Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde
Autoren: Hans G Bentz
Vom Netzwerk:
müssen.«
    »Erstklassig — und was tat sie dann?«
    »Etwas viel Gefährlicheres: sie ließ mich Susanne mitbringen. Die Fortsetzung kennen Sie ja. Sie haben sie selber mitgemacht.«

    Und ob ich es mitgemacht hatte!
    Die Mutter drehte nach der ersten Aussprache unter vier Augen mit Susanne um hundertachtzig Grad bei. Ich hatte das zweifelhafte Vergnügen, Marc während dieser Aussprache bei mir zu verwahren. Er benahm sich, als ob Susanne das erste Kind bekäme, und wütete derart unter meinen Alkoholvorräten, daß er stockbetrunken war, als die Mutter schließlich bei mir anrief. Ich mußte ihn hinfahren und in einem scheußlichen Salon warten, bis er endlich aus den Gemächern wieder zum Vorschein kam.
    Noch jetzt sehe ich ihn, wie er damals mit der Klinke in der Hand vor mir stand und nur immer den Kopf schüttelte wie ein betrunkener Rabe. Ich nahm ihm. die Tür aus der Hand, schloß sie und feuerte ihn in einen Stuhl.
    »Es sind schon andere Söhne vor dir enterbt worden«, tröstete ich ihn, »und sie haben trotzdem...«
    Er tauchte für einen Moment aus seinem Alkoholnebel auf: »Was heißt hier enterbt — sie sind ein Herz und eine Seele!«
    »Wer?«
    »Mutter und Susanne! Ich werd’ verrückt!«
    Er wurde nicht verrückt, sondern fiel statt dessen mit dem Kopf auf den Tisch und schlief ein. Gleich darauf erschienen Mutter und Susanne. Die Mutter glich der seligen Adele Sandrock. Während sich Susanne mit dem Aufschrei: »Mein armer Liebling!« um Marc bemühte, fühlte ich mich von Adele gemustert.
    »Ich habe eine ganze Reihe Ihrer Bücher gelesen«, sagte sie und zählte vier Titel auf. Drei davon waren von anderen Autoren, aber ich zeigte mich gebührend geschmeichelt. Dann bemerkte sie, die rührende Gruppe mit einem ironischen Blick streifend: »Susanne, dieser Mensch ist einfach betrunken. Das ist er immer, wenn es brenzlig wird.« Sie musterte mich streng: »Sie hätten seinen Vater kennen sollen! Als ich mit Marc niederkam, waren wir in Liberia. Mein Mann und eine Negeramme haben mich entbunden. Ich weiß nicht, wo Marc diese Weichheit her hat.«
    Ich murmelte etwas von Vererbungssprüngen und erkundigte mich schüchtern nach den Großvätern.
    »Ja«, meinte Adele, »vielleicht haben Sie recht. Der Großvater meines Mannes war Dirigent — einer Kurkapelle, zwanzig Jahre lang und immer in Kissingen. Das kommt gleich nach Gehirnerweichung.« Sie faßte mich erneut streng ins Auge: »Um so glücklicher bin ich, daß er nicht irgend so einem modernen Frauenzimmer in die Hände gefallen ist, die Kieselherzen haben und nur noch an gewissen Körperstellen Weiber sind. Statt dessen habe ich eine Tochter hinzugewonnen. Sie entschuldigen mich jetzt bitte — wir beiden Frauen werden diesen Menschen ins Bett bringen. Empfehlen Sie mich Susannes Eltern, es wird mir ein Vergnügen sein, sie bald aufzusuchen.«
    Kurz darauf ereignete sich die zweite Sensation: Marc wurde an Susanne zu einem energischen, ja aufrührerischen Mann, was eine Reihe — teilweise nicht druckfähiger — Kommentare im trauten Familienkreis auslöste. Der noch salonfähigste wurde von Addi geliefert und ging dahin, daß bei Susanne ein gewisser Mangel an Intelligenz offenbar durch anderweitige Begabungen aufgewogen werde. Das wiederum nahm Margot, übel, die bei diesem Gespräch zugegen war und sich sofort zum Beweis dafür erbot, daß auch eine intelligente Frau diese anderweitigen Begabungen entwickeln könne. Sie wurde — unter Hinweis darauf, daß sowohl sie wie ihr Buddy noch zahlreiche Semester zu studieren hätten — beschworen, diesen Beweis in Grenzen zu halten. Man glaube ihr die betreffenden Begabungen ohne weiteres, was schon daraus hervorgehe, daß sie einen so notorischen Windhund und Schürzenjäger wie Buddy dermaßen fest an ihrer Wagendeichsel vertäut habe.
    Marcs Mannwerdung hatte sich vor allem darin geäußert, daß er aus dem mütterlichen Hause auszog und sich von seinem gesamten väterlichen Erbe ein eigenes, hypermodernes baute, sehr zur Freude Susannes und zum fassungslosen Entsetzen Adeles, die besonders Susanne für diese Wendung verantwortlich machte und jeden Verkehr mit den beiden abbrach.
    Ja, und nun sitzt er vor mir, der gute Marc, und polkt an seiner Lippe.
    »Cognac?« frage ich.
    »Nein, danke, Colonel. Hab’ schon genug heute.«
    »Also dicke Luft.«
    »Zum Schneiden. Sie wissen natürlich durch die Frauen genau Bescheid.«
    »Ich habe nicht mehr gehört als ein Gemurmel. Was ist
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher