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TS 95: Der Weltraum-Krieg

TS 95: Der Weltraum-Krieg

Titel: TS 95: Der Weltraum-Krieg
Autoren: H. G. Ewers
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schnell das entsprechende Gegenmittel.
    Das war nicht weiter verwunderlich, denn die Psyche der eigenen umgedrehten Leute war der eigenen Abwehr naturgemäß besser vertraut als der Abwehr der Seite, die den Umgedrehten losschickte.
    Kelly Johnson griff zerstreut nach der Whiskyflasche im Schreibtisch-Kühlfach. Die Hand faßte ins Leere. Johnson lächelte ironisch. Es konnte ja gar nicht anders sein, denn er hatte die Flasche heute morgen eigenhändig in den Konverterschlund geworfen. Alkohol war das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte.
    Erstaunt registrierte Johnson die Feuchtigkeit seiner Handflächen. Bedächtig wischte er sie an dem roten Uniformrock ab, bevor er den Knopf des Robotsekretariats niederpreßte.
    Er zog das winzige Mikrophon zu sich heran.
    „Hier Chef S.A.S. 999 an Chefs der Oberen Stäbe. Teile Ihnen mit, daß ich im Zuge einer Kontra-Aktion im Abwehrbereich Mars für die nächsten Tage nicht erreichbar bin. Stellvertreter ist Colonel Edgo Brigly, erreichbar unter meinem Kode. – Ende –“
    General Kelly Johnson, Chef der Solaren Abwehr, grinste verhalten. Die anderen Chefs würden sich wundern, wenn er nach einer Woche immer noch nicht zurück war, oder nach einem Monat – oder einem Jahr …
    Erneut drückte er einen der zahlreichen Knöpfe an seinem Schreibtisch, der eher in die Kommandozentrale eines Schlachtschiffes gepaßt hätte als in einen schlichten Büroraum.
    „Hier P-Labor“, meldete sich eine Automatenstimme.
    „Hier Chef S.A.S. 999! Geben Sie mir eine Verbindung mit Professor Heiduck!“
    „Jawohl, Sir!“
    Ein schwaches Summen ertönte. Die rote Lampe unter dem Knopf ging aus und an. Dann wurde alles von einem scharfen Knacken ausgelöscht.
    „Hier Heiduck!“ bellte eine unangenehme Stimme. Jeder Uneingeweihte wäre davon abgestoßen worden; nicht so Johnson, er wußte, daß der Professor sowohl einen künstlichen Kehlkopf als auch eine künstliche Lunge besaß, die angeborenen Teile waren ihm beim Absturz eines Raumschiffes zerstört worden. Glücklicherweise hatte das Unglück sich auf Ganymed abgespielt; ein Himmelskörper mit stärkerer Massenanziehung hätte niemand überleben lassen.
    „Sind Sie bereit, Professor?“ fragte Johnson ruhig.
    Heiduck lachte. Es klang, wie wenn Erbsen auf eine Blechplatte regnen.
    „Ihre Nerven möchte ich haben! Von mir aus kann es losgehen. Aber – Sie …? Sind Sie auch bereit, Sir?“
    Johnson reagierte überhaupt nicht auf Heiducks Frage, so wie er nie auf unangebrachte Bemerkungen Untergebener reagierte.
    „Ich bin in fünf Minuten bei Ihnen!“ sagte er kalt. Es hörte sich an, als handelte es sich um eine Verabredung in der Bar des Hauses.
    Kelly Johnson erhob sich und trat ans Fenster. Er schaute mit zusammengekniffenen Augen hinab auf das brodelnde Leben in derHauptstadt des Weltenbundes, einer Stadt der Superlative und doch nur einem einzigen Zweck dienend: der Lenkung eines interstellaren Krieges.
    Mit energischem Ruck wandte Johnson sich ab, öffnete die Panzertür seines Büros und trat in den von tödlichen Robotmechanismen bewachten Liftschacht – tödlich für Unbefugte. Ihn ließen die Detektoren nach blitzschneller Prüfung passieren.
    Genau fünf Minuten nach seinem Anruf bei Heiduck schwang das Innenschott einer Identifizierungsschleuse vor ihm auf. Kelly Johnson blinzelte in grelles Licht und auf eine blitzende, stromgeladene Haube, hinter der zwischen zwei Assistenten eine hagere, nach vorn geneigte Gestalt stand: Professor Heiduck.
    Kelly Johnson trat ein. Hinter ihm fiel dröhnend das Innenschott zu.
    Die Blicke Heiducks und Johnsons begegneten sich.
    „Fangen wir an!“ sagte Kelly Johnson.

 
2.
     
    Noel Fitzgerald preßte mit seinen breiten Schultern eine der schweren Kisten beiseite. Sie wich zwar höchstens anderthalb Zentimeter, aber wenigstens bekam er nun wieder Luft.
    Eine Weile hockte er keuchend in seinem Versteck, während das Kinn ihm auf die Brust gesunken war. Dann versuchte er, das Dunkel des Frachtraumes mit den Augen zu durchdringen.
    Vergebens.
    In den Frachträumen einer Transportrakete brannte kein Licht, jedenfalls nicht während der Fahrt – und sobald die rechteckigen Lampen innerhalb der Decke erst wieder aufleuchteten, würde die Lage kritisch werden.
    Noel Fitzgerald schloß die Augen. Sein Atem ging ruhiger, aber immer noch viel zu hastig. Fitzgerald glaubte, noch das schrille Heulen der Polizeisirenen zu hören. Die Schweber der Erdpolizei waren ihm dicht auf den Fersen
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