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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde
Autoren: Hans G Bentz
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Deubel erst erwachsen ist, kauf’ ich dir ‘ne neue Kerze. Und jetzt wird geschlafen. Basta!«
    Damit mache ich ihre Tür zu und gehe, gefolgt von Weffi und dem Bündel, nach unten. Das Bündel fällt die Treppe zum größten Teil sehr geschickt hinunter, aber zwischendurch gelingt ihm auch schon ein Hopser.
    Unten im Garten, während die beiden einträchtig Pusteblumen abmontieren, setze ich mich neben Cockis Grab. Susanne erscheint, blaß und lieblich in einem neuen Anlauf, ihr Herz auszuschütten, gibt es aber auf, als sie das Bündel entdeckt: »Ach, ist der süß!« sagt sie. »Darf ich ihn mal ‘rübernehmen?«
    »Natürlich, nur gib ihm nichts zu fressen.«
    Weffi, der etwas vom Fressen gehört hat, folgt Susanne mit erhobener Nase, und so bin ich endlich mit meinem Cockchen allein. Vor dem Hollerbaum stehen Schwebefliegen, im Flieder summt es von Bienen, und überall sind Pfauenaugen, Zitronenfalter und Kohlweißlinge am Werk. Der Himmel ist tiefblau, sehr hoch und voll kleiner Lämmerwölkchen, Pflastersteine aus zerrupfter Himmelswatte.
    Ich streichele, ganz eingesponnen in die schläfrig summende Stille, den sonnenwarmen Hügel neben mir. »Mein kleiner Löwe«, sage ich, »es ist nicht zu fassen, daß du da unten liegst. Und du liegst ja auch gar nicht da, ist ja Quatsch. Ich fühle ganz deutlich, daß du jetzt um mich bist, mein Löwechen. Weißt du noch, wie ich dich aus der Hundehandlung holte, aus dieser Räuberhöhle, vor der du, mit deinen traurigen Goldaugen, an einer Strippe angebunden, im strömenden Regen saßest? Und wie du später über alle Zäune sprangst und das Filet aus dem Eisschrank der Metzgerei klautest? Und wie du, kaum daß wir hier eingezogen waren, zwischen den beiden Foxln von dem guten Onkel da drüben Ordnung schafftest? Du watscheltest mit deinen dicken Latschpantoffelfüßen einfach hinein, packtest das Männchen am Genick, warfst es ins Gebüsch, vergewaltigtest die Hündin, die es gar nicht fassen konnte, daß ihr dieses Glück in ihrem hohen Alter noch mal widerfuhr, fraßest beiden die Näpfe leer, legtest eine Wurst auf die Türschwelle und gingst stolz von dannen. Ach, mein liebes, stolzes, starkes Löwechen, jetzt habe ich doch wieder Wasser in den Augen, und ich dachte, daß ich über deinen Tod alle Tränen geweint hätte, die ein Mann überhaupt in aller Stille und Verborgenheit weinen kann... Ja, also — mein Löwechen, wir haben da plötzlich einen neuen Hund, dieses schwarze Bündel, den neuen Peter. Nach dem Peterchen haben wir ihn genannt, der dich anbetete und den dann der Lastwagen totfuhr. Ein Peterchen wie deines wird es nie wieder geben, wie es nie wieder einen Cocki geben wird wie dich. Aber wie gesagt, es ist ein neues Peterle da. Was draus wird, weiß kein Mensch, aber der Weffi ist wieder jung geworden, und vor allem deine gute Oma, dein Stullendampfer, dem immer zur rechten Zeit ein Stück Fleisch über Bord fiel — sie ist auch wieder froh. Ich weiß, daß dich das mehr freut, als wenn sie dir jetzt schon nachgefolgt wäre. So kann sie noch ein Dutzend Jahre und mehr das Leben genießen und über ihre Kinder und Hunde seufzen. Ich wollte dir’s nur erzählen und dich bitten, Frauchen nicht böse zu sein. Ich brauche mich nicht bei dir zu entschuldigen, denn ich selbst habe noch keinen neuen Cocki, und wer weiß, ob ich ihn je finde. Das Bündel ist Frauchens Hund, das weiß ich jetzt schon, und ich gehöre für ihn nur zur Einrichtung. Das Weffchen ist in seiner unendlichen Güte schon halb nicht mehr von dieser Welt und dem lieben Gott vielleicht näher als wir alle. Also sind wir beiden ganz ungestört, du da unten und ich hier oben!«
    Ein Schatten fällt über mich. Ich blicke auf: es ist das Frauchen, und ich habe das peinliche Gefühl, daß sie die Tränenspuren auf meinem Gesicht bemerkt hat. Natürlich läßt sie sich nichts merken und fragt nur, wo die Hunde seien.
    »Susanne hat das Veilchenauge mit ‘rübergenommen, weil sie es so süß findet, und Weffchen ist hinterhergelaufen, falls es drüben was zu fressen gibt.«
    In diesem Augenblick erscheint Susanne schon wieder, mit Veilchenauge auf dem Arm: »Mami findet ihn goldig! Aber sie hatte gerade die Abrechnungen für Vatis Steuererklärung vor, und ihr wißt ja, dann ist sie immer ganz nervös, und Peterchen hat — als sie ihn auf den Schoß nahm — das Paket mit den Arztkosten erwischt und ist damit unter die Couch gesaust. Mami hat die Couch hochgehoben, und ich bin drunter
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