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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde
Autoren: Hans G Bentz
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verbissen seine Bergtour fort, bis es auf der Terrasse landet, wo Weffi gelangweilt seine Pfoten pedikürt.
    In diesem Moment erscheint die Mama: »Wollt ihr den etwa behalten?«
    »Ja, das wollen wir«, sagt das Frauchen. »Gefällt er dir vielleicht nicht?« Es ist eine warnende Schärfe in ihrer Stimme.
    »Aber wir hatten uns doch geschworen«, erklärt die Mama, »keinen neuen mehr anzuschaffen, weil...« Ihre Lippen beginnen zu zittern, und das Herz dreht sich mir um.
    Das Knäuel hat inzwischen Kurs auf sie genommen und sich unverweilt eines Schnürsenkels bemächtigt. Es gibt einen Knacks, und es hat das eine Ende im Maul. Die Mama bückt sich schnell: »Um Gottes willen — wenn er das Metallende verschluckt!« Sie reißt dem Knäuel das gekappte Senkelende aus der Schnute. Das geht nicht ohne Kampf ab, und als sich die großmütterliche Gewalt als stärker erweist, schimpft das Knäuel mit lautem >wä-wä< hinter dem entrissenen Schatz her, um dann sofort an Mamas Finger zu nuckeln. Sie wirft einen Blick in Richtung auf Cockis Grab und schaut dann in die veilchenblaue Impertinenz, die ihr aus dem wüsten schwarzen Gekräu-sel des kleinen Hundegesichtes entgegenstrahlt: »Na, dein Ende werde ich hoffentlich nicht mehr erleben, Peterle«, verkündet sie düster.
    Wir atmen auf: das war eine unverkennbare Rückzugskanonade.
    Peter hat das Fingernuckeln nach einigen Sekunden satt und beginnt zu strampeln. Die Mama setzt ihn vorsichtig hin, und er nimmt sofort Kurs auf die Stufen, hinter Weffi her, der sich schweigend zur Wiese hin entfernt hat. Die Stufen hinunter überschlägt sich das Knäuel dreimal, ehe die Mama den ersten Angstschrei starten kann, geht dann am Fuß der Tritte in die Hocke und legt ein Würstchen vor den Steingarten. Die Familie betrachtet voller Rührung das Ergebnis: »Siehst du, er ist schon stubenrein!« sagt das Frauchen.
    »Er hätte es auch ins Zimmer gelegt«, erklärt die Mama, »ihm war eben hier gerade so.«
    »Er ist stubenrein«, bestimmt das Frauchen, »die Züchterin hat es mir ausdrücklich bestätigt. Außerdem brauchst du dich um nichts zu kümmern, ich mache alles weg.«
    Ich fühle, daß es an der Zeit ist, als Blitzableiter zu agieren: »Seht doch mal da...«
    Peterle hat einen Moment das Resultat seiner Bemühungen besichtigt. Anscheinend ist er damit zufrieden, denn er bewässert es — auf Hündinnenart. Das Beinheben kann er noch nicht. Dann saust er durch den Wald von Pusteblumen, Margeriten und Fleischernelken auf Weffi zu, der sich neben Cockis Grab gesetzt hat. Er postiert sich dicht vor ihn und wedelt mit dem Schwanzstummelchen. Als ihn der weiße Turm keines Blickes würdigt, springt er hoch und zupft ihn am Bart. Der Bart öffnet sich und entblößt zwei furchterregende Hauer, die sich fauchend in Peters Nacken graben. Sie schließen sich aber nicht, sie zwicken nur. Gentleman Weffi weiß, was er einem hilflosen kleinen Wesen schuldig ist. Das hilflose kleine Wesen quiekt wie eine Ratte und wirft sich vor ihm auf den Rücken. Eine Weile sehen sich die vier Augen an, zwei nußbraune, die schon manchmal vom Alter etwas verschleiert sind, und zwei blitzblanke, veilchenblaue. Dann tatzt Peterchen, immer noch auf dem Rücken liegend, ganz vorsichtig, zärtlich und ehrerbietig nach dem Kastenbart, in dem die Nase wie ein schwarzes Kohlestückchen steckt. Da senkt sich diese Nase auf ihn nieder und läßt sich herab, den kahlen Kinderbauch und die winzige Quaste, die Vorhut kommender Männlichkeit, zu besichtigen. Das Ergebnis scheint interessant, denn Weffi steht auf, er dreht mit der Pfote ganz vorsichtig das Peterle auf die Seite. Rücken und Kopf werden langsam und gewissenhaft inspiziert, und Peterchen benutzt die Gelegenheit, um Weffi schnell ein Küßchen auf die Nase zu geben: >Ich bin dein Sklave, und ich liebe dich, möchtest du nicht meine Mutter sein?<
    Worauf sich Weffchen in Bewegung setzt und würdevoll auf den Komposthaufen zuschreitet, wo die Mäuse schon zweimal meinen Kürbissamen aufgefressen haben. Peter arbeitet sich schnaufend durch den riesigen Blumendschungel hinterher. Dort am Kompost beginnt Weffi mit gezierter Pfotenbewegung ein Mauseloch aufzugraben, das Knäuel sitzt daneben und betet ihn an.
    »Na, dann wollen wir mal Mittag essen«, schlage ich vor.
    Bei Tisch entsteht sofort die Frage, woraus Peterchen fressen soll. Für Cocki und Weffi waren vor Jahren zwei Aluminiumtöpfe angeschafft worden, die in einem Ständer hängen. Frauchen
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