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Zwillinge der Finsternis

Zwillinge der Finsternis

Titel: Zwillinge der Finsternis
Autoren: Marco Sonnleitner
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spitzer, hoher Laut wie er einem entfährt, wenn man maßlos überrascht wird.
    Selbst völlig erstaunt, rissen die Jungen ihre Köpfe herum und schauten Diffleton an. Denn der war es gewesen, der jenen seltsamen Ton von sich gegeben hatte. Regungslos wie ein Gemälde stand er neben der Bücherkiste, den Oberkörper leicht gebeugt, den Kopf vorgestreckt wie ein Huhn, die Augen starr nach vorne gerichtet. Die drei Detektive sahen auf seine Hände, die wenige Zentimeter von seinem Gesicht entfernt ein Buch hochhielten – ein in schwarzes Leder gebundenes Buch!
    Und als würde dieses Buch eine ungeheure Hitze ausstrahlen, flatterten die Finger des Antiquars unablässig auf und ab, zitterten und konnten den Band kaum festhalten. Dann knickte dem Mann erst das linke und danach auch das rechte Knie ein, und wie in Zeitlupe sank Diffleton anschließend zu Boden und ließ sich – das Buch immer noch vor Augen – mit einem leisen Ächzen auf seinen Allerwertesten fallen.

Die Zwillinge der Finsternis
    »Mr Diffleton!« Justus stellte seinen Stuhl zum zweiten Mal ab und lief zu dem Antiquar hin. »Alles in Ordnung mit Ihnen? Was haben Sie denn?«
    Während der Rest des Körpers in absoluter Bewegungslosigkeit verharrte, drehte sich der Kopf des Mannes wie mechanisch zur Seite. Offenen Mundes fixierte Diffleton Justus, machte dabei aber nicht den Eindruck, als würde er ihn wirklich wahrnehmen. Der Antiquitätenhändler schien irgendwo anders zu sein, ganz weit weg.
    Auch Peter und Bob waren inzwischen dazugekommen und schauten besorgt auf den wie leblos wirkenden Mann hinab, der dort vor ihnen mit dem Buch in der Hand auf dem Boden kauerte. Plötzlich zuckte Diffleton zusammen, schüttelte sich, und im nächsten Moment kehrte Leben in ihn zurück.
    »Wa-was? Was hast du gesagt?«, stotterte er verwirrt.
    Justus beugte sich ein Stück zu ihm hinab. »Ob es Ihnen gut geht, wollte ich wissen.«
    »Oh ... ja, ja sicher, alles in Ordnung«, antwortete Diffleton schnell und tippte dann mit einem Finger auf eine Stelle in dem Buch, das er immer noch aufgeschlagen vor seine Nase hielt. »Aber das hier, das hier ist ... wisst ihr, was das ist?«
    Peter runzelte die Stirn und meinte dann gespielt unsicher: »Ein ... Buch?«
    »Ja, sicher ist das ein Buch«, entgegnete Diffleton fast ein wenig ungehalten und stand vom Boden auf. »Aber ich meine, ob ihr wisst, was das hier für ein Buch ist?« Und ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr der Mann fort: »Dies hier ist«, er hielt noch einmal inne, strich fast zärtlich über die leicht vergilbte Seite, die er aufgeschlagen hatte, und ein kleines Lächeln umfloss seine Lippen, als er endlich ehrfürchtig verkündete: »Dies hier ist – der zweite Band der Zwillinge der Finsternis !«
    Schweigen.
    Keiner sagte etwas. Sekunden verrannen, in denen Diffleton dämlich-beglückt auf das Buch glotzte. Dann, ganz wie von ungefähr, zog Peter die Augenbrauen nach oben, presste die Lippen aufeinander und sagte schließlich: »Ah ... ja.«
    Justus warf ihm einen verärgerten Blick zu, weil er diese Art von Ironie im Moment nicht angebracht fand angesichts des verzückten Antiquars. Dann fragte er schnell: »Die Zwillinge der Finsternis ? Entschuldigen Sie, Mr Diffleton, aber das sagt mir gar nichts. Was ist das – die Zwillinge der Finsternis ?«
    »Die Zwillinge der Finsternis «, antwortete Diffleton, und seine Stimme klang dabei immer noch so, als stünde er unter irgendeiner Glücksdroge, »gehören zu den seltensten Büchern der Welt. Es gibt nur die drei Exemplare der beiden Bände, und zwei davon sind auch noch Fälschungen, wenn auch sehr wertvolle. Denn alle drei Paare stammen aus dem späten 16. Jahrhundert und gehören damit zu den ältesten Druck-Erzeugnissen überhaupt!«
    Den drei Jungen blieb der Mund offen stehen. Völlig verdattert blickten sie den strahlenden Mann an, dann das Buch, dann wieder den Mann. Schließlich schluckte Justus seine Verblüffung hinunter und sagte mit belegter Stimme: »Sie wollen sagen ... Sie meinen ... dass dieses Buch da«, er deutete vage auf das Werk, »über 400 Jahre ... alt ist?«
    »Genau so ist es!«, bestätigte Diffleton. »Natürlich müsste man irgendwann noch einige wissenschaftliche Untersuchungen machen, die das zweifelsfrei belegen. Aber ich bin mir auch so absolut sicher: Dieses Schriftwerk wurde tatsächlich 1577 hergestellt, ganz so, wie es das Impressum hier verrät.« Der Antiquar streckte das Buch den drei Jungen entgegen und wies
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