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Zwillinge der Finsternis

Zwillinge der Finsternis

Titel: Zwillinge der Finsternis
Autoren: Marco Sonnleitner
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dabei mit dem Finger auf eine Stelle, wo eine Reihe lateinischer Zahlen zu sehen war.
    »M-D-L-X-X-V-I-I«, las Bob stockend vor, überlegte kurz und sagte dann so, als könnte er selbst kaum glauben, was er da von sich gab: »Das heißt tatsächlich 1577!«
    »Und das ist nicht einmal der schlagendste Beweis dafür, dass dieser Band wirklich so alt ist«, ereiferte sich Diffleton. »Hier, seht ihr dieses Papier?« Der Antiquitätenhändler nahm eine Seite zwischen Daumen und Zeigefinger seiner linken Hand und rieb sie vorsichtig. »Diese Art von Velinpapier wurde nur im 16. Jahrhundert hergestellt, und zwar ausschließlich in Frankreich.«
    »Aber, aber wenn das stimmt, dann muss dieses Buch ja ein Vermögen wert sein!«, schlussfolgerte Peter aufgewühlt.
    Diffleton ließ den schwarzen Lederwälzer sinken und seufzte bekümmert auf. »Es ist eigentlich unbezahlbar! Vom historischen Standpunkt aus gesehen sowieso, aber auch vom materiellen. Ich schätze diesen Band hier auf etwa ...« Er überlegte eine Weile, kniff dabei angestrengt die Lippen zusammen und sagte schließlich betrübt: »250.000 Dollar!«
    »Was?«
    »Eine Viertelmillion?« Bob fielen fast die Augen aus, aber auch Justus und Peter waren jetzt in heller Aufregung.
    »Und für beide Bände zusammen muss man etwa das Dreifache berappen«, fügte Diffleton verdrießlich hinzu. Dann atmete er schwer auf, schloss einmal kurz die Augen und richtete sich endlich zu voller Größe auf. Er machte den Eindruck, als hätte er gerade einen äußerst schwerwiegenden Entschluss gefasst. Mit ernster, ein wenig zittriger Stimme verkündete er: »Aber so eine Chance gibt es nur einmal im Leben eines Antiquars. Deswegen, Justus Jonas, würde ich gerne mit deinem Onkel sprechen. Denn ungeachtet der finanziellen Schwierigkeiten, in die mich dieses Unterfangen stürzen wird, werde ich euch dieses Buch abkaufen!«
    Als wäre alle Kraft auf einmal von ihm gewichen, sackte Diffleton nach dieser Ansprache in sich zusammen und holte in kurzen Atemzügen Luft. Mit der Linken griff er in seine Jackentasche und fischte ein Schnupftuch daraus hervor, mit dem er sich die schweißnasse Stirn abtupfte.
    Peter und Bob hatten alle Mühe, ihre Erregung in Zaum zu halten. Hatte dieser seltsame Vogel da eben wirklich gesagt, dass er Titus Jonas ein Buch für eine Viertelmillion Dollar abkaufen wollte, oder träumten sie das nur? Und wenn sie nicht träumten, warum stand Justus dann immer noch hier herum und lief nicht schnurstracks ins Haus, um seinen Onkel herauszuzerren?
    »Ich kann Ihnen das Buch nicht verkaufen«, sagte der Erste Detektiv plötzlich zu ihrer maßlosen Überraschung zu Diffleton.
    »Du kannst was nicht?«, entfuhr es Bob.
    »Bist du noch ganz dicht, Just?«, schimpfte Peter.
    Der Antiquar selbst sagte hingegen gar nichts, sondern blickte nur langsam auf und schaute Justus dann ungläubig an.
    »Mr Diffleton«, ergriff der Erste Detektiv wieder das Wort. »Wir haben diese Kiste, der Sie soeben das Buch entnommen haben, gestern bei einer Haushaltsauflösung für 18 Dollar erstanden. Und auch wenn es um den Haushalt einer sehr vermögenden Familie ging, kann ich mir nicht vorstellen, dass es in der Absicht der Gutachter lag, dieses so ungeheuer wertvolle Buch als Ramschware zum Verkauf freizugeben. Hier muss ein Missverständnis oder ein Versehen vorliegen, und bevor das nicht geklärt ist, kann die Firma Jonas nicht über dieses Buch verfügen. Ich hoffe, Sie verstehen mich.«
    Wieder seufzte Diffleton schwer auf, nickte dann aber einsichtsvoll. Und auch Peter und Bob schienen begriffen zu haben, wo das Problem lag, denn beide schauten jetzt nachdenklich und stirnrunzelnd vor sich hin.
    »Wenn das so ist ...«, meinte Diffleton schließlich enttäuscht und kramte aus der Innentasche seiner Jacke eine Karte hervor, die er Justus überreichte. »Hier ist meine Visitenkarte. Könntest du mich aber bitte auf meinem Handy anrufen, wenn sich geklärt hat, wer der rechtmäßige Besitzer dieses Buches ist? Ich möchte es nämlich in jedem Fall kaufen.«
    »Das werde ich ganz sicher tun«, versprach ihm Justus und steckte die Karte ein.
    »Na gut, dann trotzdem vielen Dank und einen schönen Tag–«
    »Äh, Mr Diffleton«, unterbrach da Justus den Antiquar, bevor der sich verabschieden konnte. »Ich hätte da noch eine Frage.«
    »Ja, bitte?«
    »Sie sagten vorher, es gäbe nur drei Exemplare der Zwillinge der Finsternis, und zwei davon seien Fälschungen.«
    »Ja,
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