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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde
Autoren: Hans G Bentz
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der stille Abschied, während er Sternchen ins Wasser warf...
    »Na — was sagst du?« drängt Enrico.
    Ich hangele mich mühsam aus dem Liegestuhl, als habe mich jemand in den Rücken getreten.
    »Ich? Ich wünsche euch Glück, Enrico — ihr könnt’s brauchen.« Damit renne ich fast durch die Garage auf die Straße hinaus mit einem flüchtigen Blick bemerkend, daß Enrico offenen Mundes hinter mir herstarrt.
    Nach ein paar Augenblicken ist ein hastiges Geklapper spitzer Stöckelabsätze hinter mir. Es packt mich jemand am Arm und reißt mich heftig herum: Margot! Ihre Augen flammen:
    »Ich liebe ihn nämlich, falls du das nicht wissen solltest!« Ihr Blick wird unsicher, als ich sie nur schweigend ansehe: »Und er — er betet mich an! Als das passierte, da in seinem scheußlichen Arbeitszimmer — da kniete er vor mir nieder! Verstehst du, der ganze lange Kerl kniete vor mir nieder und zog mich ganz vorsichtig zu sich heran und lehnte seinen Kopf an mich: >Mein kleines Wunder<, sagte er, >mein kleines Wunder!< Das hat noch keiner zu mir gesagt, Colonel, keiner! Begreifst du das? Wir werden sehr glücklich sein und Kinder haben...«
    »Und wenn du nicht gestorben wärst, dann lebtest du noch heute.«
    Sie wird kalkweiß: »Was willst du damit sagen?«
    »Damit will ich sagen, daß diese ganze Sache mit Enrico eine Flucht vor dir selbst ist, eine Flucht in die Sicherheit, in die Problemlosigkeit, in die bürgerliche Zufriedenheit! Im übrigen weiß das auch Enrico ganz genau, aber trotzdem will er dich heiraten, weil er dich nämlich wirklich liebt!«
    Und damit wende ich mich um.
    »Colonel! Colonel! « höre ich hinter mir. Und dann Enricos Stimme: »Komm doch, Margot. Laß ihn. Er ist beleidigt, weil sein kleines Rechenexempel nicht aufgegangen ist.«
    »Colonel!« Dieser Schrei ist so verzweifelt, daß ich mich doch noch einmal umdrehe. Vielleicht bin ich der einzige, der hier unrecht hatte, als ich es nicht lassen konnte, Schicksal spielen zu wollen. Ich winke ihr zu und wende mich ab.
    Und da sehe ich vor mir auf dem Weg ein Trio, das mich erwartet: zwei goldene Augen zwischen langen Ohrgehängen, eine grinsende braune Nase und ein kurzes, dickes Stummelschwänzchen, das voll ergebener Freude die Herbstblätter am Boden fegt. Daneben ein Steiff-Tier mit Kastenbart und zitterndem weißem Fellhöschen, und an der anderen Seite ein rabenschwarzes Persianerlämmchen mit schneeweißem Gebiß und verdrehten Kulleraugen.
    Und von diesen dreien schlägt sie mir entgegen, die Liebe, die reine, goldene, bedingungslose.
    »Kommt, Kinder«, sage ich, »wir Hunde sind doch bessere Menschen.«
    Ich gehe auf den See zu bis zur Brücke. Ja, wahrscheinlich habe ich in diesem ganzen Wirbel die allerschlechteste Figur gemacht. In dem großen Liebeszirkus war ich eben nur der Clown, der mit wilden Sprüngen um die Stallmeister herumtanzt, wenn sie den Teppich zusammenrollen. Deshalb war es auch Unsinn, was ich eben gesagt habe, Unsinn und Hochmut. »Ihr Hunde seid doch bessere Menschen« — so wär’s richtig gewesen.
    Der See ist nach der Trockenheit der letzten Tage weit zurückgesunken und liegt im fahlgelben Rund des ausgedörrten, übermannshohen Schilfs vor mir wie ein riesiger Saphir. Auf diesen Schilfrand lenke ich meine Schritte, meine plötzlich sehr müden Schritte...
    Enrico: Ist es wenigstens bei ihm die große Liebe, oder ist es nur die Rückkehr zum instinktiv erfühlten schwächsten Punkt, nachdem ihm die drei anderen Frauen unerreichbar blieben? Bei ihm vielleicht auch nur eine Verlegenheitslösung?
    Die Hunde rascheln im Schilf, Cocki voran. Man sieht deutlich, wo er gerade entlangläuft, denn im Wald der hohen Schilfwedel zieht er eine Furche. Jetzt stößt er einen Hetzlaut aus, und ein paar Wildenten knattern in die Höhe.
    Aber schließlich hätte Enrico ja genügend Auswahl unter seinen Studentinnen gehabt, nachdem er nun einmal diese Linie eingeschlagen hat...
    Und Margot? Plötzlich erkenne ich, daß das Ganze überhaupt nichts mit Margot und Enrico zu tun hat, sondern mit Buddy, mit seiner plötzlichen Veränderung. Ohne diese Veränderung wäre alles so geblieben, wie es war und wie ich es zu bewahren versucht habe. Was hatte er noch zuletzt gesagt, >nicht vor der Walze herrennen!<. Klingt sehr gescheit. Ein bißchen zu gescheit. >Sich von den Weibern nicht auffressen lassen, Freiheitskriege finden neuerdings in der Ehe statt!< Klarer Fall von Angst vor dem anderen Geschlecht. Und dann >Richter
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