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Zwei Toechter und drei Hunde

Zwei Toechter und drei Hunde

Titel: Zwei Toechter und drei Hunde
Autoren: Hans G Bentz
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Cocki hat sich nun doch entschlossen, aufzustehen und durch den schon etwas ruppigen Steingarten zu Enrico zu latschen, um ihn sicherheitshalber zu visitieren. Er handelt nach dem alten Werbeslogan >Geben Sie dem Schicksal eine Chance!< Man kann ja nicht wissen, ob dieser Mensch nicht doch eine Wurst in der Tasche hat oder wenigstens eine vergessene Semmel. Enrico knudelt seinen Kopf, worauf Cocki auf die Garageneinfahrt zuwackelt.
    »Deinen Sprüchen nach zu urteilen«, sagte ich, »hast du mal wieder was ausgefressen.«
    Enrico lehnt den Kopf zurück und seufzt. Er seufzt selig, wie ich mit einem Seitenblick feststelle.
    »Die da drüben«, sagt er dann in Richtung Bentler, »genieren sich alle, es dir zu sagen.«
    »Wenn ich diese Bemerkung mit deinen vorherigen Sprüchen multipliziere, hast du eine der Frauen dort verführt. Da ich das bei Addi für ausgeschlossen halte und Susanne wieder in jungem Glück macht, bleibt nur Margot, und das erfüllt mich mit stiller Hoffnung.«
    Er wirft sich zu mir herum, daß der Stuhl kracht: »Wieso?«
    »Weil du dann endlich von ihrem boxenden Verlobten totgeschlagen wirst und mich nicht länger mit delphischen Sprüchen langweilen kannst.«
    »Bin ich verpflichtet zu lachen? Im übrigen liegst du völlig falsch. Denn nicht ich habe Margot verführt, sondern sie mich! Wir bestellen morgen das Aufgebot, du wirst Trauzeuge und mußt dir einen Frack leihen. Außerdem kostet dich’s ein Hochzeitsgeschenk. Bist du nun froh, daß du im Stuhl liegst?«
    Ich liege nicht mehr im Stuhl, sondern sitze bolzengerade: »Was erzählst du da?«
    Er sieht mich frech an, kann aber nicht verhindern, daß er errötet: »Ausnahmsweise die Wahrheit! Für einen notorischen Schwindler und Gaukler schwer zu begreifen, was? Als Margot und ich nämlich reinen Tisch machten, hat sie mir auch deinen Trick mit dem Boxer gebeichtet. Er sei dir aber verziehen, denn er war, wie du in solchen Fällen wohl zu sagen pflegst, auch ein Teil des Weges oder vielmehr Umweges. Und ohne diesen Umweg wäre ich nie mit diesem Knaben Buddy fertiggeworden, der die ganze Zeit in heuchlerischem Schweigen zu meinen Füßen gesessen hat!«
    »Und nun wirst du ihn vermutlich durchfallen lassen!«
    »Irrtum. Ich werde dafür sorgen, daß er die Prüfung besteht, obwohl er zwar begabt, aber stinkend faul ist. So. Und jetzt werde ich dir erst mal einen Cognac und eine Zigarre holen, du bist ja ganz weiß um die Nase.«
    Er steht auf, geht ins Haus, und ich falle in meinen Sessel zurück. Ich fühle mich platt wie eine Flunder. Drüben bei Bentlers sehe ich Margots Kopf am Fenster. Er verschwindet, als mein Blick ihn trifft. Gleich darauf erscheint Addi vor dem Haus, macht ziemlich gekünstelt »huhu!« und saust gleich wieder hinein. Enrico ist mit Flasche, Gläsern und Zigarren wieder da, und bis er mir die Zigarre angezündet und alles übrige umfallsicher im Gras aufgebaut hat, komme ich allmählich geistig wieder zu Atem: »Möchtest du mir nicht freundlicherweise erzählen, was sich nun eigentlich abgespielt hat?«
    »Ja, eigentlich war alles ganz einfach. Du würdest sagen, daß mich das Schicksal im wahrsten Sinn des Wortes in die Zange genommen hat. Die eine Seite der Zange: Stefanie und ich entdeckten nach einigen sehr amüsanten Wochen, daß Schopenhauer recht hatte mit seinen Igeln, die sich nicht zu nahe rücken dürfen. Jedenfalls einigten wir uns auf durchaus noble Weise, und eines Morgens bekam ich einen Brief, daß sie auf eine Weltreise gegangen sei. Augenblicklich ist sie, glaube ich, in Indien und will mir gelegentlich wieder mal schreiben. Zweite Zangenseite: Ich entdeckte bei dieser Gelegenheit, daß trotz all deiner Drahtseilakte und Knalleffekte mein erstes Gefühl für Margot das richtige war...«
    »Ich denke, sie hat dich verführt?«
    »Wenn du mich nur einmal in deinem Leben ausreden ließest, ging’s ja viel schneller! Auf Grund dieser meiner Entdeckung sah ich mir die junge Dame etwas genauer an und stellte mit dem sicheren Instinkt des Liebenden fest, daß sie keineswegs glücklich war. Ich fand sogar, ihren Blicken folgend, auch schnell den Schuldigen ihrer Traurigkeit heraus, der dieses berückende Wesen so tragisch verwandelt hatte. Und auch sie, mit dem Instinkt der Frau, bemerkte diese meine Blicke, geriet in zunehmende Verwirrung. Und dann, als wir uns zufällig mal vor meinem Amtszimmer in der Uni trafen, tat sie etwas Großartiges, denn sie sagte plötzlich: >Darf ich Sie einen Augenblick
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