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Zwillinge der Finsternis

Zwillinge der Finsternis

Titel: Zwillinge der Finsternis
Autoren: Marco Sonnleitner
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nichts.
    Schließlich näherte sich das Männchen den drei Jungen mit kleinen Schritten und blieb nervös von einem Bein aufs andere tretend vor ihnen stehen. Es klopfte sich umständlich den Staub aus dem viel zu großen, etwas antiquiert wirkenden Anzug, deutete dann eine Verbeugung an und begann endlich mit einer dünnen Fistelstimme zu sprechen: »Ist das hier das, äh, das ... oh! Entschuldigung! Wie unhöflich!«, unterbrach es sich plötzlich selbst und riss erschrocken den Mund auf.
    Während sich der Mann verlegen räusperte, sahen sich die Jungen verwirrt an und unterdrückten ein Kichern. Dann begann der seltsame Vogel von Neuem: »Ich darf mich natürlich zunächst vorstellen. Mein Name ist Diffleton, Hannibal Diffleton. Ich bin Antiquar und habe mein Geschäft in San Francisco. Hier ist meine Karte.« Mit einer würdevollen Handbewegung überreichte Diffleton Peter die Karte, der sie zögernd entgegennahm. »Im Moment«, fuhr er fort, »bin ich auf Einkaufstour entlang der Küste, und man hat mir gesagt, dass ich hier in Rocky Beach bei einem gewissen Titus Jonas durchaus fündig werden könnte, was antiquarische Gegenstände aller Art betrifft. Darf ich fragen, ob ich diesbezüglich hier richtig bin?«
    Justus schluckte seine Erheiterung hinunter und ging einen Schritt auf den Mann zu. »Äh, ja, guten Tag, ich bin Justus Jonas, der Neffe des Besitzers.«
    »Oh! Das trifft sich gut«, erwiderte Diffleton beglückt und streckte Justus die Hand zum Gruß hin.
    Unsicher schüttelte Justus das schlaffe Pfötchen und sagte dann: »Ich fürchte jedoch, wir haben hier absolut nichts, was für Sie von Interesse sein könnte. Ich meine, das hier ist eher ein Gebrauchtwarencenter. Mit antiquarischen Schätzen können wir sicher nicht dienen.«
    »Oh nein!«, lachte Diffleton auf. »Das höre ich immer wieder! Aber du – ich darf doch du sagen?«, fragte der Antiquar schüchtern nach, woraufhin Justus lächelnd nickte. »Also du«, hob Diffleton noch einmal an, »ahnst gar nicht, wie viele Kostbarkeiten oft als wertloser Tand abgetan werden! Es gibt so viele Menschen, die ein kleines Vermögen in ihrem Keller, auf dem Speicher oder auch in ihrem Gebrauchtwartencenter«, Diffleton lächelte verschmitzt, »aufbewahren und das nicht einmal wissen! Mein guter Justus! Da habe ich schon Dinge erlebt! Ich kann dir sagen!«
    Justus schürzte die Lippen und zuckte mit den Schultern, als wollte er sagen »Na ja ... dann«, doch Diffleton ließ ihn gar nicht zu Wort kommen.
    »Wenn du es mir gestatten würdest«, sagte er voller Eifer, »mich auf diesem Gelände ein wenig umzusehen, wäre ich überglücklich. Und wer weiß! Vielleicht finde ich ja tatsächlich etwas Wertvolles!«
    »Meinetwegen gerne. Tun Sie sich keinen Zwang an«, erwiderte Justus schmunzelnd und wies mit einer einladenden Geste auf das Gelände des Schrottplatzes. »Aber wie gesagt, machen Sie sich keine allzu großen Hoffnungen. Sie werden nur Ramsch finden.«
    Mit einer unbestimmten Handbewegung deutete Diffleton im Umdrehen nochmals an, dass er da anderer Meinung war. Dann blickte er sich kurz um und stürzte sich anschließend händereibend und strahlend vor Eifer auf die Schätze von Titus Jonas.
    »Was ’n komischer Vogel«, meinte Peter kopfschüttelnd, als der Mann außer Hörweite war.
    »Das kannst du laut sagen«, pflichtete ihm Bob bei.
    »Eben ein Antiquar mit Leib und Seele«, wandte Justus ein. »Ich bin überzeugt, dass man genau so drauf sein muss, wenn man es in diesem Geschäft zu etwas bringen will. Man braucht schon eine ausgeprägte ... Flohmarktmentalität, um wirklich einmal einen spektakulären Fund zu machen.«
    »Flohmarktmentalität?«, wunderte sich Bob. »Was soll denn das sein? Hast du das Wort gerade erfunden, oder was?«
    Aber der Erste Detektiv zwinkerte statt einer Antwort nur kurz und schüttelte unmerklich den Kopf, denn Diffleton war wieder in ihre Nähe gekommen. Mit vor Tatendrang rot glühenden Backen versenkte er sich gerade in die Bücherkiste, die Titus gestern ersteigert hatte.
    Die drei Jungen taten so, als schenkten sie dem seltsamen Mann keine Beachtung, und widmeten sich wieder ihren Beschäftigungen. Bob schnitzte seine prähistorische Figur, Peter malträtierte die Dose, und Justus wollte sich eben wieder dem Stuhl zuwenden, den er vorhin schon einmal in der Hand gehabt hatte.
    Aber in diesem Moment ertönte ein Schrei. Das heißt, eigentlich war es gar kein richtiger Schrei, sondern vielmehr ein
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