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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02
Autoren: Alte Genossen
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deine Haxen hier weg.«
    »Immer langsam mit die jungen Pferde«, antwortete sein Kollege, nahm aber die Haltung ein, die ein deutscher Steuerzahler von einem arbeitenden deutschen Beamten erwartete.
    »Und das hier ist das ballistische Gutachten. Zwar auch vorläufig, aber immerhin. Haben uns die Bochumer Kollegen heute Morgen geschickt.«
    Brischinsky sah seinen Assistenten mit Interesse an. Solcher Arbeitseifer am frühen Morgen war normalerweise nicht seine Art. Entweder fesselte ihn der Fall ganz besonders, oder er war scharf auf eine positive Beurteilung.
    »Das Beste kommt aber noch. Diese Unterlage«, Baumann wedelte vor Brischinskys Augen mit einem Blatt herum, »ist eben gekommen. Per Fax vom Bundeskriminalamt. Wir wissen nun, wer der Tote ist. Die Fingerabdrücke waren in unserem Computer. Der so unsanft vom Leben zu Tode Gekommene ist für uns kein Unbekannter. Was sagst du nun?«
    Brischinsky sagte gar nichts, sondern nahm Baumann das Fax des BKA aus der Hand und überflog es. Mit fünfundneunzigprozentiger Wahrscheinlichkeit waren die Fingerabdrücke, die der Erkennungsdienst dem Toten abgenommen hatte, identisch mit denen eines Jürgen Grohlers, geboren am 16. April 1946 in Bernsdorf.
    »Wo, zum Teufel, ist Bernsdorf?«, fragte der Hauptkommissar seinen Mitarbeiter. »Hast du das schon ermittelt?«
    »Hab ich. In Sachsen. Nordöstlich von Dresden.«
    »Aha.«
    Brischinsky las weiter. Grohlers war zuletzt in Berlin-Pankow, Morapromenade 8, gemeldet und stand seit 1992
    unter dem Verdacht, an einem Betrug beteiligt gewesen zu sein. Während dieser Zeit kurzzeitig festgenommen, war er damals auch erkennungsdienstlich behandelt worden. Zu einer förmlichen Anklage war es bis heute jedoch nicht gekommen.
    Das würde auch, ergänzte Brischinsky in Gedanken, zukünftig nicht mehr erforderlich sein.
    »Hast du schon unsere Kartei befragt? Haben wir was über diesen Grohlers?«
    »Nein, nichts. Ist für uns ein absolut unbeschriebenes Blatt.
    Bei uns nie in Erscheinung getreten.«
    »Was sagt die Gerichtsmedizin?«
    »Nichts wesentlich Neues. Drei Schüsse haben Grohlers getroffen. Der erste war ein glatter Durchschuss der Lunge, eigentlich hätte der schon gereicht. Doch die Täter wollten auf Nummer sicher gehen. Die zweite Kugel hat die Herznebenkammer zerfetzt. Und Nummer drei traf ebenfalls ins Herz. Grohlers war praktisch sofort tot. Dass es so schnell ging, war für ihn möglicherweise ein Segen.«
    »Was?«
    »Ja, Grohlers hatte Krebs. Lungenkrebs. Endstadium, sagt der Doktor. Der wäre keine zwei Jahre älter geworden.«
    »Ich bitte dich, Heiner.«
    »Mein ja nur. Die fehlende Patronenhülse haben wir übrigens gefunden. Lag im Gras. Haben die Kollegen zunächst übersehen. Zwei der drei Kugeln waren im Körper. Steckten an der Wirbelsäule. Die dritte Patrone mussten wir aus dem Denkmal ausgraben.«
    »Was sagen die Bochumer Kollegen zur Tatwaffe?«
    »Da haben wir Glück gehabt. Die Ballistiker waren noch im Dienst, als der Kurier mit den Patronenhülsen kam. Und die haben dort einen Kollegen zur Fortbildung, der aus den neuen Bundesländern stammt. Der hat die Hülsen identifiziert. Sie stammen von einer Tokarew 32 mit Schalldämpfer, Kaliber 7,62.«
    »Ist das sicher?«
    »Sicher ist der Tod. Um absolut sicher zu sein, benötigen wir die Waffe. Da steht nämlich drauf, was das für eine ist. Und dann feuern wir mit der einen Schuss ab und vergleichen diese Kugel mit unseren Kugeln aus dem Körper des Toten. Erst dann…«
    Brischinsky unterbrach Baumann barsch: »Sag mal, willst du mich verarschen? Das weiß ich selbst. Ich will wissen, ob sich unsere Kollegen sicher sind.«
    »Ja. Weitgehend.«
    »Gut. Und lass zukünftig diese Scherze. Was ist das für eine Waffe? Warum heißt die Tokarew?«
    »Nach ihrem Konstrukteur. Steht im Lexikon. Fjodor Wassilewitsch Tokarew. Der war der dritte große russische Waffenkonstrukteur neben Kalaschnikow und Makarow.«
    »Aus Russland?«
    »Die Knarre ist heute im Ostblock nicht mehr so weitverbreitet. Sie wurde überwiegend von den dortigen Geheimdiensten wie dem KGB eingesetzt. Im Gegensatz zur Makarow. Die hat die NVA benutzt. Die Makarow ist sozusagen der Volkswagen der dortigen Handfeuerwaffen. Mit etwas Glück kannst du solche Dinger auch in Berlin auf dem Flohmarkt in der Oranienburger Straße kaufen. Die sind gar nicht so teuer, meinen die Bochumer. Das geht so, seitdem viele Offiziere der ehemaligen glorreichen Roten Armee mit Waffenverkäufen ihren
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