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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde
Autoren: Hans G Bentz
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gekrochen. Er war schon beim Zerreißen, aber es läßt sich noch kleben. Und dann wollte er die Büroklammer ‘runterschlucken, wir haben sie ihm aber aus dem Mäulchen gerissen, und dann hat er sich in einer Sprungfeder mit dem Hinterfüßchen verheddert und dermaßen geschrien, daß wir dachten, der Fuß ist ausgerenkt! Aber er kann schon wieder laufen. So dachten wir, wir bringen ihn lieber zurück!«
    Sie setzt das Bündel vor uns ins Gras, und es beweist, daß es tatsächlich noch laufen kann, indem es Weffchen, der still gefolgt ist, in den Bart fährt. Weffi wehrt ihn mit der Pfote ab, das Bündel fällt auf den Rücken und gräbt seine nadelspitzen Zähne in Weffis Pfote. Weffi dreht den Störenfried abermals um, so daß er wieder auf dem Bauch liegt, und tut dann etwas ganz Verblüffendes: er setzt sich einfach auf das Peterle. Das quietscht und windet sich unter ihm, aber Weffchen hechelt uns nur glücklich an: der Störenfried ist unschädlich gemacht. Wir lachen schallend, Susanne auch. Dann erstarrt ihr Gesicht, als erschrecke sie über etwas Unziemliches, und plötzlich schießen ihr die Tränen in die Augen, sie dreht sich um und läuft in ihr Haus zurück.
    Während ich ihr verblüfft nachsehe, nimmt Frauchen das quiekende Bündel unter Weffis Po weg und auf ihren Schoß. Dort beginnt sie, ihn abzusuchen. Weffi setzt sich neben sie ins Gras und treibt Pediküre an seinen rosa Zehen. Für einen Augenblick ist es wieder so still, daß man die Bienen summen hört.
    »Ist dir nicht aufgefallen«, fragt das Frauchen, »daß Marc die ganzen letzten Wochen nicht mehr zusammen mit Susanne hierher ‘rausgekommen ist?«
    »Ja.«
    »Du wirst dich da einschalten müssen.«
    »Wieso? Man soll sich nie in eine Ehe mischen. Entweder einigen sie sich auf meine Kosten und danken es einem nie, oder es geht schief, dann ist man schuld dran, daß sie sich nicht einigen. Außerdem habe ich noch eine kleine Nebenbeschäftigung.«
    »Das möchte dir so passen, du dickes Biest«, sagt das Frauchen, »glaubst vielleicht, du könntest dich verkriechen...«
    »Na, erlaube mal«, beginne ich entrüstet und sehe dann, daß sie einen dicken Floh gemeint hat, den sie befriedigt auf einem Stein zerknackt.
    »Schließlich«, sage ich, »gibt es in jeder jungen Ehe Anpassungsschwierigkeiten.«
    »Leider ist es mehr als das. Ein ganzes Nest von Flöhen unter der Achsel!«
    »Ein — ach so, das ist wieder Peterchen!« Es ist eine bemerkenswerte Eigenschaft meiner Gefährtin, über zwei grundverschiedene Themen gleichzeitig zu sprechen und sie fugisch miteinander zu verschlingen. So fährt sie denn ganz unbefangen fort: »Susanne war gestern bei mir und hat mir ihr Herz ausgeschüttet. Marc hat ein Verhältnis mit irgendeinem Weib, dem er augenblicklich ein Haus baut. Reiche Witwe, Langeweile und Bosheit — so ein schwarzes Luder. Wenn er sie frißt, besteht nämlich die Gefahr, daß er Bandwürmer bekommt.«
    »Das wäre der Witwe ganz recht, aber wieso bekommt Marc Bandwürmer von ihr? Hat sie einen?«
    »Du solltest keine Witze über so was machen. Außerdem weißt du ganz genau, daß ich die Flöhe meine und daß ein Hund nur Bandwürmer bekommen kann, wenn er Flöhe frißt. Du mußt mit Susanne sprechen und mit Marc auch. Vor allem aber mit Susanne. Du weißt, wie die Mädels an dir hängen und daß du noch immer ihre letzte Zuflucht bist.«
    Seufzend stehe ich auf: »Na, dann will ich mal ‘reingehen und wenigstens meine Fernsehszene noch zu Ende schreiben, das hätte ich Marc übrigens nie zugetraut. Ich hielt ihn immer für ‘ne nette Flasche.«
    »Eben, weil, er eine Flasche ist, ein Schwächling und Muttersöhnchen, deshalb tut er’s. Ein wirklicher Mann macht sich nicht so billig, weil er’s nicht nötig hat.«
    »Natürlich.« Ich bemühe mich, es möglichst überzeugend klingen zu lassen. »Weiß es Addi?«
    »Ja.«
    »Na und?«
    »Sie ist natürlich todunglücklich.«
    »Und Teddy?«
    »Ahnt nichts. Für sein Herz wäre das viel zu gefährlich.«
    »Na, dann werde ich mal ‘reingehen.«
    Drinnen im Hause aber fängt mich die Mama mit bedeutsamem Augenrollen ab: »Der Marc ist da! Ich habe ihn in dein Arbeitszimmer gesetzt! Sieh zu, daß du ihn bald loswirst, diesen miesen Kerl. Hättest du dich bloß nicht so eingelassen mit diesen ganzen Sachen!«
    »Ja, ich weiß, Mulleken.«
    »Ich habe es dir schon vor drei Jahren gesagt, als die Bentlers auf Urlaub fuhren und wir die Mädels auf dem Hals hatten!«
    »Du hast
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