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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde
Autoren: Hans G Bentz
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angstvoll mein Gesicht: »Meinst du wirklich?«
    »Ich meine wirklich, Goldstück. Er fühlte sich, als ob er das Große Los gewonnen hätte. Ich habe...«, fügte ich bescheiden hinzu, »natürlich noch ein bißchen nachgeholfen.«
    Sie warf die Arme um mich und gab mir einen Kuß, an dem aber wirklich alles dran war. Als ich wieder zu Atem kam, konnte ich nur noch murmeln: »Es wird, glaube ich, höchste Zeit, daß dein dickes Möbel da oben wieder gesund wird!« Dann bemerkten wir, daß der Professor neben uns stand, das eine Bein in seinem Wagen und beide Augen in unserem. Ich kurbelte das Fenster hinunter: »Frau Bentler ist so glücklich, daß es ihrem Mann bessergeht!«
    Der Professor nickte, stieg wortlos in seinen Wagen und fuhr ab.
    »Er sah nicht sehr überzeugt von deiner Erklärung aus«, meinte Addi, »und ziemlich enttäuscht!«
    Ich drückte den Anlasser: »Das geht uns allen so mit dir, mein Kind. Mit Ausnahme deines Besitzers.«
    Und da biegt Frauchens Wagen in die Einfahrt und schlittert auf dem Trichterfeld bis dicht an meinen Liegestuhl. Ich kann — aus meinen Addi-Träumen gerissen — gerade noch zur Seite springen, aber das Frauchen klettert ohne jeden Sinn für die knapp vermiedene Zermalmung des Hausherrn hinter dem Steuer vor und gräbt etwas aus der Tiefe des Wagens — die Zaubermedizin, die — wie wir hoffen — uns unsere beiden Liebsten, die Mami und das Weffchen, erhalten soll.

2

    Frauchens Frisur ist, wie ich feststelle, vollständig zerrauft und ihr Gesicht rot wie eine Tomate. Im Arm trägt sie ein Bündel, das sie mir jetzt hinhält: »Nun nimm ihn doch mal, er hat mich fast verrückt gemacht während der Fahrt.«
    Ich nehme das Bündel. Es riecht nach nassen Windeln.
    »Das ist die Aufregung«, sagt sie, ais ich mit den Nasenflügeln wackele. »Sonst ist er völlig stubenrein.«
    Ich öffne das Bündel. Es riecht daraufhin noch stärker, aber gleichzeitig erscheint ein schwarzes Wuschelköpfchen mit ziemlich impertinenten, veilchenblauen Augen und macht »Wä-wä«. Als ich mich ihm nähere, beißt es mich fröhlich und mit ungemein spitzen Zähnen in die Nase. Ich setze es vorsichtig auf die Erde, wo es sofort — wenn auch ziemlich wacklig — auf eine Pusteblume zumarschiert und sie demontiert. Die Blume löst sich auf, und das kohlschwarze Wollknäuel muß so niesen, daß es umfällt.
    Plötzlich ist Weffi da. Früher begrüßte er die Rückkehr jedes von uns mit jenem ohrenbetäubenden >Weff-weff-weff<, von dem er ja seinen Namen hat. Seit Cockis Tod schwieg er. Er tut es auch jetzt, aber immerhin hat er das Neue gewittert und läßt sich herab, es zu inspizieren. Das Wollknäuel zeigt sich entzückt, nimmt sofort Kurs auf den Kastenbart, unterläuft ihn und beginnt an seiner Unterseite nach den mütterlichen Zapfstellen zu suchen. Dabei muß es an eine Stelle geraten sein, wo es weh tut, denn Weffi knurrt, zeigt einen Zahn und geht auf die Terrasse zurück, offensichtlich angewidert von so viel Blödheit.
    »Ja, was ist denn das?« tönt die Stimme der Mama vom Balkon.
    »Das ist Peter«, erklärt Frauchen, die mit einem Lappen an ihrem Kleid herumwischt. »Der neue Peter. Eigentlich heißt er Tabu von Sowieso — irgendwas Geschwollenes. Aber für uns ist er Peter, und ich habe ihn besonders für dich mitgebracht.«
    »Na, das hat uns gerade noch gefehlt«, erklärt unser guter alter Schloßgeist und ruft dann, während Frauchen und ich einen Blick der Verzweiflung wechseln: »Paß doch auf — er fällt — da, er ist gefallen — ich sage ja, es geht schon los! Als ob man mit den Nerven nicht schon genug herunter wäre!« Und damit verschwindet sie vom Balkon.
    Wir drehen uns um. Das Knäuel hat den Versuch gemacht, Weffi auf die Terrasse zu folgen. Dazu muß es aber ein paar Steinstufen überwinden und ist schon von der ersten rückwärts heruntergekollert, liegt auf dem Rücken und mauzt. Ehe wir ihm aber helfen können, ist es bereits wieder hoch und probiert es noch mal mit dem gleichen Ergebnis. Es bleibt stehen und denkt offensichtlich nach. Und dann tut es etwas sehr Verblüffendes: es vermeidet die Stufen und klettert durch den Steingarten zur Seite der Stufen empor. Es gelingt ihm, wenn auch nicht ohne Abenteuer. Die dicke braune Eidechsen-Mutti, die dort haust, huscht aufgeschreckt von ihrem Sonnenstein, und das Knäuel bleibt erschrocken stehen und fragt uns auf veilchenblau, ob dieses unerhörte Wesen gefährlich sei. Als wir nur lachen, setzt es
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