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Zwischen Tod und Ewigkeit

Zwischen Tod und Ewigkeit

Titel: Zwischen Tod und Ewigkeit
Autoren: Clark Darlton
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fürchtete, wußte er nicht, denn zweifellos gehörte er nicht zu den Kannibalen.
    Er wählte ein Menü und verzehrte es, die entsicherte Pistole neben sich auf dem Tisch. Eine der Boxen enthielt Whisky. Er nahm eine Flasche und zog sich in sein Hotelzimmer zurück.
    Als er seine Pistole auf den Nachttisch gelegt hatte und sich ausziehen wollte, sagte hinter ihm eine Stimme:
    »Ich begrüße Sie, Doktor Tennan. Ganz ruhig bleiben, und nur langsam umdrehen, wenn ich bitten darf. Vierhundert Jahre sind eine lange Zeit, aber nicht lange genug ...«

 
2.
     
    Der »andere« stand in der Tür zum Badezimmer. Er hielt den Lauf eines altmodischen Revolvers auf Mark gerichtet.
    »Wer sind Sie? Ich kenne Sie nicht.«
    »Wenn Sie drei oder vier Tage nachdenken, wird Ihnen alles wieder einfallen. Mir erging es ähnlich. Die Erinnerung kehrt langsam zurück, wenn man sich Mühe gibt.« Er sah Mark forschend an. »Sie erkennen mich wirklich nicht, Mark Tennan?«
    »Darf ich mich setzen?«
    »Ja, aber vergessen Sie Ihre Pistole. Mein Revolver hat keine Ladehemmungen, und ich habe ihn ausprobiert. Ich werde Ihnen Ihre Waffe nicht wegnehmen, denn sie ist in dieser Welt lebenswichtig. Sie gestatten, daß ich ebenfalls Platz nehme ...«
    Sie saßen auf den beiden Betten, den schmalen Gang zwischen sich.
    Mark beobachtete den Mann genauer. Er wirkte sympathisch, entschlossen und zielbewußt. Er mochte vierzig Jahre alt sein und sah intelligent aus. Seine Kleidung war verschmutzt, und an seinen Schuhen klebte Lehm.
    »Sie waren draußen?« fragte Mark.
    »Ich bin heute zurückgekommen. Drei Wochen war ich unterwegs. Ehrlich gesagt, ich rechnete nicht damit, daß noch jemand erwachen könnte. Das Experiment ist fehlgeschlagen.«
    »Was wissen Sie darüber?«
    »Ich werde Ihnen nichts erklären, denn in einigen Tagen wissen Sie selbst wieder alles. Sie würden jetzt nicht viel begreifen, und es könnte erneut Mißverständnisse geben. So wie damals ...«
    »Vor vierhundert Jahren, meinen Sie?«
    »Etwa vor vierhundert Jahren. So lange haben wir geschlafen. Ich kann die Zeitspanne nur abschätzen, weil der automatische Kalender im Jahr 2398 ausgefallen ist. Das sind exakt vierhundert Jahre nach dem Tag Null. Ich weiß nicht, wie lange die Uhr steht.«
    Mark lehnte sich zurück.
    »Warum bedrohen Sie mich eigentlich mit Ihrer Waffe?«
    Der andere lächelte.
    »Reine Vorsicht, Mark Tennan. Ihre Erinnerung ist lückenhaft. Wir hatten damals einen Streit. Es könnte sein, daß Sie gerade den nicht vergessen haben.«
    Mark schüttelte den Kopf.
    »Was immer es auch gewesen sein mag, es ist heute ohne Bedeutung. Ich bin froh, daß Sie aufgetaucht sind. In dieser Welt der Kannibalen sollten wir dankbar sein ...«
    »Sie wissen das schon? Waren sie wieder hier?«
    »Ja, gestern – falls inzwischen ein Tag verging. Ich weiß es nicht, ich habe geschlafen.«
    »Sie scheinen in regelmäßigen Abständen zu kommen.« Der andere legte seinen Revolver neben Marks Pistole auf den Tisch. Es war eine Geste des Vertrauens. »Das ist auch der Grund, warum ich drei Wochen unterwegs war. Ich wollte wissen, wo sie hausen und welche Lebensgewohnheiten sie haben. Außerdem suche ich die Stadt.«
    »Stadt?«
    »Nun ja, eigentlich mehr das, was einmal die Stadt gewesen ist. Fünfzig Kilometer von hier, genau nördlich. Ich habe sie von fern gesehen, mußte aber umkehren, weil die Lebensmittel zur Neige gingen. Es gibt nicht mehr viel jagdbares Wild.«
    Mark zog die Stiefel aus und deutete auf die Flasche am Fußende des Bettes.
    »Machen Sie es sich bequem. Würden Sie zwei Gläser holen?«
    Der andere warf Mark einen forschenden Blick zu.
    »Ein Schluck wird uns guttun«, sagte er und ging, um die Gläser zu holen. Mark schenkte ein, dann tranken sie sich zu. »Mein Name ist Gerald, Doktor der Physik. Wir arbeiteten im gleichen Institut. Leider kam uns ein Mädchen dazwischen, aber sie hat uns beide hereingelegt. Wissen Sie das noch?«
    Mark schüttelte langsam den Kopf.
    »Ich will es auch nicht mehr wissen. Ich glaube, derartige Probleme werden wir hier nicht haben. Außerdem gibt es wichtigere Dinge, fürchte ich. Physiker also? Und was bin ich?«
    Gerald lächelte nachsichtig.
    »Auch Physiker, es wird Ihnen noch einfallen. Aber genug davon jetzt. Sie müssen warten, bis der Erinnerungsprozeß beginnt. Ihr Tagebuch wird Ihnen dabei helfen, den Rest bewirkt unser Gespräch in zwei oder drei Tagen. Bis dahin ruhen Sie sich aus. Es ist alles vorhanden, was wir
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