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Zwillinge der Finsternis

Zwillinge der Finsternis

Titel: Zwillinge der Finsternis
Autoren: Marco Sonnleitner
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ein Bild von einer Gestalt gesehen, die der gestrigen sehr ähnlich war und die mich damals furchtbar erschreckt hat. Dann wäre es gewissermaßen eine Art schockhaftes Déjà-vu-Erlebnis gewesen, das mich auf dem Parkplatz so paralysiert hat.«
    Peter hielt mitten im Wurf inne, und auch Bob hörte verdattert mit dem Schnitzen auf. Beide sahen sie ihren Freund für einen Moment an, als hätte er sich urplötzlich in ein Wesen von einem anderen Stern verwandelt. Zwar kannten sie Justus’ Angewohnheit, sich geschwollener als nötig auszudrücken, zur Genüge, aber diese unverständliche Aussage eben schoss doch den Vogel ab. Keiner von beiden hatte auch nur die geringste Ahnung, was ihr Freund da gerade zusammengefaselt hatte.
    Daher verzog Peter auch nach einer Weile den Mund zu einem angedeuteten Grinsen und meinte scheinbar verständnisvoll: »Vielleicht haben sie dich als Kind aber auch einfach nur mal zu heiß gebadet, Erster. Hast du darüber schon mal nachgedacht?«
    Justus lächelte hämisch zurück und warf mit einer der alten Mausefallen, die Titus ersteigert hatte, nach Peter. Der Zweite Detektiv duckte sich lachend unter dem Geschoss hinweg und sagte dann: »Nein, jetzt mal wieder im Ernst. Was hat der Typ jetzt noch mal geklaut? Ein Buch, sagtest du?«
    Justus nickte. »Ein schwarzes Buch, ja. Es war da drin.« Er deutete auf eine große Pappschachtel voller Bücher, die wenige Meter von ihnen entfernt stand. »Onkel Titus hat die ganze Kiste einfach mal auf Verdacht für ein paar Dollar gekauft. Wir wissen beide noch nicht, was da eigentlich drin ist.«
    »Aber wertvoll kann das Zeug doch im Grunde nicht sein«, gab Bob zu bedenken und wandte sich, während er weitersprach, wieder seinem Kunstwerk zu. »Ich meine, wenn ihr nur ein paar Dollar dafür bezahlt habt, dann gehe ich davon aus, dass man die wirklich kostbaren Bücher der Vanderbilts vorher aussortiert hat, um sie einzeln zu verkaufen, und dass ihr hier einfach den ganzen wertlosen Ramsch erstanden habt.«
    »Seh ich auch so«, stimmte ihm Justus zu.
    »Aber wer«, hakte Bob nach, »treibt sich in einem teufelsähnlichen Faschingskostüm auf einer Auktion herum und stiehlt Plunder?«
    »Und wieso tut er das?«, ergänzte Peter, nachdem er wieder einmal klappernd in die Dose getroffen hatte.
    »Genau das«, entgegnete Justus, »habe ich vor herauszufinden. Denn da wir im Moment keinen anderen Fall haben, bietet es sich doch geradezu an, dass wir uns dieses Diebstahls annehmen. Was meint ihr, Kollegen?«
    »Hm, na ja«, meinte Bob wenig begeistert.
    »Dem Dieb eines zerfledderten Groschenromans nachjagen?«, fragte Peter skeptisch. »Ist das wirklich dein Ernst?«
    Justus funkelte Peter missbilligend an und wollte gerade etwas erwidern. Aber plötzlich hielt er inne, richtete sich auf und schaute seine beiden Freunde scheinbar überrascht an. Offensichtlich hatte er jetzt erst bemerkt, was die zwei da eigentlich die ganze Zeit taten. Er stellte einen der beiden ersteigerten Stühle, den er eben hatte wegräumen wollen, wieder ab, verschränkte die Arme vor der Brust und sagte dann vorwurfsvoll: »Abgesehen davon, dass mir dieser Fall aus persönlichen Gründen durchaus einiger Nachforschungen wert erscheint, würde es mich brennend interessieren, was ihr beiden da eigentlich die ganze Zeit treibt. Wieso, zum Teufel, bin ich hier eigentlich der Einzige, der schuftet? Sitzen hier herum, bewerfen Dosen und schnitzen Männlein, während mir der Schweiß in Strömen herunterrinnt! Darf ich euch daran erinnern, dass auch ihr euren Beitrag zu leisten habt für die Nutzung jenes Campinganhängers, der da unter dem Schrottberg liegt und der bei unserem neuesten Fall durchaus wieder zum Einsatz kommen könnte?« Justus drehte sich um und deutete übertrieben förmlich auf einen riesigen Haufen Altmetall, unter dem der Wohnwagen versteckt lag.
    Aber als er sich wieder mit einem kritischen Blick seinen Freunden zuwandte, schauten die ganz woanders hin, nämlich zur Einfahrt des Gebrauchtwarencenters. Denn da war eben ein äußerst merkwürdiger Kunde aufgetaucht.
    Als hätte es sich verlaufen, stolperte dort ein zierliches Männchen unsicher über den gekiesten Vorplatz, linste hierhin und schaute dorthin, drehte sich öfters um und brabbelte dabei unablässig vor sich hin. Ein gewaltiger Hut thronte auf dem kleinen Kopf, den ein voluminöser Bart umrahmte. Und da der Mann auch noch eine dunkle Sonnenbrille aufhatte, sah man von seinem Gesicht fast gar
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