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Zwischen zwei Nächten

Zwischen zwei Nächten

Titel: Zwischen zwei Nächten
Autoren: Edith Kneifl
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vor: „Willst du nicht auch ein paar von ihren Kleidern mitnehmen? Ich kann sowieso nichts damit anfangen, und auf die Dauer wird es mich doch zu sehr schmerzen, ihre Sachen neben meinen im Schrank hängen zu sehen.“
    Dieses Aas!
    Sie bedankt sich aber höflich und nimmt wahllos Blusen, Pullover und Röcke aus dem Kasten, ohne darauf zu achten, ob sie ihr überhaupt passen.
    Alfred hilft ihr beim Packen. Er gibt ihr einen alten Koffer, weil er nicht will, daß sie mit Plastiksäcken herumläuft.
    „Ich möchte nicht, daß du wie ein Jugo daherkommst.“
    Sie bleibt freundlich, obwohl ihr eher danach ist, ihm ins Gesicht zu spucken.
    Jetzt nur ja keinen Fehler machen.
    Sie weiß plötzlich, wovor sie Angst hat.
    „Ich bin an sich kein ängstlicher Typ, aber wenn es dunkel wird, finde ich es hier oben ziemlich unheimlich“, sagte Anna.
    „Wieso unheimlich? Ich finde es sehr romantisch.“
    Ann-Marie döste vor sich hin. Sie würde es wohl nicht schaffen, bis zum Morgengrauen wach zu bleiben.
    Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und betrachteten den klaren Sternenhimmel.
    Anna stand als erste auf und schlug vor, Ann-Marie sollte sich drinnen auf die Couch legen oder besser gleich ins Bett. Es war alles gesagt, sie könnte ruhig ein paar Stunden schlafen und morgen gäbe es dann frische Semmeln zum Frühstück.
    Ann-Marie protestierte, behauptete, sie wäre überhaupt nicht müde.
    „Ich raste mir nur die Augen aus.“
    Dann folgte sie aber doch ihrer Freundin ins Wohnzimmer und machte es sich auf der Couch bequem.
    „Hast du noch einen Wunsch?“
    „Gegen ein bißchen Musik hätte ich jetzt nichts einzuwenden. Hast du noch die alten Platten? Janis Joplin oder Patty Smith würde ich gern wieder einmal hören. – Komm, setz dich zu mir und laß uns noch ein wenig plaudern. Bestimmt hast du das Wichtigste zu erzählen vergessen. Zum Beispiel hast du mir kaum von deinen Affären erzählt. Ich wette, du hattest jede Menge.“
    Anna lachte und verneinte.
    „Du weißt, ich bin treu, ich frag mich bloß wem.“
    Sie legte ‚Easter‘ von Patty Smith auf, setzte sich zu Ann-Marie auf die Couch und wartete auf ihre Lieblingsnummer: ‚Because the night.‘
    „Komm schon, zier dich nicht so, erzähl endlich. Hat es denn in den letzten Jahren gar keinen Mann gegeben, für den du dich echt begeistern konntest?“
    „Ich habe dir alle Affären gebeichtet. Und mit einem aktuellen Flirt kann ich leider nicht dienen.“
    Ann-Marie schüttelte mißbilligend den Kopf.
    „Ich fürchte, du wirst es nie lernen.“
    Sie rutschte unruhig auf der Couch hin und her, bemüht, ihrer Freundin nicht zu nahe zu kommen. Offensichtlich hatte sie mehr Scheu vor körperlicher Nähe als Anna, die einfach ihren Kopf nahm und ihn in ihren Schoß bettete. Ann-Marie gelang es trotzdem nicht, sich zu entspannen. Steif und verkrampft lag sie da, ängstlich bestrebt, Annas Blicken auszuweichen.
    Ihre Hände zittern, sie bekommt den Koffer nicht gleich zu. Alfred beugt sich über sie. Als sie seinen Atem im Nacken spürt, stöhnt sie leise auf.
    Wien – Salzburg, keine drei Stunden mit einem schnellen Wagen, noch dazu in der Nacht. Nachher ist er gleich wieder zurückgefahren und noch ins Casino gegangen. Kein Mensch wird sich daran erinnern, wann er kam. Casinos sind anonyme Orte. Um sieben Uhr früh hat man Anna gefunden. Vor acht hat man ihn sicher nicht verständigt. Ach ja, als der Anruf gekommen ist, lag er angeblich noch im Bett. Kein Wunder nach dieser anstrengenden Nacht. Seine Geschichte stinkt zum Himmel! Und wann soll diese große Aussprache zwischen ihm und Anna stattgefunden haben? Als ich vor einer Woche mit Anna telefoniert habe, war Alfred schon in Salzburg und von einem Gespräch mit ihm ist nicht die Rede gewesen. Sie hätte mir bestimmt davon erzählt. – Nur mehr drei Tage, drei endlos lange Tage bis zu unserem Wiedersehen. – Nicht daran denken, nicht jetzt! Und was hätte er gemacht, wenn man ihre Leiche früher gefunden hätte? Er hat mindestens zweimal tanken müssen. Ob sich die Tankwarte noch an ihn erinnern würden? Völlig sinnlos, alle Tankstellen entlang der Westautobahn abzuklappern. Außerdem hat er die Antwort vorhin selbst gegeben. Die Chance, daß Anna früher gefunden worden wäre, ist sehr gering gewesen. Denn wer geht schon mitten in der Nacht in diesen verwahrlosten Hinterhof? Die Nachbarn sind vor ihren Fernsehapparaten gesessen, als ihr Körper unten aufschlug. Bei all der Knallerei im TV
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