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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02
Autoren: Alte Genossen
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zweiten halben Liter trockenen Demestica in sich reingeschüttet hatte, fragte nach dem Essen: »Hör mal, Cengiz, fahren ist nicht mehr. Kann ich bei dir…?«
    »Ich dachte es mir fast. Ja, du kannst. Aber ich muss morgen früh auf Schicht. Ich vermute, du gehst nicht zur Uni?«
    »Nein, morgen nicht.«
    »Und fährst auch nicht Taxi?«
    »Nee, erst Freitag wieder.«
    »Aha. Hinterlass bitte nicht so ein Chaos in der Küche wie das letzte Mal, sonst war’s für dich das selbige, klar?«
    »Logo. Du kennst mich doch.«
    »Eben.«
    »Hör mal, Cengiz, was ich dich fragen wollte…?«
    »Wenn du mich anpumpen willst, solltest du mich nicht vorher zum Essen einladen. Das passt irgendwie nicht zusammen.«
    »Nee, Unsinn. Sag mal, hättest du nicht Lust, mit mir nach Mykonos zu kommen?«
    Kaya sah seinen Freund verblüfft an. »Und was soll ich da?
    Bei dir Händchen halten, damit du den Frust mit Stefanie vergisst? Ich bin da wahrscheinlich ein schlechter Ersatz. Aber du dürftest auf Mykonos sehr schnell Anschluss finden, hab ich gehört.«
    »Wieso? Sind da so viel alleinreisende Frauen?«
    »Nee, Männer.«
    »Spinner. Nein, im Ernst, ich hab irgendwie so recht keine Lust, allein in den Urlaub zu fahren.«
    »Jetzt pass mal auf, Rainer. Du wirst dich wohl oder übel mit der Tatsache abfinden müssen, dass du bei Stefanie im Moment nur schlechte Karten hast, was ein glückliches Liebesleben angeht. Und das Beste wäre, du akzeptierst das bald. Sonst sind irgendwann alle Frauen, die nicht Stefanie heißen, vergeben und du bist so ein alter Knacker, dass du nur noch mit ‘ner vollen Brieftasche bei einem hübschen und halbwegs intelligenten Mädel landen kannst. Und da du nie eine volle Brieftasche haben wirst«, Kaya grinste, »jedenfalls nie für sehr lange, würdest du als Eremit enden. Was mir ehrlich Leid täte.«
    »Da lad ich dich zum Essen ein und du beleidigst mich unentwegt. Du bist vielleicht ‘n Kumpel.«
    »Bin ich auch. Merkt man nur nicht immer sofort. Und du sowieso nicht. Und jetzt kipp deinen Wein runter und zahl. Ich muss morgen im Gegensatz zu dir arbeiten.«
    »Okay.«
    Der Kellner brachte die Rechnung und Esch bezahlte. Er hob sein Glas. »Let’s drink to the hard working people.«
    »Rolling Stones«, stellte Kaya lakonisch fest. »Let it bleed?«
    »Nee, Beggars banquet. Salt of the earth. Aber das wird jemand, der Rock für ein weibliches Kleidungsstück gehalten hat, während ich die Stones im Gelsenkirchener Parkstadion live gesehen haben, ohnehin nie kapieren. Gehen wir.«
     
    5
    Hauptkommissar Rüdiger Brischinsky hatte seine beiden Füße auf dem Schreibtisch drapiert, einen vollen Kaffeepott neben sich und studierte aufmerksam die Berichterstattung beider Recklinghäuser Lokalzeitungen über den Mord des Vortages.
    Die Journalisten spekulierten über das Motiv der Täter und vor allem über die Identität des Opfers.
    Die, dachte Brischinsky, würde ihn auch interessieren, sehr sogar. Er nahm einen tiefen Schluck aus der Tasse, zog an seiner Zigarette und widmete sich dann den Fotografien, die die beiden Journalisten gemacht hatten. Sie unterschieden sich nur in Nuancen von den Bildern ihrer eigenen Spurensicherung.
    Der Hauptkommissar beschloss deshalb, die Bilder den Zeitungsreportern unverzüglich zurückzugeben. In diesem Moment schellte das Telefon.
    »Morgen, Herr Brischinsky, Rutter hier.«
    Rüdiger Brischinsky schmeckte der Kaffee nicht mehr. Rutter von der Bildzeitung war ein Reporter, der für eine gute Story über Leichen ging. Brischinsky konnte ihn nicht ausstehen.
    »Was wollen Sie denn?«
    »Informationen, was denn sonst, Herr Hauptkommissar.«
    »Den Hauptkommissar können Sie sich schenken. Wir haben unsere Ermittlungen gerade erst aufgenommen, da gibt es noch keine Informationen. Warten Sie’s ab. Möglicherweise geben wir heute noch ‘ne Pressekonferenz.«
    »Aber Sie wissen doch sicher…«
     
    »Nein«, unterbrach ihn Brischinsky grob, »ich weiß nichts.
    Absolut nichts. Wiederhören.« Er legte auf, ohne die Antwort seines Gesprächspartners abzuwarten.
    Baumann betrat das Dienstzimmer und knallte seinem Chef einen Stapel Akten auf den Schreibtisch. »Haben alle prima gearbeitet, wirklich. Gestern Abend ist der Mord passiert, heute schon erste Ergebnisse. Hier, der vorläufige Obduktionsbericht.« Er suchte einen Aktenordner aus dem Stapel und legte ihn offen auf den Tisch vor Brischinsky und halb auf dessen ausgestreckten Beine. »Mensch, nimm doch mal
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