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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde
Autoren: Hans G Bentz
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heranrudert, wird man in der Garageneinfahrt des rechten — also meines — Hauses einen langen Lulatsch mit Hornbrille und Badehose erkennen, der sich offenbar entmutigt auf eine Schaufel stützt. Das bin ich. Die Entmutigung hängt mit eben dieser Garageneinfahrt zusammen, in die der gestrige Gewitterregen wieder tiefe Canyons gefressen hat. Bis in die Mitte der Wiese schleppte er Sand und Kiesel, und ich versuche nun, die ärgsten Löcher wieder zu schließen, ohne daß ich das notwendige Material dazu habe. Ein paar Meter weiter links liegt Teddys Einfahrt. Während sie jedoch vorbildlich fest und zweckentsprechend ist, gelang es mir nie, meiner eigenen Einfahrt die nötige Form zu verleihen. Teddy hat seinen Kies im richtigen Verhältnis mit Erde gemischt und ihn dann von einer Walze plätten lassen. Mir hingegen verpaßte der Bauunternehmer eine Sorte Dreck mit Fusseln, der zwar billig war, in dem ich mich aber dauernd einmahlte.
    »Du brauchst mehr Kies!« sagte Teddy.
    Ich wartete bis zum Winterbeginn und organisierte mir dann von dem Besitzer einer Grube, die dreißig Kilometer entfernt liegt, Kies. Ich schippte den Gepäckraum meines Wagens so voll, daß er X-Beine bekam, und verbrauchte bei der ganzen Aktion mehr Benzin, als die Sache überhaupt wert war. Da ich aber von Natur hartnäckig bin, ruhte ich nicht eher, als bis ich die ganze Auffahrt voller Kies hatte, zentimeterdick. In dem rutschte ich dann herum wie auf Schmierseife und feuerte mit den Hinterrädern Kies in alle Windrichtungen.
    »Schaff dir lieber gleich ‘n Maschinengewehr an«, sagte Teddy, dem ich Kies auch gegen die Seitenwand seines stets funkelnd sauberen VWs gefeuert hatte.
    »Du hast mir doch gesagt, ich hätte zuwenig Kies!«
    »Natürlich zuwenig Kies, aber jetzt hast du ja bloß Kies, du Hanswurst! Du brauchst Bindematerial. Schmeiß doch ‘n bißchen Erde dazwischen.«
    Ich begann Bindematerial zu holen, indem ich im nächsten Frühjahr mit Schaufel und Eimer auf die benachbarte Bauernwiese zog und dort die Maulwurfshügel abbaute. Der Bauer, mein alter Freund Wurzel-Sepp, kam am dritten Tag aus seinem Haus auf die Wiese und sah sich das eine Weile an. Schließlich erhob er Einspruch. Er tat das verhältnismäßig sanft, da wir die Eier und die Weihnachtsgans von ihm beziehen: »Was treibst denn da, alte Krampfhenne?« fragte er.
    »Bindematerial für meine Garageneinfahrt«, erklärte ich stolz.
    Der Wurzel-Sepp paffte aus seiner Halblangen eine blaue Wolke, die ein Stinktier neidisch gemacht hätte, kratzte sich nachdenklich am Hintern und sah zu meinem Haus hinüber: »Ja mei — des wird ja a Bahndamm!«
    »Das verstehst du nicht. Das walze ich mit dem Wagen alles wieder flach. Außerdem solltest du mir dankbar sein, daß ich deinen Maulwürfen die Hügel wegnehme! So was geht ihnen sicher auf die Nerven, und sie verziehen sich!«
    Der Wurzel-Sepp schob die Unterlippe vor: »Zwegen die Viecher brauchst dir net ‘n Arsch verrenka. Die san nützlich, verstehst? Außerdem ham Viecher koa Nerven net.«
    Ich richtete mich auf, wischte mir den Schweiß von der Stirn und war einen Moment lang versucht, seine Anschauung von der Nervenlosigkeit der Tiere zu widerlegen. Aber ich fühlte, es war völlig sinnlos, einem Bauern zu widersprechen, dem man etwas von seiner Erde wegnimmt. So sagte ich nur: »Na schön, ich bin ja schon fertig.«
    Er nickte: »Alsdann — pfüat di!« und stampfte davon. Noch seine bis in die Knie hängenden Gamsledernen drückten Verachtung und Kummer aus.
    Bei normalem Wetter funktionierte der Bahndamm nun. Aber jetzt, da Gewitter und Regen gekommen sind, geht’s wieder los, und wenn ich etwas zuviel Gas gebe, wühle ich mich durch Erde und Kies wieder bis auf den alten Dreck mit Fusseln.
    Einen Augenblick betrachtete ich kummervoll das Trichterfeld. Vielleicht lasse ich mir doch noch die Straßenwalze kommen...
    Diese Idee empfinde ich als ausgesprochen genial, da sie meine weitere Arbeit an der >Rollbahn< — wie Teddy meine Einfahrt zynisch zu bezeichnen pflegt — überflüssig macht. Aus der leeren Garage (Frauchen ist in geheimer Mission mit dem Wagen unterwegs) hole ich mir einen Liegestuhl und lege mich in den allerhintersten Winkel unseres Gartens neben Cockis frisches Grab.
    Meine linke Hand sucht zwischen den Tännchen, die um seinen Hügel wachsen, nach dem weißen Stein, auf den ich den Namen >Cocki< schrieb. Obwohl es nun schon zwei Monate her sind, seit ich seinen Körper in die Grube
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