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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde
Autoren: Hans G Bentz
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hatte in irgendeiner jener Zeitschriften, die sie vor dem Einschlafen zentnerweise zu verschlingen pflegt, gelesen, daß den Hunden das Futter besser bekomme, wenn sie sich nicht zu bücken brauchten, sondern wenn es ihnen sozusagen in halber Höhe serviert werde. Ich erklärte, daß ich dies für Blödsinn hielte, denn für den Hund sei alles gut, was seinen ursprünglichen Lebensbedingungen entspreche, und es sei nicht anzunehmen, daß ihm die Wildnis seinen Fraß in halber Höhe serviere. Natürlich wurde der Ständer trotzdem angeschafft, und Cocki und Weffi fraßen auch aus halber Höhe wie die Scheunendrescher.
    Nun stehen wir zu dritt vor dem Ständer und zögern. Im Geist sehen wir einen kleinen Löwenkopf mit goldenen Augen und einer großen, braunen Nase, unter der das Futter in Minutenschnelle verschwand, während Weffchen, der Aristokrat, seine Portion mit englischer Würde langsam aufmümmelte, scharf beobachtet von dem Löwenkopf, in dem nie die Hoffnung erlosch, daß es Weffi doch einmal zuviel sein könnte. Es war’s aber nie. Nach Cockis Tod hatten wir den zweiten Napf für Weffis Wasser benutzt, aber er weigerte sich, draus zu trinken, und bestand auf der gesprungenen Kompottschüssel, aus der sie gemeinsam gesoffen hatten.
    Über den Tod hinaus schützte er so das Eigentum seines Gefährten.
    Der Augenblick des schmerzlichen Zögerns endet damit, daß Frauchen die Schüssel aus dem Ständer nimmt, mit Schabefleisch und Reis füllt und für Peterchen auf den Fußboden stellt. Auch Weffi bekommt ausnahmsweise Schabefleisch, damit er nicht neidisch wird. Er schnuppert ein und nimmt dann Kurs auf Peters Napf.
    »Habt ihr das gesehen?« fragt Frauchen, die neben dem Napf auf der Erde hockt. »Weffi hat wieder mit Lust gefressen! Und warum?«
    »Aus Futterneid«, sage ich.
    Ihre Augen flammen: »Ach, du mußt immer alles ‘runterziehen! Er hat es getan, sage ich dir, weil er wieder einen Gefährten hat!«
    »Wozu die Aufregung? Futterneid bei Weffi ist doch ein Zeichen dafür, daß er wieder normal wird.«
    »Der Peter!« schreit die Mama dazwischen.
    Frauchen kann ihm gerade noch eine Teppichfranse aus dem Maul reißen, natürlich eine von dem alten Teheran. Worauf sich das schwarze Bündel keineswegs für den Futternapf interessiert, sondern unter dem Radiotisch einen seit Wochen vermißten Rotstift auftreibt und in Windeseile zerlegt. Jetzt setzt es von Frauchens Hand etwas auf den Po, was mit markerschütterndem Geschrei quittiert wird. Sie hebt ihn ungerührt am Nackenfell hoch und setzt ihn vor den Napf.
    »Ich kann das gar nicht mit ansehen«, sagt die Mama, wendet aber keinen Blick von der Erziehungsszene.
    »Ja, von irgendwas muß er doch schließlich leben«, erklärt das Frauchen, »noch dazu ein so junges Tier!«
    Das junge Tier hat aufgehört zu schreien und begreift, daß dicke Luft ist. Es frißt gehorsam zwei Schabefleischkugeln, die ihm hingehalten werden, gewinnt Geschmack daran und steigt mit allen vieren in den Napf, wo es so lange frißt, bis ihm das letzte Stück mit einem lauten Rülpsen aus dem Maul fällt.
    »Das kann er nachmittags fressen«, sagt Frauchen. »Junge Hunde müssen ja sehr häufig...« Sie schweigt, denn etwas sehr Merkwürdiges ereignet sich. Als sie die Hand nach dem Napf ausstreckt, greift sich das Bündel blitzschnell das herausgerülpste Stück, klettert aus dem Napf, wackelt zu Weffi, der sich auf sein Mittagsschlafkissen zurückgezogen hat, und legt ihm den Bissen hin. Es wedelt vergnügt-demütig mit dem Stummelschwänzchen, während Weffi die Gabe würdevoll verzehrt und sich anschließend sogar herabläßt, das Bündel nach weiteren Schabefleischbröckchen abzusuchen, die ihm überall im Fell hängen.
    Die Mama hat Tränen in den Augen: »Er schläft natürlich bei mir!« erklärt sie zusammenhanglos. Worauf wir uns zu Tisch setzen. Wenn wir aßen, blieb bisher Weffi auf seinem Kissen am Kamin, weil ihm Betteln bei Tisch verboten ist. Aber plötzlich hält er dieses Verbot offenbar für aufgehoben und sitzt da wie ein Steiff-Tier, den Kastenbart mit dem schwarzen Steckkontakt der Nase und den stillen, nußbraunen Augen hypnotisierend auf das Menschenfressen gerichtet. Hinter ihm hat sich — obwohl bis zum Platzen gefüllt — das Knäuel aufgebaut und imitiert den großen Bruder. Aber schon bei der Suppe fallen ihm die Augen zu, und kurz darauf fällt die ganze Miniaturausgabe auf die Seite. Dann beginnt es so laut zu schnarchen, daß sich selbst Weffi
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