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TS 95: Der Weltraum-Krieg

TS 95: Der Weltraum-Krieg

Titel: TS 95: Der Weltraum-Krieg
Autoren: H. G. Ewers
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1.
     
    Weil sie Angst voreinander haben, führen sie Krieg – die einen mit der Waffe der Elektronik, die anderen mit den Waffen der Telekinese …
    „Es war am 19. Juli des Jahres 2134, als zwei Raumschiffe innerhalb kurzer Zeit auf Pluto landeten. Das eine stammte von der Erde, der Zentralwelt des damaligen ,Bundes der drei Planeten’, das andere kam von einer Welt des Systems Alpha Centauri.
    Seitdem sind fast eintausend Erdjahre vergangen, genauer gesagt neunhundertneunundneunzig Jahre, ein Monat und sechs Tage. Diese Zeitspanne wird einmal unter dem Namen ,Der Tausendjährige Krieg’ in die Geschichte eingehen; man nannte ihn schon so, als er ,erst’ vierhundert Jahre alt war.
    Die Ursache des Krieges ist heute so aktuell wie am Anfang: Unsere Rasse und die des Sixmoon-Reiches werden durch entwicklungsbedingte Anlagen ganz automatisch zu unerbittlichen Gegnern. Sobald sich die Anlagen der einen Rasse durchsetzen, bedeutet das den Untergang der anderen Rasse, denn die Piriit, wie die Bewohner des Sixmoon-Reiches sich nennen, haben ihre Zivilisation ganz auf der Basis einer Parafähigkeit aufgebaut, der Telekinese, während die menschliche Zivilisation auf der von der Quanten-Elektronik regulierten Technik beruht.
    Die beinahe tausend Jahre interstellaren Krieges haben aus den Welten der Gegner gewaltige Rüstungsfabriken und waffenstarrende Festungen gemacht – trotz des Gegensatzes der Produktionsweise. Die Raumschiffe, die gebaut wurden, hätten ausgereicht, um in der gleichen Zeitspanne einen Radius von etwa hundertachtzig Lichtjahren rings um unsere Sonne zu erforschen. Aber die Schiffe werden zur Abwehr des Gegners gebraucht.
    Keine Seite konnte im bisherigen Kriegsverlauf entscheidende Erfolge für sich buchen, weder Sixmoon noch der jetzige Solare Weltenbund. Obwohl mindestens zehntausend Schiffe sich gegenüberstehen, gleichen ihre Aktionen nur Nadelstichen. Hin und wieder gelingt einer Seite ein Vorstoß von wenigen Lichtwochen. Dann explodieren draußen in der gähnenden Leere zwischen den beiden Systemen Raumschiffe, aber nach wenigen Tagen wird stets der alte Zustand des Stellungskrieges wieder erreicht. Wie lange es so weitergeht, ist noch nicht abzusehen. Wehe aber, wenn es einer Seite gelingt, das Gleichgewicht zu ihren Gunsten zu verschieben …“
     
    *
     
    Kelly Johnson lachte lautlos, als der Speicherkristall den letzten Satz auf die Mattscheibe des flachen Videoreduktors übertrug. Beim Auge des Jupiter! Es wird der Weltenbund sein, zu dessen Gunsten sich das Gleichgewicht verschiebt – und sein, Kelly Johnsons, Name würde in die Geschichte der Menschheit eingehen!
    Übergangslos verschwand der Triumph wieder aus Johnsons vierschrötigem Gesicht. Über der Nasenwurzel bildete sich eine stark ausgeprägte Furche, und die Lippen des breiten Mundes preßten sich zusammen.
    Johnson schaltete den Reduktor aus und schob das Gerät von sich, über die halbkreisförmig geschwungene Tischplatte hinweg. Die klobigen Finger seiner Hände rissen ein Zigarettenpäckchen auf und führten die brennende Zigarette zum Mund.
    Nachdenklich strich Kelly Johnson sich über sein schon etwas lichtes Haar, das an den Schläfen den grausilbernen Schimmer gereifter Männlichkeit aufwies, den die Frauen so an ihm liebten. Nur war diese Liebe, bis auf wenige Ausnahmen, stets einseitig verlaufen. Kelly Johnson war zwar ein Bulle von einem Mann, aber er hatte seit seinem achtzehnten Lebensjahr seine ganze Energie zuerst dem Studium und dann dem Krieg verschrieben.
    Und der Krieg, der von Kelly Johnson geführt wurde, war weitaus gefährlicher und aufreibender als der Krieg zwischen den Sternen – und wichtiger für die Menschheit!
    Beide Seiten hatten im Verlauf der Jahrhunderte ausgefeilte und „todsichere“ Methoden entwickelt, um Kriegsgefangene „umzudrehen“, wie es im Abwehrjargon hieß. Der Gefangene, der eines Tages „zufällig“ von den eigenen Leuten befreit wurde, wußte selbst nie etwas von seiner Mission. Aber er trug in seinem Geist verankert hypnosuggestive Befehle mit sich, die immer dann wirksam wurden, wenn die dafür vorgesehene Situation eintrat. So ein Umgedrehter konnte dem Gegner mehr Schaden zufügen als eine ganze Flottenoffensive, denn gelangte er erst einmal wieder auf eine Welt seines Heimatsystems, konnte er die neuralgischen Punkte der Verteidigung schädigen – nur waren diese Erfolge immer Ausnahmen geblieben, denn die Abwehr jeder Seite fand für jede neue Präparation
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