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Zwillinge der Finsternis

Zwillinge der Finsternis

Titel: Zwillinge der Finsternis
Autoren: Marco Sonnleitner
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strömten. Jeder wollte anscheinend sehen, was dort so Spannendes vor sich ging, das schon Dutzende von Menschen angezogen hatte.
    Plötzlich flog aus der Mitte der Menschenmenge ein weißer Ball senkrecht in die Luft, und als er wieder irgendwo inmitten der Menge gelandet war, ertönten ausgelassene Rufe und fröhliches Gejohle. Gleich darauf flog der nächste Ball in den Himmel.
    Justus und Peter blickten sich erstaunt an. Was ging da vor sich? Sie legten noch einen Zahn zu, erreichten den Rand des Menschenknäuels und drängten sich so weit wie möglich nach vorne. Endlich hatten sie freien Blick auf das Spektakel.
    »Das ... das ist nicht wahr, oder?« Peter rieb sich die Augen und blickte ein zweites Mal hin.
    »Unmöglich!«, befand auch Justus und machte noch einen Schritt nach vorne. Er beugte sich nach unten, griff in das weiße Etwas vor ihm auf den Boden und befühlte es misstrauisch.
    »Ist es das, was ich glaube, dass es ist?«, fragte ihn Peter und ging ebenfalls in die Knie.
    »Ja«, antwortete Justus, und er klang dabei so, als würde er selbst nicht glauben, was er gleich sagen würde: »Es ist wirklich – Schnee!«
    Vor ihren Augen breitete sich tatsächlich eine ansehnliche Fläche des weißen, etwas pappigen Geriesels aus, aus dem sich die umstehenden Leute immer mal wieder eine Handvoll nahmen und sich damit gegenseitig bewarfen. Und es war durchaus verständlich, dass sich die Parkbesucher so amüsierten und dass Justus und Peter so erstaunt waren. Denn Schnee in Rocky Beach war zweifellos eine Seltenheit – im Winter. Jetzt, im heißen kalifornischen August, war es schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit!
    »Hast du hierfür eine Erklärung, Just?« Peter griff in das frostige Weiß und formte einen kleinen Ball.
    Justus schüttelte nachdenklich den Kopf, aber ein junger Mann, der neben den beiden stand, hatte Peters Frage verstanden und sagte: »Irgendwer meinte vorhin, es hätte heute Nacht hier einen kurzen, aber heftigen Schneeschauer gegeben.«
    »Bei knapp zehn Grad im Schatten, die es heute Nacht gewesen sein dürften?«, wunderte sich Justus.
    »Ich sag euch nur, was ich gehört habe«, entgegnete der Mann und zuckte mit den Schultern. Dann beteiligte er sich wieder an der munteren Schneeballschlacht.
    Auf dem Weg zurück zum Auto sagte keiner der beiden Jungen ein Wort. Alle zwei hingen sie ihren Gedanken nach und versuchten eine Erklärung für dieses beinahe schon übernatürliche Phänomen zu finden. Sie wollten eben die Straße überqueren, als plötzlich jemand ihre Namen rief.
    »Just! Peter! Hey, wartet mal!«
    Die beiden drehten sich verwundert um und erkannten Bob, der gerade aus dem Park gelaufen kam. Ein paar Augenblicke später stand er vor ihnen.
    »Hi, Kollegen!«, begrüßte er seine Freunde außer Atem. »Wart ihr eben auch da drin in dem Park?«
    »Ja«, antwortete Peter. »Wir waren gerade auf dem Weg zum Notar und haben das Gewimmel von Menschen gesehen. Da dachten wir, schauen wir mal rein, was da abgeht.«
    »Schnee!«, rief Bob immer noch völlig verdutzt aus. »Es ist Schnee! Könnt ihr das glauben?«
    »Müssen wir wohl«, entgegnete Justus leicht gereizt, weil er immer noch keine plausible Begründung für dieses Naturereignis gefunden hatte. »Und du, Bob, wo kommst du jetzt eigentlich her?«
    »Aus der Bibliothek.« Bob deutete vage über die Schulter nach hinten, wo sich ungefähr die Stadtbibliothek von Rocky Beach befand. »Ich hab da drin nach Informationen zu den Zwillingen der Finsternis gesucht. Aber was ich –«
    »Und?«, fiel ihm Peter neugierig ins Wort. »Stimmt das, was Diffleton uns erzählt hat?«
    Bob nickte kurz, winkte aber dann gleich ab. »Ja, ja, alles wahr, aber was anderes ist im Moment noch viel interessanter.«
    »Nämlich?« Justus kniff erwartungsvoll die Augen zusammen.
    Bob atmete noch einmal tief durch und sagte dann: »Also, ich hab da vorhin in der Bibliothek was aufgeschnappt. Heute Morgen gab’s nämlich noch woanders ein ziemlich ungewöhnliches Ereignis, und zwar draußen in der Coldwell Street.«
    »Liegt die nicht vor dem Industriegebiet am östlichen Stadtrand?«, überlegte Peter laut.
    »Genau«, bestätigte Bob. »Und da gab es, wie gesagt, heute auch schon einen ziemlichen Rummel, weil sich nämlich in einem der Vorgärten über Nacht ein gewaltiger Riss im Boden aufgetan hat. Es soll aussehen wie nach einem Erdbeben! Aber wenn ich heute Nacht nicht geschlafen habe wie ein Toter, dann weiß ich zumindest nichts
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