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Zwischen zwei Nächten

Zwischen zwei Nächten

Titel: Zwischen zwei Nächten
Autoren: Edith Kneifl
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bestenfalls zehn Jahre. Und was willst du dann machen? Ich möchte nicht wieder zu predigen beginnen, aber es werden eine ganze Menge Probleme auf uns zukommen.“
    Anna war den Tränen nahe, wollte ihrer Freundin jedoch nicht mit ihrer Rührseligkeit auf die Nerven fallen und griff rasch nach einer Zigarette. Auch Ann-Marie fand die Situation eher peinlich.
    „Ob du es glaubst oder nicht, wir sind vollkommen aufrichtig zueinander gewesen. Auch ich habe ihr von meiner Beziehung zu Margot erzählt. Du hast sie heute kennengelernt. Sie ist eine unserer tüchtigsten Mitarbeiterinnen. Anna hat anfangs wie eine beleidigte Schönheit reagiert, doch schließlich hat sie eingesehen, daß sie mir zugestehen muß, was sie sich selbst erlaubt. Wir haben sozusagen eine moderne Ehe geführt.“
    Unterm Tisch ballen sich Ann-Maries Hände zu Fäusten.
    „Ich werde übrigens mit Margot Schluß machen. Seit dem furchtbaren Ereignis kann ich ihr nicht mehr in die Augen sehen. Unbewußt gebe ich ihr wahrscheinlich mit Schuld an diesem Unglück. Vielleicht hat Anna diese Affäre doch nicht so leicht verkraftet. Ich mache mir jedenfalls bittere Vorwürfe, weil ich darüber gesprochen habe. So wichtig ist diese Geschichte für mich nun auch wieder nicht gewesen. Verletzte Eitelkeit, verletzter männlicher Stolz, versteh mich jetzt bitte nicht falsch, aber anscheinend hat sich doch der typische Mann in mir geregt. Ich habe versucht, mich zu rächen, indem ich ihr Margot aufgetischt habe.“
    Ann-Marie zündet sich eine Zigarette an und bläst ihm verächtlich den Rauch ins Gesicht.
    „Ich wollte keine Lügen mehr zwischen uns. Sie sollte sich frei entscheiden können. Natürlich habe ich mich bemüht, sie zurückzuhalten, aber in eine zeitweilige Trennung habe ich eingewilligt, in der Annahme, sie würde uns beiden gut tun. Heute weiß ich es besser. Ich hätte sie bitten sollen zu bleiben. Bestimmt hat sie meine verständnisvolle Reaktion als mangelnde Liebe interpretiert.“
    Ein paar Tränen, ein tiefer Seufzer.
    Emotionen aus zweiter Hand. Es ist ihm nicht ernst mit dem, was er sagt.
    Sie verspürt nicht das geringste Bedürfnis, ihn zu trösten.
    „Wie gesagt, das letzte Wort war zwischen uns noch nicht gesprochen. Als ich sie von Salzburg aus angerufen habe, ist mir plötzlich bewußt geworden, daß ich sie in den letzten Jahren viel zu oft alleingelassen habe. Bestimmt hat sie sich vernachlässigt gefühlt. – Oh Ann-Marie, ich bin so froh, daß du da bist. Es hilft mir unheimlich, mit jemandem reden zu können. Laß uns Freunde bleiben, jetzt, wo Anna nicht mehr bei uns ist. Wir haben beide das Liebste verloren.“
    Er legt seinen Arm um ihre Hüfte und zieht sie an sich. Ihr ekelt vor seiner Berührung. Er stinkt nach Schweiß und aufdringlichem Rasierwasser. Sie möchte ihn wegstoßen, fühlt sich aber wie gelähmt.
    „Du brauchst keine Angst zu haben, eure Liebe wird unser kleines Geheimnis bleiben. Ich werde mit keinem Menschen darüber reden.“
    „Davor habe ich keine Angst“, erwidert Ann-Marie mit fester Stimme und eine Spur zu laut.
    Er fragt, ob sie noch einen Drink möchte. Sie nickt, obwohl ihr bereits schlecht ist, aber es ist die einzige Möglichkeit, seiner Umarmung zu entkommen.
    Niemals hätte Anna mit ihm über unsere Liebe gesprochen. Aber woher weiß er es dann? – Diese idiotische Angewohnheit, alles aufzuschreiben! Natürlich, die Tagebücher! Er muß sie gelesen haben. Ob er sie vernichtet hat? Sie kompromittieren auch ihn.
    Ann-Marie beschließt, ihn später danach zu fragen, im Moment wäre es zu auffällig.
    „Ich habe schon wieder Hunger“, wechselte sie rasch das Thema.
    „Glaubst du, ich bin frustriert? In letzter Zeit könnte ich ununterbrochen essen. Sollen wir in dein Beisel gehen, oder hast du noch was zu Hause?“
    Anna machte sich erbötig, Spaghetti zu kochen.
    Ihre Pasta asciutta ist ausgezeichnet, eines der wenigen Gerichte, das ihr immer gelungen ist , erinnerte sich Ann-Marie und stimmte erfreut zu.
    „Soll ich dir helfen? Ich bin gut im Zwiebelschneiden. Wenn du mir ein Messer und ein Brett bringst, mache ich es hier. Ich möchte noch die letzten Sonnenstrahlen genießen. Ein waschechter Wiener Sonnenuntergang, was gibt es Schöneres?“
    Anna betonte, daß sie ihre Hilfe nicht benötigte, und sie stritten eine Weile herum, bis Anna schließlich nachgab und ihr Messer, Brett und Zwiebeln brachte.
    Während Ann-Marie die Zwiebel malträtierte, verwandelte Anna den klobigen
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