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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02
Autoren: Alte Genossen
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kargen Sold aufbessern. Von denen kannste alles kriegen. Vom AK 47 bis zum Kampfpanzer. Kein Problem. Für Panzer allerdings brauchst du einen Zwischenhändler. Und du bekommst die nicht in Deutschland.
    Übrigens, den endgültigen ballistischen Bericht erhalten wir in den nächsten Tagen.«
    Brischinsky musterte Baumann zum zweiten Mal an diesem Morgen. »Woher weißt du das alles?«, fragte er.
    »Ich hab dir doch erzählt, dass die in Bochum einen neuen Kollegen aus Dunkeldeutschland haben. Der hat von den Wummen aus Russland echt Ahnung. Mit dem hab ich mich unterhalten.«
    »Gut. Pass auf.« Brischinsky suchte in dem Stapel Fotos, bis er sich für eins entschied, auf dem das Gesicht des Ermordeten am besten zu erkennen war. »Das Bild hier sollen unsere beide Zeitungen auf jeden Fall morgen veröffentlichen. Mit der Bitte, dass sich diejenigen, die den Toten kennen oder Auskünfte zu seiner Person machen können, unverzüglich bei uns melden.«
    Er drückte Baumann das Bild in die Hand. »Heute Nachmittag geben wir um zwei eine Pressekonferenz. Etwas Blabla und so.
    Sag der Pressestelle Bescheid. Und frag bei den Berliner Kollegen nach, ob die noch mehr über den Grohlers wissen.«
    »In Ordnung.«
    Das Faxgerät neben Brischinskys Schreibtisch klingelte. Die beiden Beamten sahen zu, wie ein Schriftstück in den Ablagekorb fiel.
    Der Hauptkommissar angelte sich den Brief und las.
    Nachdenklich legte er seine Stirn in Falten. »Von der Sonderkommission Vereinigungskriminalität des BKA im Auftrag der Zentralen Ermittlungsstelle für Regierungs-und Vereinigungskriminalität. Was für ein Name! Es geht um den Mord an Grohlers. Die wollen alle Gutachten zum Fall haben, und zwar sofort. Dazu einen schriftlichen Bericht über unsere bisherigen Ermittlungen. Unser Vorgesetzter Kriminalrat Wunder ist bereits informiert.«
    »Die SoKo Vereinigungskriminalität? Ich denke, die kümmern sich um Unterschlagungen der Treuhand?«
    »Nicht nur darum. Besorg dir mal die Akten über den Betrugsfall, in den Grohlers verwickelt war. Frag von mir aus beim BKA nach.«
    »Aber was haben die von der SoKo mit unserem Fall zu tun?«
    »Das«, sagte Brischinsky, »wüsste ich auch gern.«
     
    6
    Gegen neun Uhr morgens versuchte Rainer Esch, von den Toten zu den Lebenden zurückzukehren. Er richtete sich mit einem Stöhnen auf der Liege auf, die sein Freund leichtsinnigerweise Gästebett nannte. Nach Rainers Meinung war Folterbank die angemessene Bezeichnung. Ihm tat jeder Knochen weh, was angesichts der Tatsache, dass er sich mit seinen fast Einmeterneunzig auf eine höchstens einmeterfünfzig lange Liege gebettet hatte, nicht weiter verwunderte. Als besonders heimtückisch empfand er, dass je zehn Zentimeter des zur Verfügung stehenden Platzes links und rechts von senkrecht hoch stehenden Armlehnen in Beschlag genommen wurden, die – unverstellbar – natürliche Hindernisse für einen Körper darstellten, der sich im Schlaf wohlig ausdehnen wollte.
    In Rainers linkem Bein tobte ein Wadenkrampf, sein rechter Arm war eingeschlafen. Ein Schlagzeuger jagte rhythmische Trommelwirbel durch seinen Schädel. Esch widerstand der Versuchung, auch dafür Cengiz’ Couch die Schuld zu geben und räumte selbstkritisch ein, dass er besser daran getan hätte, nach ihrem Eintreffen in der Wohnung seines Freundes wie dieser das Bett aufzusuchen. Stattdessen hatte er sich, wie schon häufiger, über die nicht sehr üppig bestückte Hausbar hergemacht, die, wenn er sich recht erinnerte, nun völlig geplündert war. Er hoffte, dass die gestrige Einladung Cengiz’
    Unwillen über seinen Raubzug etwas mildern würde.
    Mühsam schleppte sich Rainer in das Badezimmer und öffnete jede Schranktür auf der Suche nach Kopfschmerztabletten. Er fand keine. Entweder war Cengiz ein Heiliger oder er hatte nie Kopfschmerzen. Vermutlich Letzteres.
    Bedauerlicherweise hatte Esch auf Grund seiner spontanen Einladung am Vorabend seine Zahnbürste nicht dabei. Der Versuch, mit den Fingern Zahncreme in seinem Mund zu verteilen, scheiterte kläglich. Er erwog einen Moment, die Bürste von Cengiz zu benutzen, ließ es dann doch, aber nicht etwa, weil er sich vor Kaya ekelte. Im Gegenteil. Er würde sich ekeln, wenn jemand mit einem solchen Geschmack im Mund, wie Rainer ihn spürte, seine Bürste benutzen würde. Das ließ in Esch den Entschluss reifen, an den Stellen, an denen eine Spontanübernachtung denkbar war, dieses wichtige Utensil vorsorglich zu hinterlegen. Er
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