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Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Zweyer, Jan - Rainer Esch 02

Titel: Zweyer, Jan - Rainer Esch 02
Autoren: Alte Genossen
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duschte ausgiebig, suchte seine Klamotten zusammen und zog sich an.
    Eingedenk der Warnung Cengiz’ beseitigte er den übervollen Aschenbecher, die Schnaps-und Weingläser sowie die leeren Haschen und verzichtete darauf, ein Frühstück einzunehmen.
    Der verursachte Sachschaden war schon groß genug. Er wollte nicht maßlos wirken.
    Esch brachte die Couch so gut es ging in Ordnung, warf noch einen Blick in Bad, Küche und Wohnzimmer und verließ einigermaßen zuversichtlich, wenngleich mit pochenden Kopfschmerzen und einer leichten Grundübelkeit die Wohnung.
    Auf dem Weg zu seinem Fahrzeug, das er in der Nähe des Griechen vermutete, erstand er Brötchen, Margarine, etwas Käse und Zigaretten. Angesichts seines zweifellos reichlich vorhanden Restalkohols überlegte er einen Moment, die U-Bahn zu nehmen, verwarf diesen Gedanken jedoch schnell wieder. Er fühlte sich sicher genug zu fahren und setzte darauf, dass er weder Opfer einer Routinekontrolle der Polizei noch in einen Unfall verwickelt werden würde.
     
    Im Auto entschied sich Esch dafür, im Büro seiner Detektei in der Uferstraße in RecklinghausenSüd nach dem Rechten zu sehen.
    Sein Büro im Haus Nummer zwei lag im Erdgeschoss rechts.
    Lediglich das Namensschild auf der Klingel wies darauf hin, dass in diesem Gebäude die Detektei Look und Listen ihre Bleibe gefunden hatte. Esch öffnete den überdimensionierten Briefkasten und Berge von Papier fielen ihm entgegen.
    Enttäuscht stellte er bei der ersten flüchtigen Durchsicht fest, dass es sich ausnahmslos um Werbung handelte. Er packte sich den Papierberg unter den Arm. Im Büro würde er ihn sorgfältig daraufhin durchsehen, ob sich nicht zwischen Baumarktwerbung und Supermarktsonderangeboten doch noch das eine oder andere Interessante verbarg.
    Esch schloss die Tür zu seinem Büro auf und betrat den Raum. Ein modriger, leicht fauliger Geruch schlug ihm entgegen. Er schüttelte sich, schmiss das Altpapier auf einen Kiefernschreibtisch Marke IKEA und beeilte sich, das Fenster weit aufzureißen. Suchend blickte er sich um und entdeckte schließlich die Ursache des Modergeruches. Bei seinem letzten Besuch in seiner Detektei vor einigen Wochen hatte er sich eine Currywurst mit Pommes Rot-Weiß reingezogen. Die Wurst jedoch war ungenießbar gewesen und die Kartoffelstäbchen in einem Öl frittiert worden, das direkt einem Altmotor entnommen sein musste. Er hatte deshalb fast die gesamte Mahlzeit dem Papierkorb überantwortet, wo sie nun seit Wochen vor sich hin schimmelte.
    Seine Übelkeit verstärkte sich, als er die Metamorphose einer Currywurst mit Pommes in etwas Lebendiges näher betrachtete. Angewidert verzog Rainer das Gesicht, schnappte sich mit der einen Hand den Müllbeutel und hielt sich mit der anderen die Nase zu, um so die Überreste des Fastfood-Produktes in die Mülltonne zu transportieren.
     
    Sein Büro bestand aus zwei Räumen. Esch ging in die Küche und begann zwischen leeren Flaschen, dreckigen Kaffeetassen und Gläsern nach sauberem Geschirr zu fahnden. Nach einigen Minuten erfolgloser Suche musste er sich der Tatsache stellen, dass ohne umfangreiche Reinigung der Küche ein Frühstück in seinem Büro nicht möglich war.
    Nach fast einer Stunde waren Büro und Küche so weit wiederhergestellt, dass Esch seine Brötchen schmieren und einen Kaffee kochen konnte. Kaffeekochen war etwas übertrieben, da seine einzige Aktivität darin bestand, Wasser zu erhitzen und es dann in eine Tasse mit Instantkaffee und Trockenmilch zu gießen.
    Esch setzte sich an seinen Schreibtisch, die Brötchen und den dampfenden Kaffee vor sich, baute den Stapel, den er seinem Briefkasten entnommen hatte, neben dem Computer auf und schaltete den Anrufbeantworter ein, um ihn abzuhören. Das Ergebnis war enttäuschend. Mit der Ausnahme eines Anrufes von Cengiz vor zwei Wochen war nur das nervende Besetztzeichen und das Knacken zu hören, das ein unterbrochenes Gespräch anzeigte.
    Der Briefkasteninhalt war ebenso desillusionierend. Neben einer, zugegeben sehr niedrigen Telefonrechnung fanden sich nur Schreiben vom Vermieter und vom Finanzamt. Der Vermieter teilte ihm mit, dass er erstens die Kündigung erwägen müsse, wenn Esch nicht seinen vertraglichen wöchentlichen Flurreinigungsverpflichtungen nachkomme und zweitens die Miete ab November um dreißig Mark auf zweihundertvierzig Peitschen steigen würde. Das Finanzamt forderte ihn ultimativ auf, seine Gewinnermittlung für die Detektei im Rahmen seiner
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