, die irgendwie niedlich waren. Wäre ich zwanzig Zentimeter kleiner gewesen, hätte ich ihm bestimmt noch einen zweiten Blick geschenkt.
    »Entschuldigung angenommen.« Ich lächelte zurück und begann ihm zu erzählen, wie ich mich plötzlich an nichts mehr erinnern konnte. Geduldig hörte er mir zu und schüttelte den Kopf,
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