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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde
Autoren: Hans G Bentz
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los?«
    Er lächelt schief: »Also — ja — als Architekt hat man’s nicht leicht, wie jeder im freien Beruf.«
    »Weiß ich. Weiter. Langt’s nicht mit dem Geld?«
    Die Schweißtropfen stehen ihm auf der Stirn, wie ich mit verwundertem Mitgefühl feststelle: »Mit Geld hat es wohl zu tun, aber es ist umgekehrt...«
    »Hast du zuviel? Dann könntest du mir gleich mal drei Mille pumpen, ich...«
    »Nein, nein — Colonel! Ach, es hat ja keinen Sinn, drumrum zu reden. Also — ich bin, wie Sie wissen, bei Rüttger und Söhne als fester Mitarbeiter, aber nur mit einem kleinen Fixum. Dafür habe ich die Klausel im Vertrag, daß ich direkte Aufträge annehmen kann, vorausgesetzt, daß Rüttger den Bau bekommt. Das Architektenhonorar kann ich dann für mich behalten.«
    »Verstehe.«
    »Na, und nun haben mir vor zwei Monaten Freunde einen Auftrag zugespielt, das neue Haus von Stefanie Koller — Sie wissen, wer das ist?«
    »Keine Ahnung.«
    »Koller und Schütte, Keks, Pfefferkuchen, Teegebäck — der alte Koller ist vor einem halben Jahr gestorben, der alte Schütte schon vor zwanzig Jahren. Koller hatte die Firma ganz übernommen, aber den Namen nicht geändert.«
    »Na und?«
    »Na, und der Koller hat eine ziemlich junge Frau hinterlassen. Stefanie, zweiunddreißig Jahre. Dunkel. Bildschön. Sie kann mir natürlich niemals das sein, was mir Susanne ist, und...«
    »Und trotzdem hast du...«
    »Sie müssen mich richtig verstehen, Colonel. Dieser Auftrag — abgesehen vom Geld —, das Haus und die Inneneinrichtung kommen durch ihre Beziehungen in die Dame und Film und Frau — das bedeutet für mich künftig doppelte Honorare und doppelt so viele Aufträge, und Susanne hätte jeden Grund...«
    »Wodurch weiß es Susanne?«
    »Sie vermutet es nur. Sie hat zwei Kinobilletts gefunden, die ich in einer Jacke vergessen hatte.«
    »Man vergißt immer etwas in seiner Jacke«, sage ich düster. »Und wie geht’s nun weiter?«
    »Ich habe natürlich versucht, ihr alles auszureden, und Stefanie hat sie auf meinen Wunsch eingeladen, damit Susanne sich selbst überzeugen kann, daß alles ganz harmlos ist. Sie — ich meine Stefanie — war ganz entzückend zu Susanne und hat ihr Komplimente gemacht...«
    »Ich habe auch nicht erwartet, daß sie ihr zwei verrammelte Betten zeigen würde, verdammt noch mal! Das Luder ist raffiniert.«
    »Welches Luder?«
    Ich gebe ihm meinen kältesten Eisblick: »Gibt es in diesem Fall zwei Luder?«
    Er wird blutrot: »Natürlich nicht...«
    »Na also. Lausige Situation, in die du dich da hineinmanövriert hast.« Ich stehe auf: »Jetzt werde ich mal einen nehmen.«
    »Ich auch — wo’s endlich ‘raus ist!« sagt er hinter mir, als ich die Schranktür öffne. Wir nehmen jeder einen, lassen die Flasche sicherheitshalber neben uns und zünden uns Zigarren an.
    Ich merke, wie er mich prüfend von der Seite mustert: »Sie haben eben gesagt, ich sei in eine lausige Situation geraten. Wieso nennen Sie diese Situation lausig?«
    »Weil wir Männer uns immer idiotisch vorkommen, wenn sich uns eine schöne Frau anbietet und wir ihr sagen müßten: Nein, danke, ich bin meiner Frau treu!«
    In seinen Augen glimmt Hoffnung: »Sie sagen >müßten< — meinen Sie, daß die meisten Männer das nicht fertigkriegen?«
    »Genau. Obwohl gerade das idiotisch ist und nicht das andere.«
    Sein Gesicht verdüstert sich wieder: »Warum?«
    »Weil unsere Weigerung anständig und selbstverständlich wäre und weil sie einer Frau mit Charakter nur imponieren würde. Offenbar hat deine Stefanie aber keinen.«
    Diesen Ausfall mache ich absichtlich, um zu sondieren, wie tief die Sache bei ihm geht. Er wird blutrot und würgt gewaltig. Also sitzt es ziemlich tief. Schlimm.
    Jetzt wird er sogar aggressiv: »Meine Frage ist vielleicht unverschämt, Colonel — aber waren Sie mal in einer ähnlichen Lage?«
    »Deine Frage ist wirklich unverschämt. Aber damit du nicht glaubst, ich kneife: zweimal.«
    »Ah! Und wie haben Sie reagiert?«
    »Das einemal war es die Frau eines Freundes. Junge, und was für eine Frau!« Ich schließe die Augen und sehe ihr Gesicht vor mir, die Augen — den Mund, diesen verrückt schönen Mund. »Von dieser Frau...«, entfährt es mir, »habe ich den schönsten Kuß meines Lebens bekommen.«
    Als ich die Augen erschrocken wieder aufmache, sehe ich, daß Marc nur noch auf dem Stuhlrand sitzt: »Und weiter — was passierte dann?«
    »Dann sagte ich ihr, daß sie eine wunderbare Frau und meine
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